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Tierpräparator Tierpräparator: Ein Emu kam aus Australien

18.06.2002, 14:01

Magdeburg/dpa. - Vor fünf Jahren machte der passionierteJäger sein Hobby zum Beruf. Seitdem konservierter in seiner Magdeburger Werkstatt Haustiereund Jagdwild. "Selbst der stärkste Eber verlässtmeinen Laden handzahm", schmunzelt der ehemaligeDachdecker.

Die Wurzeln des Präparatoren-Handwerks reichenbis ins Alte Ägypten zurück: Zunächst mussdas Fell, Feder- oder Schuppenkleid des Tieresabgezogen, gereinigt und gegerbt werden, bevores sich auf ein Plastikgerüst leimen lässt.Ein US-Versandunternehmen liefert die täuschendechten Glasaugen. Gegen Schädlings- und Pilzbefallkommt ein Präparatoren-Hausmittel der besonderenArt zum Einsatz. "Das Fell wird vergiftetoder mit Mottenkugeln behandelt", erklärtWinn. Auch Jäger nutzen die Kunst des Handwerkers.

Wegen Wartezeiten von bis zu einem halbenJahr werden die toten Tiere im Kühlraum gelagert.Der erinnert an ein Gruselkabinett: Bei Neonlichtwarten die gefrorenen Tierkörper auf die Weiterverarbeitung.Nebenan köcheln Reh-Köpfe auf kleiner Flamme.Durch die Prozedur werden die Schädel zunächstvom Fleisch befreit und dann gebleicht. Erstdann kann Winn letzte Unebenheiten abschleifen.Auf Holzbrettchen befestigt, sollen die Geweiheschließlich einmal in Jägers Wohnzimmer zieren.Manchmal wird aber auch nur ein schlichterBettvorleger gewünscht, sagt der Präparator.

Beliebtes Dekor für Hotels und Kaufhäuserseien Szenen aus freier Wildbahn. Mit starremBlick reckt ein Schwarzbär in seinem Schauraumdie tote Tatze, als ob er zum Angriff ansetzt.Das Wildschwein bleckt die Furcht einflößendenHauer. "Wenn Bewegung drin steckt, wirkendie Stücke echter." Zu Ostern seien Lämmergefragt. "Nur Hunde präpariere ich nicht",sagt der Hundehalter und krault seinem "Konsul"liebevoll den Rücken. Die emotionale Hemmschwellesei dafür zu groß.

Vom Yak-Rind aus dem HimalajaHochland biszur Tiefseekrabbe hat sich Winn fast allemgewidmet, was kreucht, fleucht und schwimmt.Großwildjäger lassen bei ihm ihre Trophäender letzten Safari konservieren, aber auchSchulen und Museen zählen zu seinen Kunden.Per Luftfracht wird schon mal ein Gerippeaus Afrika eingeflogen. Das größte Tier, daser bislang bearbeitet hat, war ein australischerEmu. Wochen habe es gedauert, bis der 1,80Meter große Vogel seine Werkstatt wieder verließ.Einen Fuchs aus heimischen Wäldern zu bewahren,ist für den Mann dagegen schon Routine.

Aufträge kommen meist aus Sachsen-Anhalt,aber auch aus Schweden und Russland. "Präparierenist eine Leidenschaft, die im Blut liegt",sagt der gebürtige Magdeburger. Um Kundenzu gewinnen, organisiert er Jagdreisen aufdem ganzen Globus. Artgeschützte Tiere, wieLeoparden, landen nur in Ausnahmen auf derWerkbank. "Dafür muss eine Genehmigung vorliegen."