Schulen und Kitas zu Schulen und Kitas zu: Wie der Salzlandkreis die Notbetreuung für Kinder regelt

Bernburg - Der Salzlandkreis hat sich nach einer Krisensitzung aller hauptamtlichen Bürgermeister mit Landrat Markus Bauer am Samstagvormittag in Bernburg auf eine einheitliche Linie hinsichtlich der künftigen Kinderbetreuung verständigt. Das Land Sachsen-Anhalt hatte am Freitagnachmittag wegen der Corona-Pandemie präventiv die Schließung aller Schulen und Kitas zentral angeordnet.
„Wir wollen alle an einem Strang ziehen, auch wenn es sonst nicht immer so ist“, sagte Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann. Sein Bernburger Amtskollege Henry Schütze sprach von einer ernsten Situation: „Wir wollen sie mit Besonnenheit bewältigen und keine Panik verbreiten.“
Schulbusse fahren weiter: Schulen und Kitas mit Notprogramm
Die Schulbusse werden wie bisher verkehren. Alle 85 Schulen und 161 Kitas im Salzlandkreis werden ab Montag in ihren Einrichtungen eine Notbetreuung für jenen Teil der betroffenen 30.554 Kinder und Jugendlichen gewährleisten, deren Eltern in gesellschaftlich unverzichtbaren Bereichen arbeiten.
Dazu zählen nach Einschätzung des Landes „der Gesundheitssektor (Kliniken, Pflege, Unternehmen für Medizinprodukte), die Energie- und Wasserversorgung, die Lebensmittelherstellung, Arznei, Justiz, Polizei, Feuerwehr, Lehrer, Erzieher und Öffentliche Verwaltung“. Die berechtigten Eltern müssen bis Mittwoch, 18. März, einen schriftlichen Nachweis des Arbeitgebers vorlegen. Ein entsprechendes Formular wird in den Einrichtungen ab Montag erhältlich sein und auf den Internetseiten des Landkreises beziehungsweise der Städte als Download zur Verfügung gestellt. Die Kinderbetreuung soll in Kleinstgruppen organisiert werden, um so die Ansteckungsgefahr untereinander zu begrenzen.
Aufruf an Eltern: Notbetreuung nur im Notfall nutzen
Markus Bauer betont jedoch: „Wichtig ist, dass die Ressourcen jetzt geschont werden. Wir nehmen alle Eltern in die moralische Pflicht, ihre Kinder möglichst anderweitig unterzubringen.“ Damit sollen Sozialkontakte auf ein Minimum reduziert werden. Wer nun wie meist sonst auch zuerst an Oma oder Opa denkt, ist allerdings falsch beraten. „Eine Betreuung der Kinder durch die Großeltern ist nicht der richtige Weg, denn sie sind Hauptrisikogruppe für das Virus“, warnte Henry Schütze. Damit dürften etliche Familien vor einem unlösbaren Problem stehen.
Der Salzlandkreis wird zudem gemeinsam mit Klinikbetreiber Ameos am Dienstag, 17. März, um 15 Uhr in der Turnhalle Roschwitz ein Testzentrum für Corona-Verdachtsfälle einrichten, an das sich Menschen auch ohne ärztliche Überweisung und Voranmeldung wenden können. Ihre Krankenversichertenkarte ist aber mitzubringen.
Geschultes Personal nimmt Abstriche aus dem Rachenraum, ein Arzt von der Kassenärztlichen Vereinigung führt einen kurzen Gesundheitscheck durch. „Wir wollen damit unsere Hausarztpraxen und Kliniken entlasten“, kündigte der Landrat an. Vorläufige Öffnungszeiten sind wochentags von 15 bis 18 Uhr, bei Bedarf werden sie an die aktuelle Situation angepasst. Denn, so sagt Markus Bauer ehrlich: „Wir wissen nicht, was übermorgen ist.“
Landkreis appeliert an Verantwortung der Menschen in Sachen Corona
Er bat ebenso wie der Pandemie-Einsatzstab des Landes Sachsen-Anhalt alle Bürger, die in den vergangenen zwei Wochen aus Italien, der Schweiz und Österreich zurückgekommen sind, zwei Wochen zu Hause zu bleiben - unabhängig von Corona typischen Symptomen wie Fieber und Husten - und so ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
Indes hat sich das Virus in der Region offenbar nicht weiter ausgebreitet. Bis Samstagmittag blieb es bei sieben bekannten Infizierten im Salzlandkreis, davon kein einziger im Altkreis Bernburg. Sie befinden sich momentan alle ohne kritisches Krankheitsbild in häuslicher Quarantäne. „Die Mitarbeiter unseres Fachdienstes Gesundheit recherchieren derzeit alle Kontaktpersonen der Infizierten“, erklärte Vizelandrat Thomas Michling. Im jüngsten Fall hat sich der betroffene Mann sehr umsichtig verhalten, lobte Amtsärztin Heike Leonhardt. Er habe nach seiner Rückkehr aus Österreich keinen Kontakt mit anderen Bürgern aus dem Salzlandkreis aufgenommen.
Skiurlaub von Gymnasiasten: Alle Schüler negativ getestet
Bei der Schülergruppe des Ascherslebener Gymnasiums, die nach der Rückkehr aus Österreich am Freitag untersucht worden war, fielen alle Testergebnisse negativ aus. „Das mittlerweile lizensierte Ameos-Labor in Bernburg benötigte für die Auswertung nur wenige Stunden“, sagte Thomas Michling. Die Einrichtung wolle dafür Sorge tragen, dass bei den künftig in Roschwitz getesteten Personen die Resultate binnen 24 Stunden vorliegen.
Die Verwaltungen in den Städten und des Kreises bleiben in der kommenden Woche geöffnet. „Wir beraten gern über Telefon und E-Mail. Wir bitten die Bürger, nur persönlich vorstellig zu werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt“, so Markus Bauer. Die Müllabfuhr laufe weiter wie gewohnt, lediglich die Wertstoffhöfe in Staßfurt und Wolmirsleben werden geschlossen.
Aktuelle Informationen rund um das Corona-Virus finden Bürger unter anderem auf der Internetseite www.salzlandkreis.de. Nur wessen Fragen dort nicht beantwortet werden, sollte sich an die Informationshotline wenden, damit diese nicht überlastet wird.
Geschaltet ist diese am Wochenende von 9 bis 16 Uhr und ab Montag von 8 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 03471/6842684. Außerhalb dieser Zeit sollten sie die Rufnummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung wählen. Die Leitstelle darf nur in Notfällen kontaktiert werden. (mz)