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Kein Engpass Medizinische Versorgung in der Stadt Seeland: Hausärztin übernimmt 2019 Praxis in Gatersleben

Von Regine Lotzmann 16.08.2018, 09:57
Wenn die Gaterslebener Ärztin ihre Praxis schließt, wird es gleich eine Nachfolgerin geben.
Wenn die Gaterslebener Ärztin ihre Praxis schließt, wird es gleich eine Nachfolgerin geben. Frank Gehrmann

Gatersleben/Schadeleben - „Manchmal muss man einfach Glück haben“, sagt Heidrun Meyer und strahlt. In den letzten Wochen hatte sich die Situation im Seeland in Sachen hausärztlicher Versorgung nämlich dramatisch zugespitzt:

mit dem überraschenden Tod von Frank Volta in Schadeleben (die MZ berichtete) und der Ankündigung der Gaterslebener Ärztin, Ende des Jahres ihre Praxis aufzugeben. Nun kann die Bürgermeisterin der Stadt zumindest für Gatersleben eine probate Lösung verkünden.

Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt bestätigt Lösung

„Eine Ärztin wird die Praxis ab Januar 2019 übernehmen“, sagt Heidrun Meyer. Dass es Ersatz für die Gaterslebener Allgemeinmedizinerin gibt, bestätigt auch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalts. „Eine Hausarztpraxis aus der Umgebung hat die Genehmigung zur vertragsärztlichen Tätigkeit erhalten“, informiert Pressesprecher Bernd Franke. 

Er spricht von einer sogenannten Nebenbetriebsstätte, was übersetzt so viel wie Zweigstelle heißt. „Dafür wird sich die Praxis ärztlicherseits personell verstärken“, so Franke, der sich auch über diese Lösung freut. „Dadurch kann der Praxisstandort in Gatersleben vollständig erhalten bleiben.“

Weder die KV noch die Bürgermeisterin will Namen nennen

Genauere Angaben zu den Beteiligten wollte der KV-Sprecher jedoch nicht machen. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen.“ Auch die Seeland-Bürgermeisterin will noch keine Namen nennen.

Doch sie erklärt: „Wichtig ist, dass die Versorgung dort abgesichert ist. Wir können die Lücke sofort schließen.“ Und lächelnd fügt sie hinzu: „Das ist einfach wunderbar.“

Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderer hatten Beschwerde verfasst

Gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Sebastian Kruse hatte die Bürgermeisterin vor einigen Wochen einen Brandbrief an die Kassenärztliche Vereinigung geschrieben. Mit der dringenden Bitte um Hilfe.

Dass die auf recht unkomplizierte Art naht, damit hätte sie dann doch nicht gerechnet. „Denn die Arztfamilie ist von ganz allein auf uns zugekommen und hat ihr Interesse bekundet“, sagt die Bürgermeisterin und nennt das einen außerordentlichen Glücksfall.

Ärztepaar aus Quedlinburg will Medizinerin unterstützen

Selber wolle das Ärztepaar aus Quedlinburg zwar nicht in Gatersleben praktizieren, aber einer Ärztin dabei helfen, dort selbstständig zu werden, verrät Heidrun Meyer.

Die setzt nun alles daran, dass das Unternehmen glückt. „Wir werden uns als Stadt bemühen, die Praxis bereitzustellen“, nennt sie eine Vereinbarung. Dafür wollen sich die Ärzte, Bürgermeisterin, Wirtschaftsförderer und Gaterslebens Ortsbürgermeister Anfang September treffen.

Auch der ist glücklich, dass es zu einer Praxisübergabe kommt und nicht erst zu einer Schließung. „Die Gefahr haben wir nämlich gesehen, weil ja überall Landärzte fehlen“, sagt Mario Lange. Ihn freut es, dass der Standort gesichert sei.

Hänge da doch auch die Existenz einer Apotheke dran. „Ich hoffe, dass wir dann eine dynamische Ärztin haben, die unsere Bürger in Gatersleben gut versorgt“, fügt er hinzu und dankt der bisherigen Ärztin für deren geleistete Arbeit. „Ich wünsche ihr einen guten Ruhestand.“

Was wird aus der Arztpraxis in Schadeleben?

Nun müsse, erklärt Heidrun Meyer weiter, es nur noch eine Lösung für Schadeleben geben. Hier hatte die Kassenärztliche Vereinigung nach dem plötzlichen Tode Frank Voltas Anfang Juli schnellstmöglich für einen Vertretungsarzt gesorgt. Doch der, so hatte Wirtschaftsförderer Sebastian Kruse schon Anfang des Monats erklärt, werde zunächst nur bis Ende August in der Praxis von Familie Volta praktizieren.

Ausschreibung brachte kein Ergebnis

Ein richtiger Nachfolger sei noch nicht in Sicht. „Auf die Ausschreibungen der Praxis im Deutschen Ärzteblatt sind bislang keine Interessenbekundungen eingegangen“, informiert KV-Sprecher Bernd Franke. Gleich zwei Anzeigen hatte die Kassenärztliche Vereinigung hier aufgegeben. Die zweite erst vor wenigen Tagen.

„Hinsichtlich der Sprechstunden in Schadeleben gibt es also erst einmal keinen veränderten Stand. Die Versorgung der Patienten erfolgt weiterhin übergangsweise durch den Vertretungsarzt“, so Franke.

Arzt hier halten

Den jungen Arzt aus Litauen ganz zu halten, hat sich jedoch die Stadt zum Ziel gesetzt. „Was geht, wollen wir probieren“, sagt die Bürgermeisterin und denkt da an das Besorgen einer Wohnung, einer Praxis, vielleicht eines Kindergartenplatzes fürs Kind. „Wir wollen, dass er sich wohlfühlt in der Umgebung - und das ist unsere Aufgabe.“ Deshalb kündigt Heidrun Meyer auch Gespräche mit dem Hausarzt an - und eine enge Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung. „Denn die Rahmenbedingungen müssen ja auch passen.“

Doch aufgeben wolle die Stadt Seeland - auch mit Blick darauf, dass es in den Ortsteilen Frose und Friedrichsaue schon seit Jahren keinen Hausarzt mehr gibt - nicht. „Wir werden alles versuchen!“

(mz)