Lockere Schrauber Lockere Schrauber: Darum kommen zwei Mechaniker aus dem Salzlandkreis im TV groß raus

Etgersleben - Die Geschichte mit dem Russenpanzer erzählen Axel Zörner und Michael Sroka besonders gerne. „Ein Sammler aus der Nähe hatte den schon ewig bei sich stehen“, sagt Zörner. Allerdings konnte das alte Kettengefährt keinen Zentimeter weit fahren. Lange sei das auch kein Problem gewesen, doch dann kam eine Filmfirma, die den Panzer für eine Produktion buchen wollte. „Und für die musste er sich auch bewegen.“
Der Sammler suchte eine Werkstatt nach der anderen auf, doch niemand bekam den schweren Boliden wieder fit. Schließlich landete er in Etgersleben (Salzlandkreis), auf dem Schrauberhof von Zörner und Sroka. Die beiden Mechaniker werkelten eine ganze Weile an der Großmaschine herum - und siehe da, der Panzer rollte wieder. „Am Ende ist es bei allen Fahrzeugen gleich: Sie brauchen Luft, Benzin und einen Funken“, sagt Zörner bescheiden.
„Axel & Micha - Die Zwei vom Schrauberhof“ läuft auf RTL Nitro
Die Kunst der zwei Mechaniker ist es, allem was Räder hat, wieder Leben einzuhauchen. Deswegen sind sie landauf, landab für viele Sammler, Autonarren und Oldtimerfans die letzte Hoffnung. Und ihre Expertise für die besonders harten Fälle hat ihnen nun auch deutschlandweite Bekanntheit gebracht. Denn Zörner und Sroka haben seit Ende Juni ihre eigene TV-Sendung. „Axel & Micha - Die Zwei vom Schrauberhof“ heißt die zehnteilige Serie, die jeden Sonntag ab 13.15 Uhr als Doppelfolge bei RTL Nitro läuft. Das Doku-Format begleitet die beiden bei echten Fällen: Sie bauen einen BMW zum Cross-Fahrzeug um, verzweifeln an einem Opel Kadett und helfen einem Trabant mit Anlassproblemen wieder auf die Sprünge.
Diese Authentizität ist es auch, die der Sendung ihren eigenen Charme verleiht. Schon der Schrauberhof der beiden Vollblutmechaniker ist ein eigener Kosmos. Vor 20 Jahren hatte Axel Zörner, damals arbeitslos, ihn für 105 000 D-Mark gekauft – mit einem Kredit der Sparkasse. Noch heute kann er sich nicht erklären, wie er die Banker einst von seinem gewagten Vorhaben überzeugen konnte.
„Axel & Micha - Die Zwei vom Schrauberhof“: Produzent ist zufrieden
Mittlerweile ist der ehemalige Bauernhof ein Spielplatz für Bastelfreaks geworden. Neben Reifenstapeln und rostenden Fahrzeug-Wracks strandete auf dem Gelände auch ein altes Boot, das unter allerhand Ersatzteilen vergraben liegt.
In den letzten Jahren haben einige TV-Sender neben ihrem Hauptkanal noch weitere Spartensender ins Leben gerufen, von denen einige im Kabelangebot kostenfrei empfangbar sind. Dazu zählen zum Beispiel ProSieben Maxx, Sat 1 Gold sowie RTL Nitro. Ziel dieser Sender ist es, ihr Programm noch stärker auf ein bestimmtes Publikum zuzuschneiden. Bei Sat 1 Gold ist die Zielgruppe eher älter und an seichter Unterhaltung interessiert. ProSieben Maxx richtet sich mit der Übertragung von E-Sport-Ereignissen eher an ein junges Publikum.
RTL Nitro wiederum will bei den Zuschauern mit Action, Autos und viel Fußball punkten. James Bond-Filme, amerikanische Krimi-Serien sowie die RTL-Erfolgsreihe „Alarm für Cobra 11“ werden in Dauerschleife gespielt. Zuletzt allerdings erhöhte der Sender auch den Anteil der Eigenproduktionen. So kamen 2019 mit der Werkstatt-Serie „Axel & Micha – Die Zwei vom Schrauberhof“ sowie der Motorrad-Doku „Kobras – Die Mofa-Gang“ zwei neue Formate hinzu. Außerdem rollt bei Nitro in der Saison oft der Fußball. So zeigt der Sender die Europa League und eine Bundesliga-Sendung.
