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Auf dem Weg zur deutschen Einheit Stasi gegen Stasi - Wie das MfS die erste freie Wahl in der DDR torpedierte

Vor 35 Jahren wählten die DDR-Bürger zum einzigen Mal frei. An der Spitze des konservativen Bündnisses „Allianz für Deutschland“ stand mit Wolfgang Schnur ein Kandidat des MfS. Auch die SPD hatte mit Ibrahim Böhme einen IM nominiert.

Von Steffen Könau 01.03.2025, 10:00
Wolfgang Schnur (l.) und Ibrahim Böhme traten bei der letzten Volkskammerwahl in der DDR für die Allianz für Deutschland und die SPD als Spitzenkandidaten an.
Wolfgang Schnur (l.) und Ibrahim Böhme traten bei der letzten Volkskammerwahl in der DDR für die Allianz für Deutschland und die SPD als Spitzenkandidaten an. Fotos: Imago/Rainer Unkel

Halle/MZ. - Der Marktplatz von Halle ist berstend voll mit Menschen an diesem Februartag vor 35 Jahren. Vorn auf der eilig zusammengeschraubten Tribüne steht ein kleiner Mann im dunklen Trenchcoat, der vor Energie zu vibrieren scheint. Stolz und sichtlich gerührt schaut Wolfgang Schnur auf die Menschenmenge, die vom Rathaus bis zum Roten Turm reicht. „Hier steht ihr künftiger Ministerpräsident“, ruft der 45-Jährige den Massen zu. Schnur, dunkles Haar, Seitenscheitel, dünne Stimme, ist der Spitzenkandidat der „Allianz für Deutschland“, dem Zusammenschluss der DDR-Blockpartei CDU, der von der bayrischen CSU inspirierten Neugründung DSU und des Demokratischen Aufbruchs, einer Kleinpartei, die Schnur selbst mit aus der Taufe gehoben hatte.