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Studie Studie: Schützt grüner Tee vor Darmkrebs?

Von THOMAS SCHÖNE 22.09.2011, 20:36

Halle (Saale)/DPA. - Es sei die bislang größte Untersuchung dazu weltweit, sagt der Studienleiter und Direktor der Klinik für Innere Medizin des Uniklinikums Halle, Thomas Seufferlein. Geprüft wird die Wirkung von grünem Tee auf die Entstehung von Polypen im Darm, einer häufigen Vorstufe von Darmkrebs.

Die Deutsche Krebshilfe finanziert das Projekt mit 2,1 Millionen Euro. Mit jährlich 73 000 Neuerkrankungen und mehr als 26 000 Todesfällen ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. Start der Studie mit 3 000 Probanden ist am 26. September. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Sie haben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Die Forscher wollen auch herausfinden, ob bei Patienten, denen Polypen entfernt wurden, der Tee eine Neubildung bremsen kann.

Zwei Kapseln pro Tag

Grüner Tee enthält neben Bitterstoffen und Koffein das Pflanzenhormon Epigallocatechin-3-gallat (EGCG). "Aus Forschungsarbeiten ist bekannt, dass EGCG die Entstehung von Tumoren der Prostata, Brust und Gebärmutter hemmt", sagt Seufferlein. Weil es einfacher ist, werden bei der Studie Grüntee-Kapseln verwendet - zwei Stück täglich pro Teilnehmer. "Das entspricht fünf bis zehn Tassen Tee, je nach Zubereitungsweise", sagt die Studienleiterin und Ärztin für klinische Pharmakologie der Uni Ulm, Julia Stingl. Die Kapseln enthalten bis auf das Koffein alle Wirkstoffe des grünen Tees.

Eine Probanden-Gruppe erhält Grüntee-Kapseln, die andere Placebos. Weder Teilnehmer noch Wissenschaftler wissen, wer die "richtigen" Kapseln nimmt. "Damit ist eine objektive Beurteilung möglich", sagt Stingl. Mit einer Darmspiegelung wird nach drei Jahren bei jedem Teilnehmer geprüft, ob und wie viele neue Polypen sich gebildet haben. "Bestätigt sich unsere Hypothese, dann können wir wissenschaftlich fundiert sagen: Die Inhaltsstoffe von grünem Tee schützen vor Darmkrebs und zwar in einer Menge, die etwa fünf bis zehn Tassen Tee pro Tag entspricht", sagt Stingl.

Gute Erfolgsaussichten

Die Erfolgsaussichten sind nach Meinung der Forscher günstig. In Japan gab es 2008 eine Pilot-Studie mit 125 Teilnehmern, die zu dem Ergebnis kam, dass nach einem Jahr Einnahme von Grüntee-Extrakt die Anzahl der Darmpolypen zurückging. Aber dieses Ergebnis könne nicht unbedingt auf Europa übertragen werden, weil Menschen in Asien gewohnt seien, sehr viel grünen Tee zu trinken, hieß es.

Die Studienleiter sind sich einig: Auch wenn grüner Tee die Entwicklung von Polypen hemmt, sei es unwahrscheinlich, dass Europäer davon bis zu zehn Tassen täglich trinken. Schon heute sind indes Kapseln mit Grüntee-Extrakt im Handel. "Im Falle eines wissenschaftlichen Wirknachweises", so Stingl, "wäre eine Ergänzung der Ernährung durch Einnahme von Extrakt in Kapselform möglich."