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Treffen in Bad Kösen Treffen in Bad Kösen: Corpsstudenten wollen Image aufpolieren

16.05.2002, 13:42

Bad Kösen/dpa. - Dem«Cösener Corpsverband» (Kösener Senioren-Convents-Verband/KSCV)gehören insgesamt 23 000 Mitglieder an. Davon sind etwa 2000 aktiveStudierende, die übrigen bleiben als Alte Herren Mitglieder derVerbindung.

«Wir müssen aus dem Elfenbeiturm heraus», sagte der Vorsitzendedes Verbandes alter Corpsstudenten, Gerhard Daniel (Kiel) zum Auftaktdes Kösener Congresses vor Journalisten. «Es war ein Fehler, dass wiruns 50 Jahre lang nur mit uns selbst beschäftigt haben.» DenStudentencorps hafte bis heute der Ruf an, ein elitärer Kreis zusein. Indessen könnten die Corps Kenntnisse, Erfahrungen undSchlüsselqualifikationen vermitteln, die in einer globalisierten Weltstärker gefragt seinen, als je zuvor. Daniel betonte, dieStudentencorps träten für Toleranz ein und grenzten sich strikt gegenden politischen Extremismus ab. Bei der Aufnahme in dieStudentencorps würden keine Unterschiede hinsichtlich politischerAuffassungen, religiöser oder ethnischer Herkunft gemacht. Damitgrenzten sich die Corps klar von den Burschenschaften ab.

Die Studentencorps wollen ihre internationalen Verbindungenverstärkt pflegen, sagte der Sprecher der aktiven Studenten, FrankMeißner (Marburg). Dies sei besonders wichtig im zusammenwachsendenEuropa. Vor allem sollten auch Brücken nach Osteuropa, etwa in dasBaltikum geschlagen werden. Für den November kündigte Meißner einenWeltkorporationstag in Würzburg mit rund 1000 Teilnehmern aus dem In-und Ausland an. Der Kösener Congress wird seit 1994 wieder in derGeburtsstadt des Corpsverbandes, Bad Kösen, abgehalten. Er dauert bisSamstag. Neben Tagungen und geselligen Beisammensein werdentraditionell hervorragende Studenten mit der «von Klinggräff-Medaille» geehrte. Die Auszeichnung ist nach dem Corpsgründergenannt.

Die historischen Wurzeln der konfessional und parteipolitischnicht gebundenen Kösener Corps und der mit ihnen eng verbundenenWeinheimer Corps gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Sie warenin der Zeit des Nationalsozialismus verboten. Corps sind schlagendeVerbindungen. Bis heute wird die so genannte Mensur gefochten. Dasmittlerweile häufig als nicht mehr zeitgemäß kritisierteMensurfechten wurde von den Corpssprechern als eine Form derTraditionspflege der körperlichen Ertüchtigung sowie der Förderungvon Fairness und Gemeinschaftsgeist als wichtiger Bestandteil desCorpslebens verteidigt. Frauen können nicht Mitglieder in denStudentencorps werden. Nach eigenen Angaben unterhalten die Corpsderzeit in Deutschland 150 Corpshäuser mit zusammen 2000 Wohnplätzen.