Hochwasserschutz in Frose Hochwasserschutz in Frose: Anwohner werfen Planer und Stadt Fehler vor

Frose - Der Druck auf Seelands Stadtverwaltung sowie Planer Ingolf Helbig aus Aschersleben wegen vermeintlicher Fehlplanung bei der Sanierung der Kirchgasse in Frose wächst. Ortsbürgermeister Mario Kempe sagte am Mittwoch der MZ, er sei davon überzeugt, dass Veränderungen notwendig seien. „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, mit Fördermitteln und ohne zusätzliche Anschlussgebühren für die Anwohner zu bauen. Das ist das Ergebnis.“
Kempe reagierte damit auf die anhaltende Kritik der Anwohner, insbesondere von Familie Petrak in der Nachterstedter Straße, deren Haus sozusagen am tiefsten Punkt steht und an deren Grundstück ein Teil des Kanals entlang läuft.
Frühe Kritik von Anwohnern wurde ignoriert
Kempe räumte zugleich aber auch ein, nicht auf die frühe Kritik der Familie bereits während der Bauphase entsprechend reagiert zu haben. Er habe den Berechnungen des Planers geglaubt. Nach dem Unwetter im Mai sei er ernüchtert gewesen.
Die sanierte Kirchgasse war erst vor drei Monaten übergeben worden, beim ersten Unwetter wurden die Regenmassen aber nicht wie geplant abgeführt. Im Gegenteil: Das Wasser stand teilweise bis zu einem halben Meter hoch. Danach gab es mehrere Krisentreffen der Verwaltung vor Ort sowie eine Informationsveranstaltung für die Anwohner (die MZ berichtete). Mittlerweile befassen sich auch Rechtsanwälte mit dem Problem.
Ist der Querschnitt geringer als zuvor?
Kerstin Petrak sagte gegenüber der MZ, man habe aus einem Flutgraben mit schmalem Fußweg einen breiten Fußweg mit schmalem Graben gemacht. Ihrer Meinung nach kann nicht mehr so viel Wasser abgeführt werden, weil der Querschnitt der Bauteile kleiner ist als vorher.
„Damit hat sich das Problem verschärft.“ Sie bezeichnete das Ergebnis der Sanierung als Katastrophe - der man ansatzweise nur begegnen könne, wenn der Fußweg soweit abgesenkt werde, dass auch dieser im Notfall das Regenwasser in den Graben ableiten könne.
Um ihr Grundstück zu sichern, verlegte die Familie deshalb Rasenkantensteine entlang dem Graben. Auch andere Anwohner in der Mittelstraße und auch in der Hoymer Straße rüsteten nach dem jüngsten Hochwasser mit Sandsäcken oder Spundwänden vor ihren Häusern auf.
Von Fehlern bei der Planung überzeugt ist auch Stadtrat Dieter Gleichner. Er sagte: „Hier wurden die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort nicht berücksichtigt.“ Hintergrund: Niederschläge in Frose werden in fast allen Fällen auf die Straßen abgeleitet. Damit können die Wassermassen ungleich schneller anschwellen. Gleichner kritisierte auch die Kommunikation mit der Stadtverwaltung. Er hätte sich gewünscht, früher über Bedenken informiert zu werden, damit sich der Bauausschuss damit befassen könne.
Seeland-Bürgermeisterin Meyer schweigt lieber
Seelands Bürgermeisterin Heidrun Meyer sagte, sie wolle das Ergebnis des Gutachtens abwarten, bevor sie sich dazu äußere. Vorwürfe an die Verwaltung wies sie allerdings zurück. „Wir sind keine Fachleute. Wir haben uns auf den Planer verlassen.“ Ingolf Helbig wollte sich am Mittwoch auf MZ-Anfrage nicht äußern.
Dabei steht er im Zentrum der Kritik. Laut Kempe habe Helbig seit 1994 rund 90 Prozent der Bauvorhaben in Frose geplant. Damit könne er sich nicht herausreden, die Gegebenheiten in Frose nicht zu kennen. Kempe betonte dabei, ihm gehe es nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Vielmehr seien Lösungen notwendig, um die Bürger zu schützen. (mz)

