Bankmobil wird ausgemustert Volksbank Börde-Bernburg stellt Service für fünf Dörfer im Salzlandkreis ein: Bankmobil bleibt in Garage

Bernburg - Die langjährige Fahrerin Christina Zain ist in der Vorwoche bereits in den Ruhestand verabschiedet worden. Das Servicemobil der Volksbank Börde-Bernburg soll ihr ab 2. Oktober folgen.
„Betriebswirtschaftlich ist die Weiterfahrt nicht mehr darstellbar“, sagt Prokurist Dennis Schulze. Trotz dieser nüchternen Analyse sei diese Entscheidung der Volksbank-Chefetage alles andere als leicht gefallen, weil insbesondere ältere Kunden dieses Angebot wahrgenommen hatten.
Die Zahl aktiver Nutzer sei aber zuletzt auf 135 in den fünf Orten, die das Fahrzeug derzeit noch ansteuert, gesunken. Das Kreditinstitut mit seinen 100 Beschäftigten offeriert Dienstleistungen also ab kommendem Monat nur noch in seinen vier Filialen Bernburg, Könnern, Staßfurt und Wanzleben.
Zuletzt nutzten noch rund 135 Kunden in den fünf Dörfern den Service des Bankmobils
„Ich bin sehr, sehr traurig, dass das Bankmobil nicht mehr kommt“, sagt Heidi Eichelbaum. Die 75-Jährige war am Montagnachmittag von Großwirschleben mit ihrem Auto auf den Plötzkauer Bleichplan gekommen, um wahrscheinlich zum letzten Mal die Möglichkeiten der rollenden Bankfiliale auszuschöpfen: Bargeld abheben, Kontoauszüge ausdrucken, Überweisungen vornehmen.
Die Rentnerin schätzte den persönlichen Kontakt mit vertrauten Gesichtern, das wird sie vermissen. Künftig wird Heidi Eichelbaum mit dem Pkw nach Bernburg fahren müssen oder sich vom Enkel helfen lassen. Eine dritte Möglichkeit wäre, den telefonischen Service in Anspruch zu nehmen.
Mindestens einmal in der Woche hatte das Bankmobil Dörfer im Altkreis Bernburg angesteuert
Seit Mitte der 1990er Jahre hatte das Bankmobil im Altkreis Bernburg mindestens einmal wöchentlich in den Dörfern Gerbitz, Biendorf, Gerlebogk, Plötzkau, Bebitz und Schackstedt Halt gemacht, um die Schließung der übernommenen kleinen Geschäftsstellen der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft zu kompensieren.
Später kam noch Hohendodeleben hinzu. Schackstedt und Bebitz werden dafür nicht mehr angefahren. Das aktuelle Bankmobil, 2007 angeschafft, ist in die Jahre gekommen und musste immer häufiger zu Reparaturen in die Werkstatt, sagt Dennis Schulze. Die Überlegung, für rund eine halbe Million Euro wieder ein neues Fahrzeug anzuschaffen, sei aus Rentabilitätsgründen verworfen worden.
Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank trifft viele Banken
Denn die Banken haben europaweit mit der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu kämpfen und müssen sparen, weil sich gute Margen kaum noch erwirtschaften lassen. Erst jüngst verabschiedete sich die Deutsche Bank endgültig aus Bernburg. Und auch die Volksbank Börde-Bernburg steht wie alle andern Kreditinstitute unter Kostendruck.
„Das geht langsam an die Substanz“, räumt der Prokurist ein. Dennis Schulze macht Sparern wenig Hoffnung, dass sich daran mittelfristig etwas ändern wird. Er geht davon aus, dass die Zinsen in den nächsten fünf bis sieben Jahren auf niedrigem Niveau verharren werden.
Einerseits fürchte Europa ein zweites Griechenland im angeschlagenen Italien, andererseits können die Staaten ihre Kreditbelastungen auf diese Weise spürbar reduzieren. Auch Deutschland.
Wie ein Damoklesschwert schwebt das Thema Minuszinsen über der Branche. Etliche Banken in Deutschland, darunter Sparkassen und Genossenschaftsbanken, verlangen mittlerweile für größere Spareinlagen Strafzinsen von bis zu minus 0,5 Prozent. Dennis Schulze will ein solches Szenario auch in Bernburg grundsätzlich nicht ausschließen, wenngleich man dies unter allen Umständen verhindern wolle. Im Wissen, dass solch ein Schritt im Kundenkreis keine Akzeptanz finden würde. (mz)
