Pfarrerin geht in Ruhestand Renate Lisock aus Plötzkau wird nach über vier Jahrzehnten verabschiedet
Nach ihrer Ausbildung war die gebürtige Alslebenerin als Katechetin (Religionslehrerin) unter anderem in Plötzkau und Schackstedt tätig.
Plötzkau/MZ - So voll wie am Sonntag dürfte die Kirche St. Georg in Plötzkau schon lange nicht mehr gewesen sein. Bis auf den letzten Platz war sie besetzt. Ein normaler Gottesdienst war es jedenfalls nicht, zu dem die Besucher gekommen waren.
Nein, das hatte gewiss mit Pfarrerin Renate Lisock zu tun, die an diesem Tag verabschiedet werden sollte. Zugleich feierte sie an diesem Tag ihren 68. Geburtstag. „Sie war gefühlt immer da“, sagte Kreisoberpfarrer Sven Baier.
Tatsächlich war Renate Lisock seit ihrer Ordination 1980 nie woanders. Mit etwa 15 Jahren habe sie sich für die Arbeit in der Kirche entschieden, hatte sie in einem früheren Gespräch mit der MZ einmal gesagt. Wohl auch, weil sie damals wie viele Mädchen für den jungen Pfarrer geschwärmt hat.
Nach ihrer Ausbildung war die gebürtige Alslebenerin als Katechetin (Religionslehrerin) unter anderem in Plötzkau und Schackstedt tätig. Erst viel später erhielt sie die Möglichkeit zu einem fünfjährigen Fernstudium. Danach übernahm sie die Pfarrstelle in Plötzkau. Das war am 21. September 1980.
Plötzkau sei nicht nur ihre Gemeinde, sondern auch ihr Leben, hatte sie unlängst gesagt. Und eigentlich sollte die Mutter dreier erwachsener Kinder und sechsfache Oma schon im September vergangenen Jahres verabschiedet werden. Dann aber wurde ihr Dienst noch einmal um ein halbes Jahr verlängert. „Nun darf, will, muss sie in den Ruhestand“, sagte Baier. Das sei momentan noch unvorstellbar. „Es wird eine ganz neue Situation sein.“
Als Pfarrerin war Lisock auch für Aderstedt, Giersleben und Klein Schierstedt zuständig
Natürlich habe Renate Lisock in den vier Jahrzehnten einiges geschaffen - sowohl in der Arbeit mit den Menschen als auch an den Kirchengebäuden. Als Pfarrerin war sie nicht nur für Plötzkau, sondern auch für die Orte Aderstedt, Giersleben und Klein Schierstedt zuständig. Dennoch sei es nicht das Werk eines einzigen, sondern vieler Menschen, sagte Sven Baier. „Und was es bedeutet, weiß Gott allein.“
Mit Blick auf die Bautätigkeit ist zum Beispiel die Rettung der Kirche St. Bonifatius in Großwirschleben zu nennen, die so marode war, dass sie gesperrt werden musste. Heute wird das Gebäude nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für zahlreiche Veranstaltungen genutzt.
Natürlich hat Renate Lisock das nicht allein geschafft, aber ihr Name wird doch immer mit der Sanierung des Gebäudes in Verbindung bleiben. Zuletzt hat sie Ende vergangenen Jahres noch die Umbauarbeiten in der Plötzkauer Kirche begleitet. Hierbei wurden nicht nur in den Seitenarkaden der Turmhalle eine Toilette sowie eine Teeküche eingebaut. Auch ein abgetrennter Raum unterhalb der Empore ist entstanden, der künftig für Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen genutzt werden kann.
Im Laufe der Zeit hat Renate Lisock auch als Religionslehrerin in der Schule gearbeitet, war Mitglied der Landessynode, Kreisdiakoniepfarrerin, Kreiskatechetin und stellvertretende Kreisoberpfarrerin im Kirchenkreis Bernburg. Sie war dabei stets bescheiden, bodenständig und manchmal sicher auch etwas unkonventionell.
Mit dem Ausspruch „Hephata“ (Tu’ dich auf) beendete Kreisoberpfarrer Sven Baier seine Worte. Niemand brauche sich vor Veränderungen zu fürchten. Auch nicht davor, dass Renate Lisock jetzt nicht mehr als Pfarrerin tätig ist. Denn auch wenn sie jetzt aus dem aktiven Dienst ausscheidet, so werde sie der Gemeinde erhalten bleiben, fand Baier noch tröstende Worte zum Abschluss.
Künftig wird Claudia Drese, Pfarrerin im Entsendungsdienst, Plötzkau betreuen
Wie es innerlich in ihr aussah, ob sie sich selbst schon an den Gedanken gewöhnt hat? Das zumindest ließ sich Renate Lisock äußerlich nicht anmerken. Stattdessen feierte sie wie immer einen ganz gewöhnlichen Gottesdienst, an dessen Ende sie noch um die Kollekte bat, die der Plötzkauer Kirche zugutekommen solle. Denn noch immer, meinte Renate Lisock, gebe es hier etwas zu tun.
Um diese Dinge wird sich dann ihre Nachfolgerin kümmern: Künftig wird Pfarrerin i.E. Claudia Drese die Plötzkauer Gemeinde betreuen, die am Sonntag natürlich auch zum Abschied ihrer Vorgängerin gekommen war.