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Zwei Brände im Seeland Zwei Brände im Seeland: Erst Verpuffung bei Novelis in Nachterstedt, dann brennen hunderte Strohballen bei Frose.

Von Regine Lotzmann 29.08.2019, 13:40
Landwirte helfen dabei, den Strohdiemen auseinanderzuziehen, damit er besser gelöscht werden kann.
Landwirte helfen dabei, den Strohdiemen auseinanderzuziehen, damit er besser gelöscht werden kann. Regine Lotzmann

Nachterstedt/Frose - Gleich zwei spektakuläre Brände halten seit Mittwoch die kompletten Feuerwehren der Stadt Seeland in Atem: eine Verpuffung im Novelis-Recyclingwerk Nachterstedt, bei der ein Feuerwehrmann leicht verletzt wurde, und ein Strohdiemenbrand bei Frose, bei dem etwa 400 Ballen brennen.

Eine riesige schwarze Wolke über dem Recyclingwerk hatte am Mittwochnachmittag für Aufregung im Seeland und einen Dauereinsatz der Feuerwehren gesorgt. Gegen 14 Uhr sei es durch einen technischen Defekt im Silo des Filterhauses, in dem die aus der Produktion abgesaugten Stäube gelagert werden, zu einem Staubaustritt gekommen, informierte Anna Bon von der Pressestelle der Novelis AG am Tag danach.

Ein Kamarad der werkseigenen Feuerwehr leicht verletzt

Bon spricht von „lokalen Staubentzündungen“, weshalb auch die Feuerwehren der Umgebung zu Hilfe gerufen wurden. „Gegen 20 Uhr kam es, aufgrund einer Reaktion mit dem Löschwasser, dann zu einer Verpuffung, die zu weiterem Staubaustritt führte“, berichtet die Novelis-Sprecherin weiter.

Bei den Löscharbeiten wurde laut Anna Bon ein Mitglied der werkseigenen Feuerwehr leicht verletzt. Die Notfallmaßnahmen erfolgten jedoch nach Plan, so dass alle Mitarbeiter in Sicherheit gebracht und die Anlagen gesichert worden seien. „Auch im Walzwerk wurde die Produktion am Nachmittag kurzzeitig angehalten, um eine Staubbelastung der Mitarbeiter sowie der Oberflächen in der Bandbeschichtung zu vermeiden“, sagt die Pressesprecherin und meint: „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat oberste Priorität.“

Staubaustritt ist unter Kontrolle

Laut Bon wurde der Staubaustritt inzwischen unter Kontrolle gebracht. Die Feuerwehr habe den Einsatzort aber weiter überwacht und Luftkontrollmessungen durchgeführt.

„Der austretende Staub - sichtbar als dunkle Wolke - bestand lediglich aus einem Gemisch aus Kalk und gebundenem Kohlenstoff. Daher bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung für Bevölkerung oder Umwelt.“ Novelis kündigt aber eine umfassende Analyse des Vorfalls und Präventionsmaßnahmen an.

Jens Hohmann: „Als wir angekommen sind, stand die Seite zur Autobahn schon voll in Flammen.“

Ebenfalls eine anstrengende Nacht hatten die Feuerwehrleute ein Stück weiter: Seit Mittwochabend brennt knapp zwei Kilometer vor den Toren von Frose, direkt neben der A 36, ein riesiger Strohdiemen. Einsatzleiter Jens Hohmann schätzt, dass es etwa 400 Ballen sind, die da Feuer gefangen haben. „Als wir angekommen sind, stand die Seite zur Autobahn schon voll in Flammen.“ Fast 60 Kameraden der Feuerwehren Frose, Hoym, Nachterstedt, Reinstedt und Aschersleben versuchen seitdem, den Brand in den Griff zu bekommen.

„Die Schwierigkeit ist die pure Masse der Ballen und das Problem, das Löschwasser ranzuholen“, sagt Hohmann, der sich deshalb unheimlich über die Unterstützung einiger Landwirte freut. Bauern aus Reinstedt und Endorf hätten mit ihrer Technik ausgeholfen, mit Kaupen das Löschwasser herangefahren und mit einem Teleskoplader die brennenden Ballen auseinandergezogen.

„Das ist selbstverständlich, auch wenn wir mit dem Acker nichts zu tun haben“, sagt Landwirt Andreas Lissow, der nach seiner „Nachtschicht“ beim Feuer nun zur Arbeit muss. „Wir sind grade am Maisernten.“ Aufmunterung gab es auch von den Froser Frauen. „Die haben uns über Nacht Kaffee gebracht und Würstchen“, sagt der Einsatzleiter, der am anderen Morgen, an dem das Stroh noch immer brennt, die Wehren in Friedrichsaue und Schadeleben alarmiert. „Wir müssen die Jungs hier ablösen, die sind alle platt.“

Polizeisprecher Marco Kopitz geht übrigens von einer vorsätzlichen Inbrandsetzung des Strohdiemens aus. „Wir ermitteln deshalb in alle Richtungen.“ Laut Eigentümer entstand ein Schaden von 20.000 Euro. (mz)

Noch am anderen Morgen wird gelöscht.
Noch am anderen Morgen wird gelöscht.
Regine Lotzmann
Nachts brennt die Seite zur Autobahn lichterloh.
Nachts brennt die Seite zur Autobahn lichterloh.
Hans-Joachim Arnold