Markus Schönhoff Markus Schönhoff: Bernburger fährt zur Billard-WM
Bernburg - 1990. Es gilt als eines der prägendsten Jahre der jüngeren Geschichte. Ereignisse wie die Deutsche Wiedervereinigung, nachdem bereits 1989 mit dem Mauerfall das Ende des Kalten Krieges faktisch besiegelt wurde, gingen in die Annalen ein. Auch zeichnete sich mit der Unabhängigkeitserklärung einiger Mitgliedsstaaten das Ende der Sowjetunion ab, die dann 1991 tatsächlich zusammenbrach. In Südafrika endete derweil nach Jahrzehnten die Epoche der Apartheid.
1990 war aber auch für Markus Schönhoff ein prägendes Jahr. Der mittlerweile 49-jährige Bernburger war damals als Zuschauer bei der Billard-Weltmeisterschaft in Viersen (Nordrhein-Westfalen) zu Gast. Und: „Ich war von der Atmosphäre so beeindruckt, dass eine Teilnahme zu meinem größten sportlichen Ziel wurde“, sagt der schon damals passionierte Billard-Spieler heute.
In der kommenden Woche wird sich Schönhoff seinen lange gehegten Traum erfüllen. Er wird bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft an den Start gehen.
Einladung von Bundestrainer Wolfgang Zenkner
Mitte Januar wurde der Bernburger für die Welt-Titelkämpfe nominiert. Bis es allerdings soweit war, hatte er eine lange Zeit des Hoffens hinter sich. Bereits im Herbst 2015 wurde Markus Schönhoff erstmals von Bundestrainer Wolfgang Zenkner eingeladen. Zunächst nahm er nur an nationalen Lehrgängen teil, ohne eine Nominierung für Wettkämpfe zu erhalten. „Im Dezember letzten Jahres gab es dann seitens des Verbandes erste Signale über einen möglichen Einsatz bei der Weltmeisterschaft in Viersen“, erzählt Schönhoff. Gewissheit erhielt er dann Mitte Januar. Der Bernburger wurde in das B-Team Deutschlands berufen. „Das ist das Größte, was ich bisher erreicht habe“, sagt Markus Schönhoff.
1991 wurde der gebürtige Sachse vom Bernburger Billard-Urgestein Jupp Früchtel an die Saale geholt, um dort in der 2. Bundesliga zu spielen. Bis 2004 blieb er dem TV Askania Bernburg treu, ehe mit dem Abstieg aus der Bundesliga die großen sportlichen Ambitionen in Bernburg beendet waren. Schönhoff wechselte zum 1. BC Magdeburg, für den er nun seit einigen Jahren in der 1. Bundesliga spielt.
Regelmäßige Besuche beim TV Askania
Im Jahr 1995 verlagerte Schönhoff zudem seinen Lebensmittelpunkt in die Saalestadt und lernte dort seine langjährige Lebensgefährtin Andrea kennen, mit der er heute immer noch zusammen an der Töpferwiese wohnt. Obwohl es Schönhoff sportlich und auch beruflich nach Magdeburg zog, trainiert er immer noch ab und zu beim TV Askania, dessen Clubheim „zu den besten Billardvereinen in Sachsen-Anhalt gehört“, wie Schönhoff berichtet.
Und obwohl die große Konkurrenz in Sachsen-Anhalt fehlt, hat es der Bernburger geschafft, sich stetig zu verbessern und auch bei den Deutschen Meisterschaften Top-Platzierungen zu erreichen. 2013 und 2015 wurde Markus Schönhoff jeweils Dritter, was ihm dann auch die Aufmerksamkeit des Bundestrainers einbrachte.
22 Länder, fünf Kontinente
Die Mannschafts-WM findet vom 9. bis 12 März nun schon zum 27. Mal in Viersen statt. Sie ist damit „im Weltsport einer der größten Blockbuster überhaupt“, erklärt Schönhoff, der bereits am kommenden Montag anreisen und bis Mittwoch noch einen Vorbereitungslehrgang besuchen wird.
24 Teams aus 22 Ländern und fünf Kontinenten treten an, um das beste Team der Welt in der Disziplin Dreiband zu ermitteln. Gastgeber Deutschland und Titelverteidiger Niederlande dürfen jeweils zwei Mannschaften stellen. Ein Team besteht aus zwei Spielern. Schönhoff spielt zusammen mit seinem Team-Partner Dustin Jäschke aus Bottrop in Gruppe F.
Team spielen zuerst in Dreier-Gruppen
Zunächst spielen alle Teams eine Vorrunde in Dreier-Gruppen. Nur der Erste jeder Gruppe kommt ins Viertelfinale. Schönhoff und Jäschke treffen auf Schweden und Spanien. Schweden ist Rekordweltmeister und gewann bereits siebenmal die Trophäe. Spanien ist mehrfacher Medaillengewinner, muss allerdings auf seinen Topspieler, den Einzelweltmeister Daniel Sanchez verzichten. Deutschland B ist zwar Außenseiter, aber hoffnungslos ist die Situation laut Markus Schönhoff dennoch nicht. „Möglich ist alles“, sagt er, „beim Billard sind oft wenige Momente entscheidend.“
Wie der Bernburger sagt, kommt es vor allem darauf an, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Und diesbezüglich auch, die Nervosität im Griff zu haben. „Die Mentalität ist ein Riesenthema“, sagt Markus Schönhoff, „das macht 30 Prozent aus.“
Auch Schönhoff ist natürlich angespannt. „Man spielt ja nicht jeden Tag vor so einer Kulisse“, sagt er. Im Schnitt werden an den Wettkampftagen zwischen 800 und 1200 Zuschauer erwartet. Bei den Bundesliga-Spielen des 1. BC Magdeburg liegt der Zuschauerschnitt bei 30 bis 40. „Was auch schon gut ist“, sagt Schönhoff.
Nun allerdings lernt er alles drei bis fünf Nummern größer kennen. „Ein absoluter Traum geht in Erfüllung“, wie Markus Schönhoff noch einmal betont. Nach 27 Jahren Anlauf. (mz)
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Für Deutschland geht mit der A-Mannschaft noch ein weiteres Team an den Start. Und Martin Horn und Ronny Lindemann gelten als Mitfavoriten. Sie treffen in Gruppe B auf die Schweiz und Griechenland. Markus Schönhoff ist mit seinen 49 Jahren übrigens bei weitem nicht der älteste Teilnehmer. Der Schwede Torbjörn Blomdahl, einer der Gegner des Bernburgers und vor zwei Jahren Einzelweltmeister, ist 53.