Unwetter im Kreis Mansfeld-Südharz Unwetter im Kreis Mansfeld-Südharz: Sturm knickte 14 Höchstspannungsmasten um
Alberstedt/Erdeborn - Das zweite Ferropolis. Als Andreas Mötzing erfährt, welchen Spitznamen viele Einwohner der vom Unwetter gebeutelten Landstriche in Mansfeld-Südharz und im Saalekreis den in sich verdrehten Überresten der Hochspannungsmasten gegeben haben, weil sie an die Riesen-Bagger in der Stadt aus Eisen bei Gräfenhainichen erinnern, kann er schon wieder lachen. Dazu war dem Regionalleiter des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz zuletzt selten zumute. Zu groß sind die Schäden, die die Windhose am Dienstagabend hinterlassen hat.
Vor allem 50 Hertz hat die Sturmfront schwer getroffen. „Bis alles wieder so aussieht wie vorher, werden wohl vier bis sechs Monate vergehen“, sagte Mötzing. Noch fällt es schwer, die genaue Höhe des entstandenen Schadens zu beziffern. „Wir sind vorsichtig, gehen in einer ersten Schätzung inklusive der Entschädigungen für betroffene Landwirte allerdings von etwa zehn Millionen Euro aus“, sagte 50-Hertz-Sprecher Volker Kamm.
Gleich 14 Höchstspannungsmasten der zwischen Lauchstädt/Klostermansfeld und Wolmirstedt verlaufenden 380-Kilovolt-Leitung hatte der Sturm umgeknickt, drei weitere wurden beschädigt. Alle Masten liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt - zwischen den kleinen Orten Alberstedt (Saalekreis) und Erdeborn (Mansfeld-Südharz), wo selbst am Tag nach dem Sturm noch Tausende von Einwohnern zeitweise ohne Strom waren. Denn nicht nur die Hochspannungsleitungen wurden beschädigt. Als deren Masten umstürzten, rissen sie Mittel- und Niederspannungsleitungen des Netzbetreibers Envia-M mit sich. „Man sollte die Angriffsfläche der Strommasten nicht unterschätzen“, erklärte ein Sprecher von Envia-M. Bei starken Stürmen könne man immer wieder mit bloßem Auge sehen, wie sich die Masten biegen.
Über Provisorien und Umschaltungen konnte das Unternehmen 50 Hertz inzwischen den Stromfluss wieder sicherstellen. Bis gestern Abend waren die beschädigten Masten auch soweit abgesichert, dass sämtliche Wege, seien es Landstraßen oder Wirtschaftswege, wieder für den Verkehr freigegeben werden konnten. In den kommenden Wochen soll nun der Wiederaufbau der zerstörten Masten beginnen. Die fast schon kunstvoll verformten Stahlgerippe müssen in diesem Zuge allerdings völlig verschwinden. „Zum einen, weil sie total zerstört sind, zum anderen, weil es diese Modelle aus den 70er Jahren heute gar nicht mehr gibt“, erklärte Mötzing. Überrascht zeigte sich der Regionalleiter von 50 Hertz über die Fundamente: „Trotz der enormen Kräfte, die auf die Masten gewirkt haben müssen, sind die Fundamente zum größten Teil noch absolut intakt“, sagte er.
Im Mittel- und Niederspannungsbereich ist Envia-M schon einen Schritt weiter, allerdings waren auch nur zehn Masten betroffen. Schon am Tag nach dem Unwetter machten sich Firmen daran, die Leitungen neu zu verlegen und im wahrsten Sinne des Wortes windschiefe Holzmasten neu zu verankern, damit sie bei der nächsten Böe nicht auch noch kippen. (mz)