Mitteldeutsche Handball-Oberliga Mitteldeutsche Handball-Oberliga : Das große Rechenspiel über Auf- und Absteiger

Aschersleben - Im offiziellen Forum des Mitteldeutschen Handball-Verbandes (MHV) ist seit fast zwei Wochen ganz schön was los. Am 1. April wurde von einer Nutzerin das Thema „Auf- und Abstieg Saison 2015/2016“ geöffnet. Am gestrigen Dienstagvormittag zählte es bereits 68 Beiträge. Es entsponnen sich zahlreiche Diskussionen darüber, dass die aktuell vier erstplatzierten Vereine der Mitteldeutschen Oberliga - Radis, Köthen, Pirna und Aschersleben - allesamt angekündigt hatten, ein mögliches Aufstiegsrecht am Ende der Saison nicht wahrzunehmen - und über die Konsequenzen dieses Szenarios. Die Masse an Antworten zeigt, wie komplex dieses Thema ist.
Liga wird nicht aufgestockt
Ralf Seidler ist um seinen Job derzeit nicht zu beneiden. Seidler ist Leiter der AG Spieltechnik des MHV. Seit Wochen beschäftigt er sich mit der Zusammensetzung der Mitteldeutschen Oberliga in der kommenden Saison. Aktuell ist die Lage wie folgt: Aller Voraussicht nach wird keine Mannschaft in die 3. Liga aufsteigen, der USV Halle allerdings steht bereits als Drittliga-Absteiger fest. Und da nun laut Durchführungsbestimmungen aus jedem Landesverband des MHV (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen) eine Mannschaft in die Oberliga auf-, und laut Reglement die drei Letztplatzierten aus der Oberliga in die jeweiligen Landesverbände absteigen, ergibt das für die Spielzeit 2016/17 eine Mitteldeutsche Oberliga mit 15, statt wie bisher 14 Mannschaften. „Diese Rechnung“, sagt Ralf Seidler, „ist erstmal korrekt.“ Erstmal.
Jetzt beginnt nämlich das große Rechenspiel. Denn eine Mitteldeutsche Oberliga mit 15 Vereinen wird es in der kommenden Saison nicht geben. „Eine Aufstockung steht aktuell nicht zur Diskussion“, stellt Spieltechnik-Leiter Seidler klar. In Punkt 6.2.1 der Durchführungsbestimmungen ist geregelt, dass die Mitteldeutsche Oberliga der Männer eine 14 Mannschaften starke Staffel ist. „Und diese Durchführungsbestimmungen“, erklärt Ralf Seidler, „gelten auch nächste Saison noch.“ Viele Vereine und vor allem Fans sind damit nicht glücklich. Sie plädieren vehement für eine Liga-Aufstockung. Auch Ralf Seidler kennt diese Diskussionen. „Aber bisher hat sich noch kein einziger Verein mit diesem Thema direkt an uns gewandt“, sagt Seidler, „viele diskutieren immer, aber keiner bringt etwas nach vorn.“
Die aktuellen Konsequenzen daraus: „Das wären dann vier Absteiger“, so Seidler. Doch auch das ist noch nicht spruchreif. „Aussagefähig sind wir dazu erst, wenn alle gemeldet haben.“ Die Vereine im Landesverband Thüringen haben noch bis zum 22. April Zeit, für die Mitteldeutsche Oberliga zu melden. Aktuell stehen die HSG Werratal und der VfB TM Mühlhausen an der Tabellenspitze, über mögliche Aufstiegspläne beider Vereine ist nichts bekannt. Konkreter ist es da in den anderen Landesverbänden. Aus Sachsen-Anhalt will kein Verein aus der Mitteldeutsche Oberliga aufsteigen. In Sachsen haben der Erste Concordia Delitzsch und der Dritte TSV Radeburg Aufstiegsambitionen angemeldet.
Der SV Plauen-Oberlosa hat als Achter drei Spiele vor Schluss nur drei Zähler Vorsprung auf den elften Platz, der vielleicht auch zum Abstieg führen könnte. Der HC Einheit Plauen hat, wie der MHV nun entschieden hat, noch eine Partie in der Hinterhand. Im Januar wurde das Spiel gegen Burgenland aufgrund eines Rohrbruchs in der Einheit-Arena abgesagt. Nun wurde auf Neuansetzung entschieden. Wann, ist allerdings noch unklar.
Mitteldeutsche Oberliga Männer
1. TuS Radis 23712:66431:15
2. HG Köthen 23657:62530:16
3. ESV Lok Pirna 23618:57729:17
4. HCA Alligators 23675:64229:17
5. HSV Apolda 23640:62427:19
6. HC Burgenland 22691:67326:18
7. Glauchau/Meer. 23598:58025:21
8. SV Plau-Oberl 23580:58423:23
9. RW Staßfurt 23644:63621:25
10 .SV Hermsdorf 23647:66521:25
11. HSG Freiberg 23721:75120:26
12. ZHC Grubenl. 23590:63319:27
13. HCE Plauen 22521:53917:27
14. TSG Calbe 23582:6832:44
Da der Landesverband Sachsen-Anhalt nun auf sein Aufstiegsrecht verzichtet, könnte man meinen, es würde zwei Oberliga-Aufsteiger geben und somit bei drei Oberliga-Absteigern bleiben. Doch das Aufstiegsrecht wird zunächst den anderen beiden Landesverbänden angeboten. Es könnte somit noch zu einem Relegationsspiel der Zweitplatzierten aus Sachsen und Thüringen kommen. Doch Ralf Seidler betont nochmals: „Wir warten noch auf Rückmeldungen.“
Und zwar nicht nur, weil der Meldeschluss des Landesverband Thüringen noch aussteht. Es ist auch möglich, dass ein aktueller Oberligist freiwillig zurückzieht, so wie nach der vergangenen Spielzeit die HSG Gotha/Goldbach. Auch damals hätte es es vier Absteiger geben sollen, der HC Aschersleben profitierte letztendlich aber vom Rückzug Gotha/Goldbachs.
Ausgeglichen, spannend, gut
Drei Spieltage vor Schluss sind derzeit, zusätzlich zur bereits abgestiegenen TSG Calbe, in der Mitteldeutschen Oberliga noch immer sechs Vereine vom Abstieg bedroht. Die halbe Liga ist somit in Gefahr (siehe „Zittern ab Platz acht“). Ralf Seidler sagt wohlwissend: „Alle Vereine über Platz sieben können sich glücklich schätzen.“ Es ist ein Beleg, wie stark die vierthöchste Liga Deutschlands in der Breite besetzt ist. „Es gibt keine einfachen Spiele“, sagt Seidler. Das freut den Leiter der AG Spieltechnik. Eine ausgeglichene Liga ist eine spannende Liga, eine spannende Liga ist eine gute Liga.
Dass aller Voraussicht nach kein Verein aus dieser Liga in die 3. Liga aufsteigen wird, liegt am finanziellen und sportlichen Sprung. Einige Fans können das verstehen, andere fordern größeren Sanktionen, als die in den Durchführungsbestimmungen festgelegten „bis zu zwei Spielklassenbeiträge“ (ein Spielklassenbeitrag: 1200 Euro). Immer wieder wird auch dabei eine Aufstockung zum Thema. „Das würde das Problem aber nicht lösen“, sagt Ralf Seidler, „sondern einfach nur verschieben.“ Bis nun letztlich alle Entscheidungen fallen, werden vermutlich noch Wochen vergehen.
Und einige Beiträge das Forum des MHV bereichern. (mz)