Handball Handball: Familie hat für Lukas Paul Vorrang

bernburg/MZ - Er war auf dem besten Weg, sein Hobby Handball zum Beruf zu machen. Doch auf halber Strecke brach er ab, zieht sich vorerst aus dem Sport zurück, obwohl er gerade einmal 20 Jahre alt ist. Der Rücktritt von Lukas Paul zum Ende der Saison überraschte selbst Insider des SV Anhalt Bernburg. „Ich hätte gern weiter mit Lukas Paul zusammengearbeitet. Er hatte das Potenzial, um mal ein sehr guter Torhüter zu werden und rettete uns schon in der vergangenen Saison einige wichtige Punkte. Aber ich muss seine Entscheidung akzeptieren“, erklärte Bernburgs Trainer Christian Pöhler.
Den Beschluss, eine Pause vom Sport einzulegen, hatte der junge Schlussmann bereits zu Ostern getroffen. Ein tragischer Fall in der Familie war der Auslöser. Nur durch die dreiwöchige Punktspielpause im April konnte der gebürtige Sachse in dieser Zeit bei seinen Liebsten sein. „Ich habe mich dann dafür entschieden, erst einmal ganz aufzuhören. In den vergangenen Jahren sind Freunde und Familie durch den Handball viel zu kurz gekommen. Außerdem möchte ich mich auf meine berufliche Zukunft konzentrieren. In dieser Hinsicht will ich mich vom Sport nicht beeinflussen lassen“, begründete Paul, der im Herbst ein Studium aufnehmen wird, seine Entscheidung. „Ich möchte allein schon wegen meiner Familie gern in Mitteldeutschland bleiben, bin mir aber noch nicht ganz sicher, in welche Richtung das Studium genau gehen wird. Ich will im Bereich Medien etwas machen.“
Der Sachse kam bereits vor vier Jahren an die Leipziger Handball-Akademie, spielte für den SC DHfK Leipzig in der Junioren-Bundesliga und gehörte in der Saison 2012/13 sogar einige Zeit zum Zweitligakader des ambitionierten Vereins aus der Messestadt. Im Sommer 2013 wechselte der Rohdiamant zum SV Anhalt Bernburg und stand durch seine glänzenden Leistungen mit Stammtorhüter Artur Gawlik fast auf einer Stufe. Pöhler hatte nicht einmal Bauchschmerzen, den jungen Mann zwischen die Pfosten zu schicken, wenn es einmal nicht so rund bei seiner Nummer Eins lief.
„Der Handball hat mich in meiner Jugend schon sehr geformt und entscheidend geprägt.“
Trotz seines Rückzugs hat der Torhüter sehr viele schöne Erlebnisse durch den Sport gehabt. „Der Handball hat mich in meiner Jugend schon sehr geformt und entscheidend geprägt. Ich möchte keine Sekunde missen. Die Verabschiedung in der Bernburger Bruno-Hinz-Halle nach dem Punktspiel gegen den ESV Lok Pirna gehörte auch zu diesen außerordentlich bewegenden Momenten. Es war auch richtig, nach Leipzig zu gehen. Aber ich habe in den vergangenen Monaten eines gemerkt. Ich bin nicht der Typ, der für den Profisport aufgeht. Mir liegen auch andere Dinge am Herzen, die mir sehr wichtig sind“, so Paul.
Ob er eines Tages wieder ins Handball-Gehäuse zurückkehrt, ließ der künftige Student völlig offen. „Darüber mache ich mir jetzt auch überhaupt gar keine Gedanken. Doch wenn man für längere Zeit aus dem Geschäft heraus ist, wird es nicht einfach, wieder an das bisherige Leistungsniveau heranzukommen. Ich weiß, dass mir ein Comeback auf Drittligaebene sehr schwer fallen würde, vielleicht sogar unmöglich ist“, meinte der scheidende Bernburger Schlussmann, für den das Management des SV Anhalt nun einen Nachfolger finden muss.
„Da Lukas uns rechtzeitig Bescheid gegeben hat, werden wir noch im Mai einen neuen Keeper präsentieren können. Die Gespräche sind schon sehr weit fortgeschritten“, erklärte der Sportliche Leiter Enrico Nefe, der in den vergangenen Jahren immer ein sehr gutes Händchen hinsichtlich der punktuellen Verstärkung des Handball-Drittligisten hatte.