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Toter in der Badewanne Toter in der Badewanne: Staatsanwaltschaft: Behinderter ist nicht ertrunken

Von Karl-Heinz Klarner 12.07.2018, 15:52
In diesem Haus passierte der Unfall.
In diesem Haus passierte der Unfall. Maik Schumann

Sangerhausen - Der tragische Tod eines 35-jährigen körperlich und geistig Behinderten im Christlichen Jugenddorf (CJD) in Sangerhausen ist nicht auf Ertrinken zurückzuführen. Das hat die Obduktion des Leichnams ergeben.

„Es müssen jedoch noch weitere Untersuchungen erfolgen, um die genaue Todesursache festzustellen“, sagte am Donnerstag Klaus Wiechmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Halle.

Demnach habe der Mann unter anderem an Epilepsie gelitten. Auch einen Herzinfarkt wollte Wiechmann als Todesursache nicht ausschließen. Aufschluss darüber sollen jetzt sogenannte chemisch-toxikologische Untersuchungen in der Rechtsmedizin in Halle bringen. Diese werden wohl noch einige Tage in Anspruch nehmen, so dass frühestens Mitte der kommenden Woche mit einem abschließenden Ergebnis zu rechnen sei.

Zu den genauen Umständen, die zum Tod des Mannes führten, laufen jedoch die Ermittlungen weiter. Sie richten sich wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen eine 39-jährige Pflegerin. Die Frau konnte bisher zu dem Vorfall noch nicht vernommen werden. Sie erlitt einen Schock und befindet sich aktuell im Krankenstand.

Unterdessen hat am Donnerstag das CJD in einer Stellungnahme Spekulationen in der Öffentlichkeit zurückgewiesen, die Betreuerin hätte während des Bades den Raum verlassen. „Uns ist wichtig klarzustellen, dass der Bewohner zu keiner Zeit unbeaufsichtigt war“, sagte Astrid Bernhardt, Fachbereichsleiterin Wohnen und Begleiten, im CJD Sachsen-Anhalt.

Vielmehr habe der Mann einen Krampfanfall erlitten, der vermutlich auch außerhalb der Badewanne zum Tod geführt hätte, teilte das CJD mit. Nunmehr sei es wichtig, dass der Vorfall aufgearbeitet wird. Zum einen durch die Untersuchungen von Polizei und Staatsanwaltschaft und zum anderen durch eine psychologische und seelsorgerische Begleitung der Belegschaft und der Bewohner.

Behinderter Mann lag leblos in der Badewanne

Nach Angaben der Polizei hatten Beschäftigte der Pflegeeinrichtung den Mann am Montag dieser Woche leblos im Wasser einer Badewanne gefunden. Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Im CJD in Sangerhausen kümmern sich 262 Beschäftigte um die Betreuung von 130 Menschen mit mehr oder weniger schwerem Handicap.

Die Heimaufsicht, die dem Landesverwaltungsamt in Halle angegliedert ist, hatte erst vor kurzem die Einrichtungen des CJD in der Kreisstadt unter die Lupe genommen. „Dabei hat es keinerlei Beanstandungen gegeben“, betonte CJD-Pressesprecherin Julia Edele.

Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes wurden im vergangenen Jahr von den insgesamt 698 Heimen in Sachsen-Anhalt 544 auf Mängel untersucht. Nur einer der geprüften Einrichtungen sei in der Folge der Weiterbetrieb untersagt worden. Darüber hinaus sei ein Bußgeldbescheid erteilt worden. (mz)