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Thüringen Thüringen: Letzte Ehre für die gefallenen Kameraden

Von Till Erdtracht 02.07.2009, 11:38
Die Särge der getöteten Bundeswehr-Soldaten sind in der Stadtkirche in Bad Salzungen vor dem Altar aufgestellt. (FOTO: DPA)
Die Särge der getöteten Bundeswehr-Soldaten sind in der Stadtkirche in Bad Salzungen vor dem Altar aufgestellt. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Bad Salzungen/ddp. - Zuhören ist nur der Gleichschritt der 18 Kameraden, die zum Altar derStadtkirche von Bad Salzungen vormarschieren. Dort stehen die inschwarz-rot-goldene Flaggen eingehüllten Särge mit den Leichen derGefallenen aufgebahrt, ein Stahlhelm und zwei Einsatzmedaillen vonBundeswehr und NATO sind darauf platziert.

Jeweils sechs Soldaten stemmen die Särge auf ihre Schultern undtragen sie langsam hinaus in die sengende Mittagshitze. DerProzession folgen mit gesenktem Kopf die Angehörigen der Opfer undBundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Die Anteilnahmein der thüringischen Kleinstadt ist beträchtlich: Rund 900Trauergäste geben den Toten am Donnerstag das letzte Geleit.

Vorher, zum Beginn seiner Rede, spannt Jung den Bogen vonpersönlichem Leid zu nationalen Sicherheitsinteressen: Er spricht vondem schmerzlichen Verlust aufgrund eines hinterhältigen undverbrecherischen Anschlags. Dies führe vor Augen, «welch hohen Preiswir zahlen, damit wir in Deutschland in Frieden und Freiheit lebenkönnen». Ein Rückzug aus Afghanistan komme aber nicht in Frage. Damitwürde das Land wieder in die Hände der Taliban gegeben werden, diezynisch und rücksichtslos seien, sagt der Minister. Dann verneigt ersich vor den Opfern, die bei Kameraden beliebt und bei Vorgesetztengeschätzt waren.

Alexander S. aus Brandenburg und der aus Thüringen stammende OlegM. waren erst wenige Tage vor ihrem Tod nach Afghanistan geschicktworden, Martin B. aus Sachsen-Anhalt stand kurz vor der Rückkehr indie Heimat. Die Männer zwischen 21 und 23 Jahren hatten sich vor mehrals einer Woche ein Feuergefecht mit Taliban geliefert. Dabei stürzteihr Transportpanzer in ein Flussbett. Zwei von ihnen waren soforttot, ein weiterer starb wenig später.

Die gefallenen Hauptgefreiten gehörten demPanzergrenadierbataillon 391 in Bad Salzungen an. Einer war kurz vordem Einsatz vom Fallschirmjägerbataillon Zweibrücken inRheinland-Pfalz nach Thüringen abkommandiert worden. DerBürgermeister von Bad Salzungen, Klaus Bohl (Freie Wähler), sagt, erund die Einwohner der Stadt seien tief erschüttert vom Tod derSoldaten.

Der evangelische Militärdekan Helmut Jakobus beklagt, «viel zufrüh sei dieser Tod eingetreten, zu schrecklich waren dieBegleitumstände». Sein katholischer Kollege Hartmut Gremler sprichtvon einer «bitteren Wirklichkeit». Die Soldaten strebten nach Friedenund hätten stattdessen «das grausige Gesicht von Gewalt und Terror»erlebt.

In der ersten Reihe lauschen die Angehörigen und Jung den Wortender Prediger. Unter den Trauergästen ist auch ThüringensMinisterpräsident Dieter Althaus (CDU). Auf den Holzemporen stehendie Kameraden in grauen Anzügen. Einige wischen sich Tränen aus denAugen, als die Nationalhymne zum Abschluss des Gottesdienstes ertönt.

Zurück bleiben in der Kirche die übergroßen schwarz-weißenPorträts der Gefallenen. Fröhlich und stolz sehen die Gesichter derMänner aus, die voller Zuversicht zu ihrem Einsatz aufgebrochenwaren. Martin B. wäre am Mittwoch 24 Jahre alt geworden.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) läuft in der Stadtkirche in Bad Salzungen an den Särgen der gefallenen Bundeswehr-Soldaten vorbei. (FOTO: DPA)
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) läuft in der Stadtkirche in Bad Salzungen an den Särgen der gefallenen Bundeswehr-Soldaten vorbei. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild