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Erneuerbare Energie  Windpark Trappenberg bei Baalberge: Hecke als Schutzgehege vieler Tierarten muss Windrädern weichen

Von Susanne Schlaikier 13.04.2016, 10:26
Auf diesem ein Kilometer langen Streifen stand bis vor kurzem noch eine Hecke, die unter anderem Fledermäusen zum Schutz diente.
Auf diesem ein Kilometer langen Streifen stand bis vor kurzem noch eine Hecke, die unter anderem Fledermäusen zum Schutz diente. Engelbert Pülicher

Baalberge - Viel Gegenwind hatte es für die Erweiterung des Windparks auf dem Trappenberg bei Baalberge gegeben. Genutzt hat es wenig, denn dem Bau der drei neuen Windräder steht nun nichts mehr im Weg. Die Widerspruchsfrist gegen die Genehmigung des Landkreises ist vor rund drei Wochen abgelaufen - und nach Informationen der Kreisverwaltung ist bis zum Ablauf der Frist kein Widerspruch von Dritten eingegangen.

Ursprünglich sollten im Windpark sechs weitere Windräder errichtet werden, von denen drei nicht genehmigt wurden. Aber auch gegen den Bau hatte es Einwände in den angrenzenden Dörfern Baalberge, Biendorf, Poley und Wohlsdorf gegeben.

So wurde unter anderem der Schattenschlag und der mangelhafte Brandschutz moniert. Vor allem aber regte sich Widerstand, weil in einem nahe gelegenen Wäldchen der Horst von einem Rotmilan gesichtet worden sein soll. Das aber konnte ein von der Kreisverwaltung beauftragter Ornithologe nicht bestätigen.

„Wir haben aufgegeben“, sagt Biendorfs Ortsbürgermeister Uwe Cisewski (CDU), einer der größten Gegner der Erweiterung des Windparks. Auch Baalberges Ortsbürgermeister Heiko Scharf (parteilos) hat resigniert: „Wir müssen das jetzt hinnehmen.“

Auf dem Gelände des Trappenbergs stehen bereits 17 Windräder, von denen eines abgebaut werden soll. Drei weitere Windräder, die mit 200 Metern noch einmal rund 70 Zentimeter höher sein sollen als die bisherigen, will der Betreiber, die Trappenberg GmbH, errichten. Dafür soll, so der Vorwurf einiger Betroffener, sogar ein Naturschutzstreifen entfernt worden sein.

Bei Nacht und Nebel entfernt

Dieser habe vor allem Fledermäusen Schutz geboten, sagen Cisewski und auch Rudolf Schreiber. In einer „Nacht- und Nebelaktion“, so Schreiber, soll der Investor einen „vor Jahrzehnten angelegten Naturschutzstreifen in einer Breite von etwa 15 Meter und einer Länge von etwa einem Kilometer“ entfernt und zu Ackerland gemacht haben.

Der Streifen habe einheimischen Vögeln und einer geschützten Fledermausart Schutz geboten, zudem als Unterstand für Rotwild gedient. Dem widerspricht nicht nur der Betreiber des Windparks, Eckhard Mädchen, sondern auch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises. „Wenn da etwas gemacht worden ist, dann mit Genehmigung des Landkreises“, sagt Mädchen. Die Naturschutzbehörde bestätigt das.

Warum die Hecke nach 15 Jahren weichen muss

Bei der Erarbeitung der Antragsunterlagen für den Windpark seien mehrere Planungsbüros beteiligt gewesen, unter anderem ein Planungsbüro, das sich auf Untersuchungen im Bereich der Fledermäuse spezialisiert hat. Bei der als Naturschutzstreifen bezeichneten Fläche handele es sich um eine Hecke, die im Rahmen des ursprünglichen Windparks errichtet wurde, heißt es von einem Mitarbeiter der Naturschutzbehörde. Das ist rund 15 Jahre her.

Diese sei nun entfernt worden, weil Fledermäuse in der Nähe von Windrädern, aber auch ihre Fressfeinde wie Eulen, einem größeren Risiko unterliegen, getötet zu werden. Wenn Fledermäusen, wie beispielsweise der Kleinen Hufeisennase, eine Hecke in ihrem Flugkorridor zur Verfügung stehe, würden die Fledermäuse auch länger auf Jagd gehen. Dadurch würden auch die Fressfeinde vermehrt in diesem Gebiet unterwegs sein. Damit wiederum erhöhe sich das Risiko, durch die Windräder getötet zu werden.

Vorgehen nicht nachvollziehbar

„Um diesen Effekt zu unterbinden, wurde im Genehmigungsbescheid dem Gutachten gefolgt, die Hecke aus artenschutzrechtlichen Gründen an diesem Standort zu beseitigen“, heißt es seitens des Kreisverwaltung. Dafür müsse der Investor an andere Stelle eine neue Hecke errichten. Dies werde nach Auskunft der Behörde voraussichtlich im Herbst dieses Jahres nahe Poley geschehen.

Für Uwe Cisewski ist dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar. Man entferne eine Hecke, in der Fledermäuse Unterschlupf finden, weil die Tiere wiederum durch die Windräder getötetet werden, so Cisewski. Anstatt den Bau von weiteren Windrädern zu untersagen, müssten nun die Tiere weichen. (mz)