Judoka Luise Malzahn Judoka Luise Malzahn: "Ich lebe meinen Traum"

Gerlebogk - Die meiste Zeit verbringt sie nicht auf der Sportmatte, sondern in mehreren Tausend Metern Höhe. Judoka Luise Malzahn, die ursprünglich aus Gerlebogk stammt, ist Deutsche Meisterin, hat Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen und träumt jetzt von Olympia in Rio im nächsten Sommer.
Sieben Monate im Jahr unterwegs
Dafür hat es der Alltag der Profisportlerin auch in sich. Neben dem täglichen Training stehen vor allem viele Reisen an: „Ich würde sagen, dass ich im Jahr etwa sieben Monate unterwegs bin“, sagt die 25-Jährige. Abu Dhabi, Tokio, Paris - zu Wettbewerben oder Trainingscamps geht es mit dem Flugzeug oft um die halbe Welt. Ohne eine gute Planung und Strukturierung würde das alles nicht funktionieren. Und dazwischen warten Familie, Freunde und ihr Partner Gunther. Oder auch einfach nur der nächste Friseur-Besuch. „Ich lebe gerade meinen Traum, aber ich freue mich auch auf eine Zeit nach dem Sport.“ Denn im Moment muss sie auch in Deutschland viel Pendeln. Luise Mahlzahn trainiert nicht nur in Halle, sondern auch in Berlin, um sich mit Trainingspartnern besser auf die internationalen Wettbewerbe vorbereiten zu können. Ihr Herz schlägt aber immer noch für die Saalestadt. Neben der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Freund in Berlin kann sie auf die eigenen vier Wände in Halle deshalb nicht verzichten. „Berlin ist mir zu groß, in Halle fühle ich mich einfach am wohlsten.“ Und dann ist da ja noch die Familie in Gerlebogk.
Die Liste der Titel, die Luise Malzahn in ihrer Karriere bereits gesammelt hat, ist lang. Die 25-Jährige war beispielsweise Deutsche Meisterin der Frauen in den Jahren 2008, 2011, 2014 und 2015.
Bei Weltmeisterschaften landete Malzahn in Paris (2011) und dem russischen Tscheljabinsk (2014) jeweils auf dem dritten Rang und sicherte sich somit die Bronzemedaille. Silber gab es sogar bei der den Europameisterschaften in Baku (2015), Montpellier (2014), Tscheljabinsk (2012) und Istanbul (2011).
Zwischen 1999 und 2014 hat Luise Malzahn insgesamt 769 Kämpfe bestritten, von denen sie beeindruckende 646 gewann. Auch ihre sieben Jahre ältere Schwester Claudia war eine erfolgreiche Judoka.
Malzahn hofft, noch bis zu Olympia in Tokio 2020 sportlich fit genug für den Profisport zu sein. „Ich bin schon seit zehn Jahren in der Nationalmannschaft, da verschleißt der Körper natürlich schneller“, sagt sie „Ich bin dann 30 und möchte auch langsam an die Familienplanung denken.“ Und manchmal sind es auch die ganz kleinen Dinge, auf die sie sich freut: „Im Judo müssen wir unsere Fingernägel immer kurz halten, um uns nicht zu verletzen. Ich glaube das Erste, was ich nach meiner Karriere tun werde, ist mir eine Maniküre machen zu lassen“. Bis dahin muss eben alles weiterhin gut durchgeplant sein.
Genuss muss sein
Seit drei Jahren hat sie gerade mit Freunden zum ersten Mal wieder ihren Geburtstag gefeiert. Mit zwei Monaten Verspätung, aber nicht weniger herzlich. Einige von ihren Freunden wollen nächstes Jahr mit nach Brasilien kommen, um sie bei Olympia zu unterstützen. Wie ihre Chancen stehen, sieht sie realistisch: „Unter den ersten zehn der Weltrangliste kann jeder jeden schlagen“. Als aktuell Vierte in der Weltrangliste muss sie sich hinter ihren Gegnerinnen nicht verstecken.
Und das musste sie auch in ihren Anfängen nicht. Zum Judo ist sie über ihre Schwester Claudia gekommen. Gemeinsam fuhren sie zu ihrem damaligen ersten Verein dem VfL Köthen. Als Achtjährige hatte der Sport für sie damals noch ganz andere Vorteile als heute: „Es war schon ein gutes Gefühl, gegen die gleichaltrigen Jungs zu gewinnen“, sagt die ausgebildete Polizeikommissarin. Inzwischen kämpft sie gegen die ganz großen Gegnerinnen in der Gewichtsklasse bis 78 Kilo. Und das mit sichtbarem Genuss. Genießerin ist sie auch beim Essen: „Auf das Stück Kuchen am Nachmittag möchte ich nicht verzichten müssen.“