Diakonie Sozialministerin besucht Schloß Hoym Stiftung: Mitarbeiter sprechen ungleiche Bezahlung

Hoym - Im Frühjahr und im Juni zum 140. Geburtstag der Stiftung war Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) Gast im Schloss Hoym. Ihr Versprechen, zu einem Arbeitsbesuch wiederzukommen, setzte sie am Donnerstag in die Tat um. In der Tagesförderung im Schlossgebäude sah sie sich an, wie dort Bewohner in der Töpferei und Kreativwerkstatt, der Kunstgruppe und Musikgruppe, Autismusförderung oder in der Seniorenbetreuung betreut werden.
„Wir haben eine intensive Förderung und keine Aufbewahrung“, unterstrich Eileen Greunke, die Chefin der Tagesförderung. Mit einigen Bewohnern kam die Ministerin ins Gespräch.
Ein Anlass des Besuchs: Das neue Bundesteilhabegesetz
Hintergrund des Besuchs war nicht zuletzt das neue Bundesteilhabegesetz, das der Bund zwar beschlossen habe, dessen Umsetzung durch Verordnungen aber den einzelnen Ländern obliegt, erklärte René Strutzberg, der Geschäftsführer.
„Ab 2020 wird das System komplett neu sein. Wie sich das im einzelnen auswirkt, das weiß keiner“, so Strutzberg vor dem Treffen. Dass beide Seiten ein Stück weit mehr Verständnis bekommen haben, sah er nach dem zweistündigen Besuch als wichtigstes Ergebnis an. „Dass alle an einem Strang ziehen“, nahm die Ministerin mit.
Vorsitzender der Mitarbeitervertretung kritisiert die ungleiche Bezahlung
Den 360 Mitarbeitern des zweitgrößten Arbeitgebers im Seeland brennt vor allem eins auf der Seele: Dass sie nach 28 Jahren deutscher Einheit im Tarifsystem der Diakonie Mitteldeutschland finanziell „viel schlechter gestellt“ sind, als ihre Kollegen in der Bundesdiakonie, so Bernhard Wahle, der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung.
Könnte die Politik nicht die ungleiche Vergütung beenden oder liegt dies allein in den Händen der Tarifpartner, wollte er wissen.
Bernhard Wahle: Wettbewerb über Qualität, nicht über den Preis
Grimm-Benne stellte klar, dass es keinen direkten Einfluss gebe und es in Sachsen-Anhalt an Arbeitgeberverbänden, mit denen Gewerkschaften allgemeinverbindliche Pflegetarife aushandeln können, mangele. „Es gibt in der Pflege kaum jemand, der im Arbeitgeberverband ist. Ich kann die Bindung nicht verordnen“, sagte sie.
Der Mangel an Pflegekräften führe dazu, dass Pflegekräfte bessere Konditionen aushandeln könnten. Wenn Pflegesätze steigen, könnte das zu höheren Pflegesätzen und Eigenanteilen der Bewohner führen, machte Grimm-Benne klar. Wahle wünschte sich, dass der Wettbewerb nicht über den Preis, sondern die Qualität geführt wird.
„Wir wollen Qualität“, unterstrich die Ministerin. Sie und ihr Referatsleiter Robert Richard betonten an anderer Stelle, dass mit dem neuen Gesetz die persönlichen Ziele der Bewohner im Mittelpunkt stehen und gefördert werden sollten. Für Heino Klatt vom Bewohnerbeirat wäre das zum Beispiel der Abschluss der Hauptschule.
Nach dem Besuch einer Förderschule gibt es keinen Abschluss, so dass oft der Weg in die Werkstätten programmiert ist, bedauerte Grimm-Benne. Mit ein bisschen Anstrengung und Schweiß zum Hauptschulabschluss könnte auch ein Beruf erlernt werden.
Sie fand es schließlich gut, dass der Mitarbeiterrat für die 395 Bewohner nicht nur einfach da ist, sondern eine gute Rolle spielt. (mz)