Zu teuer, kaum Passagiere Zu wenig Passagiere: Trebitz und in Bebitz bei Könnern im Salzlandkreis verlieren im Dezember den Bahnanschluss

Lebendorf - Noch quietschen die Bremsen der Regionalzüge auf dem Weg zwischen Halle und Bernburg an den beiden Haltepunkten in Trebitz und in Bebitz. Doch die beiden Nachbardörfer werden vom Personenverkehr auf der Schiene ab 9. Dezember abgekoppelt. Mit dem Inkrafttreten des neuen Bahnfahrplans halten dort keine Züge mehr, wie die Kreisverwaltung im Entwicklungsausschuss mitteilte.
Seit Jahren nutzen zu wenig Passagiere die Bahn
Der Grund: In beiden Orten steigen seit Jahren schon zu wenige Passagiere ein - täglich nur noch rund zehn. Das war zu DDR-Zeiten noch anders. Damals nutzten insbesondere die Mitarbeiter des Flanschenwerkes den Bebitzer Bahnhof. Die zuständige Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) sieht ein großes Wirtschaftlichkeitsproblem für Trebitz und Bebitz. Denn der Unterhalt beider Bahnsteige koste jeweils rund 33.000 Euro jährlich, hinzu kämen notwendige Investitionen von insgesamt zirka 700.000 Euro.
Privatgymnasium in Trebitz war vor neun Jahren ein Argument gegen die Schließung der Haltepunkte
Die Schließung der beiden Haltepunkte stand erstmals vor neun Jahren zur Debatte. Doch damals vereinbarten Salzlandkreis und Nasa noch einen Erhalt dieser Stationen auf Probe. Das Privatgymnasium in Trebitz war einer der entscheidenden Gründe.
Den Schülern sollte eine zusätzliche Möglichkeit der Anfahrt beziehungsweise Heimreise gegeben werden. Doch die Schule ist inzwischen längst geschlossen, jetzt fehlt das entscheidende Argument für einen Fortbestand der Bahnhöfe. Der in Trebitz ist schon jetzt nur eine Bedarfshaltestelle.
Die neuerliche Ausdünnung weckte im Kreisentwicklungsausschuss bei Klaus Magenheimer (Die Linke) die Befürchtung, dass auch andere Orte im Kreis künftig ihren Bahnanschluss verlieren könnten. Diese zerstreute Fachdienstleiter Tilo Wechselberger: „Wir gehen davon aus, dass keine weiteren Bahnhöfe geschlossen werden.“
Könnern soll in Mitteldeutschen Verkehrsverbund aufgenommen werden
Das hätten Prüfungen unter anderem in Neundorf und Ilberstedt ergeben. Zudem kündigte Wechselberger an, dass Könnern in den Mitteldeutschen Verkehrsverbund aufgenommen wird.
Aus wirtschaftlicher und verkehrsplanerischer Sicht sei eine weitere Bedienung der Haltepunkte Bebitz und Trebitz nicht zu rechtfertigen, zumal keine wesentliche Nachfragesteigerung zu erwarten sei, heißt es in der Mitteilung der Kreisverwaltung an den Entwicklungsausschuss. Gegen die beabsichtigte Aufgabe der Bahnsteige werde sie keine Einwände erheben. Auch für die Stadt Könnern sei die Entscheidung nachvollziehbar.
Salzlandkreis und Stadt Könnern haben keine Einwände
„Bei mir schlagen zwei Herzen in einer Brust. Es ist immer schlecht, wenn die Infrastruktur im ländlichen Raum ausgedünnt wird. Aus wirtschaftlichen Aspekten ist diese Entscheidung der Nasa jedoch zu verstehen. Eine Sanierung im sechsstelligen Bereich wäre nicht sinnvoll, da eine Besserung der Frequentierung der beiden Bahnhöfe nicht in Sicht ist“, sagte Könnerns Bürgermeister Mario Braumann (parteilos). Er plädierte dafür, dass der Busverkehr ausgebaut wird, um zumindest etwas gegenzusteuern.
Ohne Umsteigen
Während der Sitzung des zuständigen Lebendorfer Ortschaftsrates am Dienstagabend wurde das Thema heiß diskutiert. Ratsmitglied Martin Zbyszewski (SPD) kann sich mit dem durch den Salzlandkreis gebilligten Beschluss der Nasa überhaupt nicht anfreunden. „Die Entscheidung ist kontraproduktiv.“ Zumal geplant sei, dass Reisende ab 9. Dezember zwischen den Großstädten Halle und Magdeburg über Bernburg fahren können, ohne unterwegs umsteigen zu müssen (die MZ berichtete). Wenn dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wird, würden auch die Stopps in Trebitz und Bebitz für die Menschen wieder attraktiv, glaubt der Lebendorfer, der noch einen anderen Ansatz für Kritik fand: „Bei manchen Projekten kann keine schwarze Null herauskommen, wie bei der Unterhaltung unseres Dorfgemeinschaftshauses. Trotzdem muss es erhalten werden, weil sonst das Leben auf dem Dorf einfach nicht mehr lebenswert ist.“
(mz)