Ulrich Marseille Ulrich Marseille: Kampf mit Geld und harten Bandagen
Halle/MZ. - Marseille ist in der größten Stadt des LandesMitinhaber und Geschäftsführer eines Wohnungsunternehmens,der EWG Hansel KG, die in der PlattenbausiedlungNeustadt Hochhäuser unterhält. Genau dieseHäuser waren es, die den Hamburger an derSaale bekannt machten. 1996 hatte Marseilleinsgesamt 2700 Wohnungen von der kommunalenWohnungsgesellschaft GWG gekauft. Zwei Jahrespäter verklagte er die GWG auf 115 MillionenMark Schadenersatz, weil er sich in der Höheder Mieteinnahmen getäuscht sah.
Vor dem Landgerichtund dem Oberlandesgericht Naumburg kämpfteder Hamburger mit harten Bandagen, warf zumBeispiel einem Richter Inkompetenz vor. Docher verlor in beiden Instanzen. Anfang diesesJahres ermittelte die Staatsanwaltschaft Hallegegen Marseille, weil der Verdacht aufgekommenwar, er haben in einer der Verhandlungen einenZeugen zur Falschaussage verleiten wollen.Das Verfahren wurde später eingestellt.
Mitten in den Millionenstreit fiel im Jahr1999 die Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt. Marseillegriff in Halle massiv ein. Er steckte vielGeld in die "Mieter- und Bürgerliste", diemittlerweile mit vier Abgeordneten im Stadtratsitzt. Andere Parteien argwöhnten, Marseillewolle "U-Boote" im Stadtparlament installieren,um so Einfluss auf städtische Unternehmenwie die GWG ausüben zu können. In deren Aufsichtsratsitzen nämlich auch Stadträte. Die Mieter-und Bürgerliste (MBL) schlug im Kommunalwahlkampfmassiv populistische Töne an, konnte aberkaum mit konkreten Vorschlägen aufwarten.Ähnlich verlief im vergangenen Jahr der Oberbürgermeister-Wahlkampfin Halle, bei dem der von der MBL unterstützteKandidat die Mitbewerber auch unsachlich angriff.
Marseille selbst war zu diesem Zeitpunkt pikanterWeise Mitglied der halleschen CDU. Für dieSchill-Partei wird er sich jetzt auch um denAufbau von Ortsverbänden kümmern müssen. Davongibt es trotz rund 300 Mitgliedern noch keineneinzigen.