Herr der Finanzen Richard Krähling ist der neue Kämmerer der Stadt Seeland
Was der 57-Jährige vom unausgeglichenen Haushalt hält.
Seeland/MZ - „An den Zahlen kann man nichts ändern. Es gibt ja kein Füllhorn, das man ausschütten kann“, sagt Richard Krähling. „Aber man kann den Haushalt ein bisschen genauer aufarbeiten und plausibler erklären.“ Da sei es gut, dass er aus der Wirtschaft kommt, erklärt der 57-Jährige. „Die Betrachtungsweise ist eine andere.“
Und so macht sich Krähling - der Amtsleiter für Finanzen und damit der neue Kämmerer der Stadt Seeland - nun daran, die vielschichtigen Zahlenkolonnen aufzudröseln, zuzuordnen, nachvollziehbarer zu machen. Denn Buchhaltung und Finanzen, das ist genau sein Ding. Der Nienburger - gebürtig in Salzgitter - ist gelernter Steuerfachgehilfe und Bilanzbuchhalter und war bisher als Leiter für das Rechnungswesen in einem kleinen Konzern im Salzlandkreis mit mehreren kleinen Unternehmen zuständig. Auf den Job im Seeland, zu dem er vorher noch keine Berührungspunkte hatte, war er durch Zufall im Internet gestoßen. „Und ich fand es einfach spannend“, erklärt er, warum er sich auf die Ausschreibung beworben hat.
Alles soll plausibler und transparenter werden
Dass die Stadt schon seit Jahren keinen genehmigten Haushalt mehr hat, das wusste er natürlich vorher, bevor er vor einigen Tagen seinen Dienst angetreten hat. „Welche Stadt hat den heute schon noch?“, fragt er und winkt ab. „So gut wie keine. Und auch ich weiß nicht, wo ein Goldschatz vergraben ist. Aber: Ich möchte mein Scherflein dazu beitragen, dass alles transparenter und plausibler wird.“
Doch erst einmal arbeitet sich der Finanzfachmann im Nachterstedter Rathaus ein. „Ich muss mich reinfinden, die Leute kennenlernen, schauen, welche Technik eingesetzt wird“, beschreibt Krähling seine ersten Tage und weiß, dass sich seine Kollegen auch über ihn freuen. Nicht nur, weil er die inzwischen kleine Männerriege in der einstigen Frauen-Verwaltung stärkt, sondern auch, weil er eine Ausbildereignerprüfung hat und somit Verwaltungsnachwuchs ausbilden darf.
Ansonsten ist der verheiratete Vater von drei Kindern - zwei davon sind inzwischen erwachsen - ein vielseitiges Talent. Er spielt Gitarre für eine Bernburger Frauenkabarett-Truppe, singt im Männerchor, ist immer gern Motorrad gefahren und lebt mit seiner Familie in Nienburg in einer 1.000 Jahre alten Kirche. „Da will man nicht mehr weg“, gesteht der 57-Jährige. Und so baut, renoviert, saniert er viel, wenn er nicht gerade Zeit mit seinem zwölfjährigen Sohn verbringt. „Wer so ein altes Gemäuer hat, der hat nämlich immer zu tun.“