Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Der quirlige Krok

Aschersleben/MZ - Ganz alleine stand er da an die Bande gelehnt. Das Handy am Ohr, der Mund plapperte ohne Pause. Und wenn man Patrik Krok ins Gesicht sah, hatte man das Gefühl, dass da jede Pore lachte. Es gab auch allen Grund zur Freude. Nicht nur, dass der HC Aschersleben das Spiel gegen den HSC Coburg mit 33:32 für sich entschieden hatte. Patrik Krok war in der entscheidenden Phase der entscheidende Mann.
In der 56. Minute kam Krok aufs Feld. Die ganze Zeit hatte er auf der Bank verharrt. Nun sollte also ausgerechnet er, der 19-Jährige, der monatelang mit einer Fingerverletzung ausfiel und dem jegliche Spielpraxis fehlte, Regie im Ascherslebener Rückraum führen.
Kurz zuvor war Emil Feuchtmann zweimal mit einem Hüftwurf hängengeblieben. HCA-Trainer Jörg Neumann nahm den erfahrenen Feuchtmann von der Platte („Emil hat überdreht“), vertraute Krok. Und das aus gutem Grund. „Die Fans haben immer nur eine Momentaufnahme, nämlich das Spiel am Samstag. Ich sehe die Jungs aber jeden Tag“, sagte Neumann. Er hätte Krok auch schon eher gebracht, aber das Spiel entwickelte sich anders. Erst fünf Minuten vor dem Ende war Kroks Zeit gekommen. Als der HCA 31:32 zurücklag (57.), nahm sich Krok den Ball, sagte ein System an, an dessen Ende er selbst zum Abschluss kam und ausglich. Eine Minute später war es der gleiche Spielzug. Wieder ergab sich für den quirligen Krok eine Eins-Eins-Situation, die er zum Führungstreffer nutzte.
Als Mindaugas Veta - mit acht Toren gemeinsam mit Martin Doldan erfolgreichster HCA-Schütze - nach dem Spiel zu Patrik Krok befragt wurde, schüttelte er mit dem Kopf. „Ich könnte das nicht. Solange auf der Bank sitzen und dann die Tore machen. Respekt vor diesem jungen Spieler“, sagte Veta.
Bei aller berechtigten Euphorie um Patrik Krok war da aber auch noch Raimonds Steins, der in der Schlussphase drei Bälle hielt, den wichtigsten 20 Sekunden vor Schluss. Coburgs Rechtsaußen Ronny Göhl kam frei zum Abschluss. Steins, der nicht spektakulär, aber solide hielt und immer Ruhe ausstrahlte, antizipierte richtig und hielt den Sieg fest. „Wir wissen, dass Raimonds ein hervorragender Torwart ist“, sagte Coburgs Trainer Hrvoje Horvat auf der Pressekonferenz knapp. Schließlich war Steins bis vor wenigen Monaten noch beim HSC aktiv.
Beinahe hätte sich der Lette aber auf der Bank wiedergefunden. Coburgs Hajck Karapetjan und Dominic Kelm trafen nach Belieben, so dass Jörg Neumann den Wechsel wollte. Aber Andreas Böhm signalisierte, dass Steins im Spiel bleiben sollte. Das Bauchgefühl täuschte Böhm nicht.
Die Zuschauer, die sich von Jörg Neumann diesmal ein Lob verdienten („Das war eine super Unterstützung von euch. So macht das Spaß.“), hatten eine intensive Partie gesehen, in der der HCA lange Zeit die klar bessere Mannschaft war. Offensiv spielte Aschersleben sehr diszipliniert. Die Fehlerquote war niedrig. 17 Tore in der ersten Halbzeit belegen das. Doch auch Coburgs Offensiv-Spiel hatte Qualitäten, die nicht einfach zu stoppen waren. Der HSC traf 14 Mal in der ersten Hälfte. Die Spielkontrolle gab Aschersleben aber erst Mitte des zweiten Durchgangs ab. Bis dahin hatten die Gastgeber meist mit drei Toren geführt.
„Wir haben einige Bälle hergeschenkt, was sicher auch mit der schwindenden Kraft zu tun hatte“, sagte Jörg Neumann. Als Coburg nach 53. Minuten erstmals in Führung ging (29:28), hätte sich wohl keiner gewundert, wenn der HCA eingeknickt wäre. Aber der HCA biss sich fest in dieses Spiel. Und hatte mit Patrik Krok den unerwarteten Matchwinner in eigenen Reihen.
Krok, der noch unsicher mit der deutschen Sprache ist, gebühren dennoch die abschließenden Worte. „Ich habe so lange nicht gespielt wegen meiner Verletzung. Dann habe ich lange auf der Bank warten müssen. Ich habe immer gehofft und weitergearbeitet. Das ist ein richtig großer Sieg für mich.“
( Statistik siehe Zahlenspiegel)