September 2012 September 2012: "Adi" lebte bis 1955 in Halle
Halle (Saale)/MZ. - Adi, der eigentlich Gerhard Adolph heißt, war Kult; die von ihm moderierte Kindersportsendung „Mach mit, mach's nach, mach's besser” ein Straßenfeger, dessen Einschaltquoten nur noch der „Kessel Buntes” übertraf. 27 Jahre oder exakt 333 Sendungen über schickte Adi allmonatlich an einem Sonntag um 10 Uhr Schulmannschaften in einen spannenden wie launigen Wettbewerb.
Am 20. September feiert der noch immer quirlige und vielbeschäftigte Mann seinen 75. Geburtstag. Was die wenigsten wissen: Adi wurde in Halle geboren und lebte bis 1955 in der Saalestadt.
Im Zachow-Gespräch kramt der Wahl-Berliner, der seine Geschichte gewiss schon hundertfach erzählt hat, mit erkennbarer Lust in den lange verschütteten Erinnerungen an seine Kindheit. „Ich weiß noch, dass wir unter ziemlich schlimmen Bedingungen in einem Hinterhof in der Fleischerstraße gewohnt haben. Bei den Bombenalarmen im Krieg haben wir meine kleine Schwester immer hektisch in den Kinderwagengeworfen und sind Hals über Kopf in den Luftschutzkellertief unter der Moritzburg.”
Nach Kriegsende bezogen Adolphs einDomizil in der Breitenfelder Straße und Steppke Gerhard besuchtedie nahe gelegene Lutherschule. Bereits dort verpasste man ihm seinen berühmten Spitznamen, und schon da erwarb sich Klassenclown „Adi” erste Meriten: „Ich sollte am letzten Tag vor den Ferien etwas vorlesen. Weil ich noch nicht alles lesen konnte, habe ich einfach links und rechts etwas drumherumgesponnen”, erinnert er sich lachend.Die Lust am Fabulieren und Sich-Präsentieren führte ihn zumKinderkabarett im Klubhaus der Gewerkschaften – wo Adi auch glühenderAnhänger der Unterhaltungsshow „Per Draht gefragt” wurde.
Die Lust am großen AuftrittParallel reifte der sportbegeisterte junge Hallenser bei der HSG Wissenschaftzu einem vorzeigbaren Mittelstreckenläufer heran und warständiger Gast beim Fußball im Kurt-Wabbel-Stadion. Als 18-Jährigerwurde Adi zur Kasernierten Volkspolizei eingezogen und schnell zumASK Vorwärts Berlin delegiert, wo er zum Geher „umgeschult” wurde.Mit durchschlagendem Erfolg: Für kurze Zeit war er sogar Inhaber desStunden-Weltrekords.
Doch noch immer zog es Adolph, der den französischen PantomimenMarcel Marceau als sein großes Vorbild nennt, zur Bühne: „Jede freieMinute habe ich vorm Spiegel trainiert.” Ende der 50er Jahre durfteder Sportoffizier der Reserve endlich das ersehnte Schauspielstudiumaufnehmen – und wurde gleichzeitig fürs Fernsehen entdeckt. „Das istunser Mann”, hieß es in Adlershof mit Blick auf die in der Konzeptionbefindliche und zu Olympia 1964 in Tokio gestartete Sendung „Machmit, mach's nach, mach's besser”. Der Rest ist Geschichte. Woran ersich besonders erinnert?
„An meine Assistentinnen”, sagt Adi und spult lückenlos die Namen„seiner” Mädels ab, die übrigens immer dann aufhören mussten, wennsie ihrem lediglich 1,69 Meter großen Chef über den Kopf zu wachsenbegannen. „Nadine Krüger und auch Margrit Sartorius, die in den 80erJahren mit ihrer Zwillingsschwester Marie Co-Moderatorin war, sindja richtige Berühmtheiten geworden.”
Fünfmal war Adi mit „Mach mit, mach's nach...” auch in Halle, einmalgar Open Air in der Galgenbergschlucht. „Dort haben wir quasi antikeOlympische Spiele abgehalten, mit weißen Gewändern und allemPipapo; ein Sendungsmitschnitt ging sogar ans IOC.” Regelmäßigbesuchte er auch seine Anfang dieses Jahres 90-jährig verstorbeneMutter in Halle-Neustadt und pilgerte dann und wann zum Laternenfest.Ehefrau Christel, seine zwei Söhne und zwei Enkel bekommenihren Adi auch heute noch nicht übermäßig oft zu sehen: 200 bis250 Auftritte jährlich bestreitet der Unruheständler mit seiner „Machmit”-Tour in Kitas und Schulen und arbeitet außerdem als Synchronsprecher– und zwar meistens nachts: „Da sind die Studios leer undpreiswert.“