Lehrermangel an Grundschule Lehrermangel an Grundschule: Eltern aus Nienburg beschweren sich bei Haseloff

Nienburg - „Wir haben es beim Bildungsminister versucht. Ohne Erfolg. Nun gehen wir eben eine Etage höher“, sagt Ramona Hölscher, deren Sohn in die 2. Klasse der Grundschule Nienburg geht. Nienburger Eltern haben eine Aktion ausgewertet, die sie aufgrund der misslichen Lage wegen fehlender Lehrer an der Grundschule der Stadt gestartet hatten.
58 Schulen angeschrieben
Die Eltern hatten 58 Schulen im Landkreis - von der Grundschule bis zum Gymnasium - angeschrieben. Sie wollten ausloten, ob es an anderen Schulen ebenso Lehrermangel, Ausfall und vorzeitige Hortbetreuung gibt. Bis 13 Uhr ist die Schule und damit das Land für die Betreuung der jüngeren Schüler zuständig, was aber nicht der Fall ist, hat auch Nienburgs Bürgermeisterin Susan Falke (parteilos) bereits beklagt. Erst ab dann sei es der Hort, der oft in kommunaler Hand ist.
In Nienburg wird an jedem Schultag ab 12.15 Uhr die Betreuung über den Hort abgesichert, weil Lehrer fehlen. Der Kommune kostet das Geld, deren Kostenübernahme für die zusätzlichen 45 Minuten Betreuungszeit das Land ablehnt (die MZ berichtete). Fazit der Elternaktion: Von den 58 Schulen haben über 20 geantwortet und über 2.000 Unterschriften sind zusammengekommen, die eine Änderung der Situation im Landkreis fordern.
Unterschriften an Haseloff
Und die Forderungen sollen nun an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) übergeben werden. „Beim Bildungsminister Marco Tullner sind unsere Bedenken, dass der Unterricht nicht ordentlich durchgeführt werden kann, ins Leere gelaufen. Nun warten wir ab, wenn wir den Brief an seinen Chef geschickt haben, ob das mehr bringt“, so Ramona Hölscher. Um aber nicht nur als kleine Grundschule aufzutreten, hatte man die anderen Schulen angeschrieben.
2.000 Unterschriften seien eine guten Basis, sind sich die Initiatoren einig. Die Lage, dass es zu wenig Lehrer gebe, sei nicht erst seit diesem Schuljahr so, sagt Christoph Fricke. Doch bisher hatten es die Lehrer immer wieder geschafft, dass der Unterricht so halbwegs vernünftig ablief. Mit dem Beginn des jetzigen Schuljahres änderte sich das. Die Situation spitzte sich zu. Musik wurde nicht mehr unterrichtet, die Stelle der Schulleiterin ist unbesetzt. Es hatte sich auf Ausschreibungen niemand gemeldet, hieß es aus dem Bildungsministerium.
Seither ist eine Schulleiterin aus Könnern für drei Wochenstunden mit den Führungstätigkeiten in Nienburg vom Land beauftragt. Musik werde nun zum Teil unterrichtet, sagt Fricke. Doch, so haben auch Christin Schwarze und Ramona Hölscher die Erfahrung gemacht, kommen ihre Kinder immer häufiger gefrustet nach Hause. Auf die seit Generationen gestellte Eltern-Frage, was denn so in der Schule los war, komme, dass man nicht viel gemacht habe.
„An den Lehrern liegt das nicht. Sie können nicht zusätzlich Stunden schaffen. Es ist doch bezeichnend, dass der Hort schon vorzeitig die Betreuung übernehmen muss“, sagt Ramona Hölscher. Aber anstatt zu handeln, hatte der Minister an die Stadt, die eine Rechnung für die frühzeitig Übernahme der Betreuung gestellt hatte, darauf verwiesen, dass man mit einigen organisatorischen Änderungen alles in den Griff bekomme.
Das sei wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, sagt Fricke. Es sei ein Zeichen, dass man die Lage vor Ort völlig verkenne. Nun setzt man Hoffnung auf den Brief mit den Unterschriften aus den anderen Regionen und Schulen. (mz)