Simson Schwalbe: Simson Schwalbe: Florian Bornemann aus Könnern vergoldete Auspuff und Kickstarter

Könnern - Die einen sieben dafür stundenlang an Bachläufen, andere zücken die Kreditkarte im Schmuckladen und Florian Bornemann aus Könnern? Der verfällt in einen Goldrausch, wenn er seine Garage betritt und auf sein Lieblingsfahrzeug schaut: eine Simson Schwalbe aus dem Jahr 1982.

Schließlich sind an ihr so einige Bauteile mit 24 Karat vergoldet. Tacho-Umrandung, Kickstarter, Handbremshebel. Sogar der Auspuff. Aber ausgerechnet Gold anstatt Chrom? „Ich wollte etwas haben, das keiner hat“, sagt Bornemann.

Aus gutem Grund: „Es ist ein Erbstück“, erzählt der 32-Jährige von der „Familienschwalbe“. Anfangs fuhr sie sein Opa auf dem Weg zur Arbeit, während die Oma zum Brötchen holen eher den SR-2 bevorzugte. Dann übernahm sie sein Vater, der damit ebenfalls mit der vollen Brotbüchse zur Arbeit startete. Nun begleitet sie Florian Bornemann bereits die Hälfte seines Lebens.

„Seit ich mit 16 meinen Führerschein gemacht habe, bin ich damit gefahren. Bis sie dann über einige Jahre in Vergessenheit geraten ist. Sie stand nur noch rum“, erinnert sich der Hobbybastler. Irgendwann fand er das Schicksal der ursprünglich billardgrünen Schwalbe zu schade und begann, sie technisch noch einmal komplett zu überholen.

Dass sie nun so aussieht, wie sie aussieht, nämlich schwarz und mit jeder Menge vergoldeter Bauteile und einer neu gepolsterten Sitzbank hat wiederum mit dem Beruf des Könneraners zu tun.

Denn der gelernte Fluggerätemechaniker am Flughafen Leipzig/Halle schuftete lange im Rhythmus: sieben Tage arbeiten, sieben Tage frei. „Ich habe dann etwas gesucht, was ich in meiner Freizeit machen kann“, sagt Bornemann.

Eine Fernsehsendung brachte ihm dann den entscheidenden Tipp. Dort wurde ein Vergolder vorgestellt. „Ich fand das spannend und habe gleich Kontakt zu ihm aufgenommen und mir dann eine Maschine bestellt“, erzählt der Könneraner weiter.

Inzwischen hat er sich mit seiner Stiftgalvanik-Methode im Internet schon einen Namen gemacht, ein Nebengewerbe angemeldet und nimmt nun sogar Kundenaufträge aus ganz Europa an. Eines seiner spannendsten Projekte bisher war, diverse Bauteile einer Harley Davidson zu vergolden. Aus Dänemark brachte der Postbote die zu vergoldende Fracht.

Trotzdem bleibt aber immer noch genug Zeit, um mit der Gold-Schwalbe und seinen ebenso Moped-verrückten Freunden zu Oldtimertreffen sogar bis nach Suhl oder Zwickau zu fahren - mit den Mopeds auf dem Anhänger. Die Auswahl, welches Gefährt mit darf, ist mittlerweile immer weiter angestiegen. Zur stattlichen Sammlung gehören noch zwei SR-2, zwei Simson Star und eine MZ TS 150.

Am liebsten hätte Bornemann von jedem Fabrikat zwei Stück: eins im Originalzustand und eins zum Basteln. Sogar seine Freundin ist inzwischen auf den Geschmack gekommen und hat sich eine Simson KR-50 zugelegt. Eine Mischung aus Schwalbe und SR-2. „Das ist das perfekte Frauenmoped“, findet Diana Steinbach.

Auch ihre Schwester Aileen Schmidt und Schwager René Kaiser stehen gern mit im Schuppen und helfen beim Schrauben. Warum aber ausgerechnet DDR-Fahrzeuge? „Wir sind damit groß geworden und man hat auf Treffen sofort ein Gesprächsthema, weil sie alle kennen“, sagt Florian Bornemann. Während seine Freundin gern noch einen Trabi hätte, hat er einen ganz anderen, zweirädrigen Traum: eine EMW R-35 - vergoldet, versteht sich.

Weitere Infos zum Vergolder Florian Bornemann gibt es bei Facebook. (mz)