Das Innere der Werkstatt würden böse Zungen als Schrottplatz bezeichnen. Für Auto-Nostalgiker hingegen ist es eine Ersatzteil-Schatztruhe mit einem vielleicht etwas chaotischen Lagersystem. „Ich weiß, dass das hier keine Hochglanzwerkstatt ist“, sagt Axel Zörner. „Aber das muss sie für mich auch nicht sein.“
Das findet auch Stefan Hoge. Er ist der Produzent der Serie und mit seinen Titelhelden ziemlich zufrieden: „Axel und Micha sind halt echte Typen, da ist nichts gestellt und nichts gespielt. Die sind so, wie man sie im Fernsehen sieht“, sagt Hoge. Und was er damit meint, merkt man schon nach ein paar Minuten mit den Rostlauben-Reanimateuren. Angesprochen darauf, wie sie es geschafft haben, eine eigene Fernsehsendung zu bekommen, sagt Michael Sroka augenzwinkernd: „Wir hatten uns eigentlich bei ‚Deutschland sucht den Superstar‘ beworben, doch da wir nicht singen können, haben sie uns eine Schrauber-Serie gegeben.“
„Axel & Micha - Die Zwei vom Schrauberhof“: Weg ins TV eher zufällig
Es ist auch dieser Witz, der Zörner und Sroka Fernsehformat verleiht. Dabei war ihr Weg in den Flimmerkasten eigentlich ein anderer – und eher zufällig. Vor einiger Zeit drehte Mia Media aus Leipzig, die Filmproduktionsfirma, für die Stefan Hoge arbeitet, in der Ostalgiekantine Oschersleben (Börde).
In dem Beitrag über das Bistro mit angeschlossenem Freilichtmuseum sollten auch ein paar Gäste zu Wort kommen. Doch keiner wollte vor die Kamera. „Da haben wir das halt gemacht“, berichtet Michael Sroka, der mit Axel Zörner vor Ort war. Sie erzählten frei von der Leber weg – und weckten so das Interesse der Filmfirma.
Wenig später kam eine Redakteurin zu Probeaufnahmen auf den Schrauberhof. Auch dabei überzeugten die beiden – nicht nur mit ihren goldenen Mechaniker-Händen. Auf eine Miniserie mit vier Teilen im Mitteldeutschen Rundfunk folgte nun die zehnteilige Sendung im 50-Minuten-Format. „Das ist schon verrückt, dass wir so viel Sendezeit bekommen“, meint Axel Zörner.
„Axel & Micha - Die Zwei vom Schrauberhof“: ein Jahr Dreharbeiten
An die Arbeit vor der Kamera haben sich die beiden aber mittlerweile gewöhnt. „Ich merke das Filmteam gar nicht mehr“, meint Michael Sroka. Ein Jahr dauert die Produktion bereits, gerade wird die letzte Folge aufgenommen. „Wir drehen immer dann weiter, wenn wir auch bei den einzelnen Projekten Fortschritte machen.“ Die Produktion sei ein kontinuierlicher Prozess, wie die Arbeit in der Werkstatt auch.
In der Serie ist kaum etwas gestellt. Einmal jedoch haben sie ein besonderes Gefährt extra für die Aufnahmen angeschafft. Wobei, ein Auge hatte Axel Zörner schon lange auf das Amphibienfahrzeug geworfen. „Das stand ewig bei einem Kumpel rum“, erzählt der 51-Jährige. Mit der TV-Produktion im Rücken hat er es nun auf den Schrauberhof geholt. Ob er es jedoch wieder zum Fahren auf Land wie Wasser bekommt – das wird bei „Axel & Micha – die Zwei vom Schrauberhof“ beantwortet. (mz)