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Überblick Überblick: Dritte Landeshauptstadt ohne ICE-Anschluss

Von Alexander SChierholz 01.11.2012, 19:39

Magdeburg/Halle (Saale)/MZ. - ICE-Anbindung Magdeburgs: Die Landeshauptstadt verliert den ICE-Anschluss - das klingt dramatischer als es ist. Die Zeiten, in denen regelmäßig ICE-Züge nach Berlin fuhren, sind schon seit den 1990er Jahren vorbei. Die vier ICE-Züge, die derzeit noch in Magdeburg stoppen, sind nur bessere Intercitys: Sie verkehren morgens und abends auf der IC-Linie Hannover-Magdeburg-Halle-Leipzig, auf der sonst im Stundentakt der IC rollt. Der ICE ist nicht schneller, bloß teurer. Nach Angaben der Bahn werden die ICE-Züge ab Fahrplanwechsel Mitte Dezember abgezogen und durch Intercitys ersetzt, weil die ICE-Züge als Winterreserve benötigt werden. Mitte März soll zumindest ein Zugpaar wieder als ICE gefahren werden. Und 2014 sollen zwischen Leipzig und Hannover dann Züge rollen, die moderner sind als jeder ICE: neue Intercitys mit Doppelstockwaggons. In denen lassen sich - wie im IC üblich - auch Fahrräder mitnehmen. Im ICE ist das nicht möglich.

Schneller Anschluss von Magdeburg nach Berlin: Fehlanzeige. Morgens fährt ein IC von der Bundes- in die Landeshauptstadt, abends zurück, das war es. Den "Kaiser-Otto-Express", einen schnellen Regionalzug ohne Zwischenhalte, streicht die Bahn Mitte Dezember nach zwei Jahren wieder aus dem Fahrplan. Zuletzt fuhren nach Bahnangaben täglich noch nicht einmal 300 Passagiere mit. 400 mindestens hätten es sein müssen, um kostendeckend zu wirtschaften. So aber fuhr der Konzern nach eigenen Angaben eine Million Euro Verlust pro Jahr ein. Landeszuschüsse für den "Kaiser-Otto-Express" gab es nicht. Trotz mehrfach geänderter Abfahrtszeiten und Fahrpreise sei es nicht gelungen, die Nachfrage zu steigern, sagt Bahnsprecher Jörg Bönisch. "Das Potenzial in Richtung Berlin ist einfach nicht da." Die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Nasa sieht das anders. Der Express sei zwar an und für sich ein gutes Angebot gewesen, sagt Nasa-Chef Klaus Rüdiger Malter. "Aber es war eben nur eine einzige Zuggarnitur, die zwischen Magdeburg und Berlin pendelte. Damit lässt sich keine beständige Nachfrage schaffen." Ein weiteres Problem: Teilweise fuhren der "Kaiser-Otto-Express" und der einzige verbliebene IC zwischen Magdeburg und Berlin kurz hintereinander.

ICE-Anbindung Halles: Alle zwei Stunden halten die ICE-Züge der Linie Berlin-München in Halle, dazwischen in Leipzig. Nach allem was bisher bekannt ist, soll das auch so bleiben, wenn 2015 die Hochgeschwindigkeitsstrecke bis Erfurt, 2017 bis Nürnberg fertig ist.

Fernverkehrsanschluss Naumburg / Weißenfels: Noch machen ICE-Züge in Naumburg Station. Weißenfels ist vereinzelt IC-Halt. Doch Ende 2015 werden beide Städte vom Fernverkehrsnetz der Bahn abgekoppelt werden. Fernzüge fahren dann ohne Halt über die Neubaustrecke zwischen Erfurt und Halle. Das Land, das den Nahverkehr finanziert, will zumindest teilweise Ersatz mit schnellen Regionalzügen schaffen. Das sieht ein neues Fahrplankonzept vor, das auch Anschlüsse an den Fernverkehr in Halle, Leipzig und Erfurt garantieren soll. Den Zuschlag für den Regionalverkehr im Süden des Landes hat gerade erst ein Konkurrent der Bahn erhalten - das Verkehrsunternehmen Abellio aus Essen.

Mitteldeutsches S-Bahn-Netz: Von Halle-Nietleben nach Leipzig-Stötteritz, von Bitterfeld nach Gaschwitz südlich von Leipzig, von Hoyerswerda nach Geithain - ab Ende 2015 wird der Regionalverkehr im Großraum Halle / Leipzig völlig neu geordnet. Die meisten Regionalzüge werden dann zu S-Bahnen, sechs Linien umfasst das neue Netz, das von der Deutschen Bahn betrieben werden soll. Herzstück ist der Leipziger City-Tunnel, durch den wie durch ein Nadelöhr alle Züge fahren sollen - im Fünf-Minuten-Takt. Doch der ist gefährdet: Der zuständige Leipziger Nahverkehrszweckverband droht, Verbindungen zu streichen, falls Sachsen nicht mehr Geld nachschießt.

Direktverbindung im Harz: Von Halle durch den Harz ohne Umsteigen nach Hannover, und damit vom Ost- in den Westharz - das ist ab Ende 2014 passé. Dann endet der Zug aus Niedersachsen schon in Goslar, direkt an der Landesgrenze, wo der Zug nach Halle wartet. Sachsen-Anhalt hat zwei Jahre lang erfolglos mit den Nachbarn verhandelt. Die schrieben die Strecke schließlich kurzerhand neu aus - Sachsen-Anhalt hatte das Nachsehen.