Panik im Fahrstuhl Panik im Fahrstuhl in Könnern:
Könnern - Es ist ein Alptraum für jeden Urlauber: Um pünktlich am Flughafen anzukommen, lässt er das Auto stehen und bucht stattdessen ein Bahnticket. Doch die Fahrt ist schon beendet, bevor sie begonnen hat, nämlich mitten in einem defekten Fahrstuhlschacht.
Immer mehr Passagiere, die am Bahnhof in Könnern in die Züge zusteigen wollen, mussten bereits von den Rettern der Feuerwehr aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Und das Problem scheint sich noch weiter zuzuspitzen.
„Vor zwei Jahren waren es zwei Einsätze, 2017 auch und in diesem Jahr mussten wir schon sechs Mal den Fahrstuhl notöffnen“, erzählt Könnerns stellvertretender Stadtwehrleiter Chris Röthling, auch von Eingesperrten, die dabei in Panik geraten sind.
Eltern mit Baby aus dem Aufzug befreit
Kein Wunder. Schließlich brannte zum Teil die Sonne bei 35 Grad Außentemperatur auf den Aufzug aus Glas.
„Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen“, sagt Röthling, der unter anderem kürzlich auch ein schreiendes, drei Monate altes Baby und dessen Eltern aus dem Aufzug befreien musste.
Damit es schneller geht, hat sich die Feuerwehr Könnern sogar einen Spezialschlüssel zugelegt.
Wartungsfirma hat ihren Sitz in Halle
Dass immer die Retter gerufen werden, hat seinen Grund. Schließlich müsste die zuständige Wartungsfirma, bei der der Notruf der Reisenden eingeht, erst in Halle losfahren.
„Es würde einfach zu lange dauern“, begründet Röthling die immer häufiger werdenden Notrufe, die dann bei ihm und seinen Kameraden landen.
Inwieweit die Deutsche Bahn das Problem der beiden 1999 dort eingebauten Fahrstühle erkannt hat, bleibt offen. Bisher nahm die Pressestelle in Leipzig noch keine Stellung dazu, bat unterdessen um noch ein paar Tage Geduld, um den Fall zu klären.
Einsätze sollen geprüft werden
Zumindest aber bei der Stadtverwaltung Könnern ist nun Bewegung in die Sache gekommen.
„Das Problem war uns bisher noch nicht angezeigt worden, darum stand es auch nicht im Fokus. Wir werden aber die zurückliegenden Einsätze prüfen“, kündigte Ordnungsamtsleiterin Melanie Müller auf Nachfrage an.
Schließlich kann es sogar sein, dass für die Einsätze die Deutsche Bahn aufkommen muss.
Denn auf den Lohnersatzkosten, wenn die Retter während ihres Dienstes beim Arbeitgeber wegen des Einsatzes abrücken mussten, blieb die Stadt Könnern ganz allein sitzen.
Von einem allgemeinen Problem von steckenbleibenden Fahrstühlen bei der Deutschen Bahn kann man jedoch nicht sprechen.
Zwar mussten auch die Retter in Staßfurt mehrmals zu steckengebliebenen Passagieren am Bahnhof zu Hilfe eilen. „Die Stadt konnte das Problem aber unter Kontrolle bringen“, sagte Staßfurts Ortswehrleiter Steffen Aermes.
Allerdings ist die Stadtverwaltung für die Wartung zuständig. Die kontrolliert den Fahrstuhl inzwischen auch sehr regelmäßig. Ob das auch in Könnern etwas bringt, ist offen. Genauso, was die Deutsche Bahn gegen das Problem unternehmen will. Solange bleibt die Fahrstuhlfahrt wohl weiter ein Glücksspiel. (mz)