1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Streit mit Handball GmbH: Streit mit Handball GmbH: Urteil gegen Bernd-Uwe Hildebrandt

Streit mit Handball GmbH Streit mit Handball GmbH: Urteil gegen Bernd-Uwe Hildebrandt

Von Alexander Schierholz und Hendrik Kranert 29.11.2007, 18:24

Magdeburg/MZ. - Gegenstand des Streits war ein Geschäft zwischender Handball GmbH und einer Firma Hildebrandts.Dieser legte Berufung ein.

Das Urteil stammt vom 16. November, und es ist deutlich. Weil er seine "Obliegenheiten als Geschäftsführer verletzt" habe, hat das Landgericht Magdeburg den ehemaligen Handball-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt verurteilt, 4 988 Euro nebst Zinsen als Schadenersatz an die Magdeburger Handball GmbH zu zahlen. Hildebrandt habe als Chef der Handball GmbH "ohne Rechtsgrund" die Zahlung eben dieser Summe an die HCM Consulting und Marketing GmbH veranlasst, so das Gericht.

Das war im Juli 2005. Geflossen sein soll das Geld für Betreuungsleistungen in Vorbereitung der Saison 2005/2006. Hildebrandt war damals nicht nur Geschäftsführer der Handball GmbH, sondern auch - der HCM. Also quasi ein Geschäft mit sich selbst.

Der Fall wirft ein bezeichnendes Licht auf die Vorgänge rund um den Handball in Magdeburg, in deren Mittelpunkt der 49-Jährige steht. Bis Mitte März war er Chef der Handball GmbH, die Profi-Abteilung des Bundesligisten SC Magdeburg (SCM). Dann trat er zurück, weil die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung gegen ihn einleitete (die MZ berichtete). Hildebrandt soll Besucherzahlen von SCM-Heimspielen nach unten manipuliert und so Geld am Fiskus vorbeigeschleust haben, lautet der Vorwurf der Ermittler. Mittlerweile hat der 49-Jährige auch seinen Posten als Leiter des Olympiastützpunktes Magdeburg verloren - hier läuft der Streit vor Gericht aber noch.

Damit nicht genug. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Hildebrandt und andere Beschuldigte nicht nur wegen Steuerhinterziehung, sondern unter anderem auch wegen Bestechlichkeit und Untreue, so der Magdeburger Oberstaatsanwalt Rudolf Jaspers zur MZ. "Dabei geht es unter anderem um den Bau einer Leichtathletikhalle in Magdeburg, bei dem Gelder von Auftragnehmern an Herrn Hildebrandt geflossen sein sollen."

Zudem soll Hildebrandt Sportfördergelder veruntreut haben. So sollen kurz nach seinem Amtsantritt als Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung des Leistungssports (gGFL) seit 2002 jährlich rund 200 000 Euro aus deren Haushalt verschwunden seien. Davon geht nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung das Sozialministerium aus. Wie das Geld beiseite geschafft worden sein soll? Nach Informationen des Blattes zum Teil auf abenteuerliche Weise: So soll Hildebrandt etwa den Transport toter Schweine der gGFL als "Schülertransport" in Rechnung gestellt haben.

Jaspers rechnet damit, dass sich die Ermittlungen bis weit ins kommende Jahr hinziehen. "Zum Teil geht es um sehr umfangreiche Komplexe." Und es geht, neben den genannten Vorwürfen, um eine Menge Gerüchte. Etwa um das, wonach sich nach SCM-Heimspielen regelmäßig Funktionäre, Unternehmer und Kommunalpolitiker zu Ausflügen getroffen haben sollen - nach Polen ins Bordell. Den Sport im Land aber dürfte mehr interessieren, was aus der Sportförderung wird. Derzeit prüft der Landesrechnungshof bei der gGFL, einer Tochter des Landessportbundes. Wird der Firma die Gemeinnützigkeit aberkannt, drohen Rückzahlungen in Millionenhöhe.

In der Landespolitik wird der Fall Hildebrandt denn auch mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Er sei "ein bisschen erschrocken über die Ausmaße, die die Sache inzwischen annimmt", sagt der sportpolitische Sprecher der SPD, Norbert Born. Er habe aber die Hoffnung, dass die Sportförderung und die Förderung des Leistungssports im Land keinen Schaden nehme. Ähnlich äußert sich Borns FDP-Kollegin Lydia Hüskens. "Dem Renommee des Landes und des Sports hilft das sicher nicht", so Hüskens, Folgen für die Sportförderung fürchte sie jedoch nicht.

Ganz so optimistisch ist Wigbert Schwenke (CDU) nicht: "Es muss im Interesse aller Beteiligten liegen, schwerwiegende Schäden für den Sport in Sachsen-Anhalt zu vermeiden", so Schwenke. Dazu müsse geschaut werden, wo die Verantwortlichkeiten liegen.

Bei Hildebrandt? Der weist die Vorwürfe zurück, war aber für eine weitergehende Stellungnahme am Donnerstag nicht erreichbar. Gegen das Urteil vom 16. November hat er laut Gericht Berufung eingelegt.