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Aufruf Nur 135 Jahre alt: Wer will die Kirche St. Laurentius in Trebitz kaufen?

Das Gotteshaus wird schon lange nicht mehr genutzt und verwaist zunehmend. Gemeindekirchenrat sucht nun nach Interessenten mit kreativen Ideen.

Von Susanne Schlaikier Aktualisiert: 08.11.2021, 10:52
Die Kirchenbänke sind verwaist, die Farben an den Wänden verblasst und überall hat sich Staub abgesetzt: Die Kirche St. Laurentius in Trebitz wird schon lange nicht mehr genutzt.
Die Kirchenbänke sind verwaist, die Farben an den Wänden verblasst und überall hat sich Staub abgesetzt: Die Kirche St. Laurentius in Trebitz wird schon lange nicht mehr genutzt. Foto: Engelbert Pülicher

Trebitz/MZ - Stühle und Bänke sind verstaubt, Spinnweben hängen am Altar, die Orgel ist kaputt und die Ausmalung an den Wände ist lange verblasst: Die Kirche St. Laurentius in Trebitz hat wahrlich schon bessere Zeiten gesehen.

Und ein Gottesdienst wurde hier schon lange nicht mehr gefeiert. Nun sucht der Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Peißen-Bebitz-Trebitz-Lebendorf dringend einen Retter für die Kirche. „Wir haben vier Kirchen in unserem Bereich. Das ist auf Dauer zu viel, wenn wir alle erhalten wollen“, sagt die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Ivonne Gutzeit. Schon jetzt sei die Pflege aller Kirchen und des Umfeldes kaum händelbar. Gäbe es nicht einige Ehrenamtliche, die das Putzen übernehmen oder vor der Kirche das Unkraut entfernen, würde es vermutlich bald überall so aussehen wie in Trebitz.

Grüne Schleifen erinnern an letzte Nutzung

Erbaut wurde der neuromantische Saalbau aus Bruchsteinen von 1884 bis 1886. Besonders der spitze Turm mit der hohen Schieferhaube ist auffällig und weithin sichtbar. Zuletzt wurde die Kirche regelmäßig genutzt, als es in direkter Nachbarschaft ein evangelisches Gymnasium gab. Die private Schule war im Jahr 2010 in der früheren Grundschule eröffnet worden. Aus dieser Zeit stammen wohl auch noch die grünen Schleifen an den Bänken im Innenraum.

In jenem Jahr war auch die Glocke auf elektrischen Betrieb umgestellt worden, nachdem sie zunächst bis 2003 manuell bedient war ehe sie danach völlig stumm geblieben war. Und auch die Uhr sollte eigentlich wieder restauriert werden. So zumindest hatte es der damalige Gemeindekirchenrat geplant. Doch seit der Schließung der Schule vor acht Jahren fanden nahezu keine Veranstaltungen mehr in der Kirche statt, geschweige denn, dass baulich etwas verändert wurde.

Die Kirche St. Laurentius von außen.
Die Kirche St. Laurentius von außen.
Foto: Ivonne Gutzeit

Selbst wenn man die Winterkirche nutzen wollen würde, müsste sie zunächst erst einmal saniert werden, sagt Ivonne Gutzeit. Das bedeutet, dass die Kirche momentan nur Geld kostet - sich aber am Zustand insgesamt nichts ändert. Daher suchen die Mitglieder des Gemeindekirchenrates nun nach Privatpersonen oder Vereinen, die Interesse an dem Gotteshaus haben. „Wir würden uns freuen, wenn die Kirche wieder genutzt wird“, sagt Ivonne Gutzeit. Dabei sei der Gemeindekirchenrat für Ideen offen. Die Kirche könnte beispielsweise von Vereinen genutzt werden, aber auch zum Wohnraum umgebaut werden. Ein betreutes Wohnen sei laut Gutzeit ebenso denkbar wie ein Café.

Das Problem leer stehender oder kaum noch genutzter Kirchen gibt es aber deutschlandweit. Um sie vor dem Abriss zu bewahren, werden manche von ihnen schon anderweitig genutzt, wie etwa die Eliaskirche in Berlin, die als Kindermuseum genutzt wird. Oder aber die St. Elisabeth-Kirche in Münster, die als Turnhalle wieder eröffnet wurde. Und St. Peter in Mönchengladbach (beides Nordrhein-Westfalen) wurde gar zu einer Kletterhalle umgebaut.

Die Winterkirche  müsste saniert werden.
Die Winterkirche müsste saniert werden.
Foto: Ivonne Gutzeit

In unmittelbarer Umgebung befinden sich nach Informationen von Johannes Killyen, Pressesprecher der Evangelischen Landeskirche Anhalts, aktuell 212 Kirchen im Besitz der Landeskirche. Vier davon würden derzeit aufgrund ihres baulichen Zustandes nicht genutzt: in Ilbersdorf bei Könnern sowie in Thurau, Kleinbadegast und Kleinwülknitz (alle bei Köthen). Andere wiederum wurden bereits entwidmet und verkauft, darunter in jüngster Vergangenheit die Kirche in Mägdesprung im Harz, die ein Wohnhaus werden soll, sowie das Gotteshaus in Wolfen-Steinfurth.

Zuvor waren bereits die Kirchen in Zehringen (im Jahr 2000, an privat), in Warmsdorf bei Güsten (1990, an privat), die inzwischen als Pension genutzt wird, die Neue Waldauer Kirche in Bernburg (1990, an privat), in Wohlsdorf (1991, an die Kommune), sowie die Martinskirche in Köthen (1987, an die Kommune), die inzwischen als Jugend- und Studentenclub genutzt wird, verkauft worden.

Die Schlosskirche in Nienburg wiederum ist zwar noch im Besitz der Evangelischen Landeskirche wird aber von der Katholischen Kirche mitgenutzt.

Wer Interesse an der Kirche Trebitz hat, kann sich gern an Ivonne Gutzeit wenden, unter Tel. 0177/408 30 76