Unterstützung Unterstützung: Tiertafel in Magdeburg versorgt Haustiere von Bedürftigen

Magdeburg/DAPD. - Manchmal ist mehr, manchmal weniger Andrang am Eingang der Magdeburger Tiertafel. „Am Ende des Monats ist es natürlich voller. Logisch, weil da das Geld alle ist“, sagt Diana Degenkolbe, die gemeinsam mit sieben weiteren ehrenamtlichen Helfern die Futterausgabe koordiniert. In der Schlange, in der auch schon mal 120 Leute stehen, sind hauptsächlich Hartz-IV-Empfänger, Rentner, Geringverdiener und Menschen, die in eine Schuldenfalle getappt sind und sich das Futter für ihre Haustiere nicht mehr leisten können.
Jeden Donnerstag organisiert Degenkolbe mit ihrem Team von 16.00 bis 18.00 Uhr die Ausgabe. Neben Tierfutter gehören auch Sachspenden, Zuzahlungen für den Tierarzt sowie Beratung bei der Tierhaltung zu den Leistungen der Tafel. Der gräuliche, unscheinbare Flachbau in der Ackerstraße 2 ist eine von insgesamt 23 Ausgabestellen der Tiertafel Deutschland. 2006 wurde der Bundesverband gegründet, Magdeburg folgte im Dezember 2007. Finanziert wird der Verein hauptsächlich über Spenden von Privatleuten oder Futtermittelgeschäften.
Zwtl.: Vom Meerschweinchen zum Chinchilla wird alles versorgt
„Wir unterstützen maximal drei Tiere pro Haushalt“, erklärt Degenkolbe. Bei der wöchentlichen Ausgabe bekommen die Tierbesitzer Futterrationen für drei bis vier Tage mit. Die Tiertafel wolle jedoch nicht die Haltung der Tiere komplett übernehmen, betont die Helferin. Auch Neuanschaffungen unterstützt die Tafel nicht. „Wir versorgen nur die Tiere, die im Haushalt vorhanden waren, bevor der finanzielle Notstand eingetreten ist.“ Zudem müssen die Kunden ihre Bedürftigkeit vor Ort nachweisen können.
Zu Spitzenzeiten hatte die Ausgabestelle 700 Tiere in ihrer Kartei. Aktuell sind es noch 550, darunter Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Frettchen, Kanarienvögel, Ratten, Fische und Chinchillas. Einer der Kunden ist Gerhard Kniep mit seinem Chihuahua Leonardo da Vinci. Der 72-Jährige besucht regelmäßig die Tafel. Hauptsächlich aber wegen der Gesellschaft, wie er sagt.
Zwtl.: Tiertafel ist auch eine Art Treffpunkt
„Das ist auch eine Art Treff. Man sieht sich unter Gleichen“, erklärt Degenkolbe. An den Tischen vor der Ausgabe setzen sich die Tierhalter oft bei Kaffee und Kuchen zusammen, den die Tafelmitarbeiter ihnen geben. Weil sie pro Besuch im Schnitt nur drei Minuten Zeit hat und die Probleme und Schicksale der Menschen zumeist sehr komplex sind, findet Degenkolbe die Hausbesuche bei ihren Kunden, die sie zusätzlich leistet, besonders wichtig. „Vor Ort kann man sich überzeugen, wie es den Tieren geht.“ Außerdem habe sie dann auch Zeit, sich mit den Menschen zu beschäftigen. „Wenn man die Umstände kennt, kann man besser helfen.“
Bei ihren Hausbesuchen fand die 48-Jährige die Tiere jedoch schon unter schlimmsten Umständen vor. Mit Rat und Tat versuche sie dann, den Menschen und ihren Tieren beizustehen. Hin und wieder jedoch auch erfolglos. „Für sehr viele Menschen ist das Haustier der letzte Anker im Leben“, sagt Degenkolbe. Wenn sie das Gefühl habe, nichts ausrichten zu können und die Tierhaltungsbedingungen zu prekär seien, habe sie jedoch auch keine Hemmungen das Veterinäramt zu verständigen, betont Degenkolbe. „Die Leute lieben ihre Tiere über alles. Aber manche wissen nicht, was nötig für sie ist.“