Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Das Ass im Ärmel

minden - Es war Freitagvormittag, bei Maria Häußler klingelte das Handy. Am anderen Ende? Kristin Schüler. Die Kreisläuferin des HC Salzland rief also ihre ehemalige Mitspielerin an. Soweit erst einmal nichts Besonderes. Ein Plausch unter alten Kolleginnen und Freundinnen halt. Denn Maria Häußler pflegt zu den Wildgänsen noch immer einen guten Kontakt. Und dieses Telefonat wäre für die Mitteldeutsche Zeitung auch völlig irrelevant, wäre da nicht diese eine Bitte von Kristin Schüler gewesen. Ob Maria Häußler nicht Interesse hätte, sich einen Tag später mit den Wildgänsen auf eine 250 Kilometer lange Reise nach Minden machen zu wollen. Und nicht etwa, um den HC Salzland anzufeuern, sondern um mitzuspielen. Die Rückraumspielerin überlegte kurz, konnte schließlich „kurzfristig einiges verschieben“ und gewann mit den Wildgänsen 29:17 beim abstiegsbedrohten TSV Hahlen.
Wie Fahrrad fahren?
Doch von vorn: Wie kam es eigentlich dazu, dass die Wildgänse externe Hilfe benötigten? Trainer René Linkohr kündigte schon vor der Partie an, „dass uns einige Spielerinnen fehlen werden“. Dass darunter mit Thea Schwarz, Christiane Retting und Marie Knappe gleich drei Rückraumspielerinnen waren, fiel natürlich schwer ins Gewicht. Und noch dazu war mit Justine Schmitz eine vierte gesundheitlich angeschlagen. „Ich habe gegenüber einigen Mädels mal angedeutet, dass ich aushelfen würde, wenn Not am Mann ist“, sagte die 27-jährige Häußler, „aber nie damit gerechnet, dass es wirklich soweit kommt.“ Die Leipzigerin ist beruflich sehr eingespannt und hatte sich nach dem Ende der vergangenen Saison keinem anderen Club angeschlossen, um eine handballerische Pause einzulegen.
Am Sonnabend war diese nun vorübergehend aber erst einmal vorbei. Maria Häußler saß mit im Bus ins westfälische Minden. „Das war natürlich für alle noch einmal eine extra Motivation“, erklärte René Linkohr. Und nachdem die Partie knapp achteinhalb Minuten alt war, „habe ich unseren Trumpf gezogen“, so der Coach weiter. Maria Häußler war das Ass im Ärmel der Wildgänse. „Hahlen war sichtlich überrascht“, schmunzelte Linkohr.
Und die groß gewachsene Rückraumspielerin bewies, dass sie trotz Pause keine Qualität eingebüßt hat. Sie nahm sich sofort den ersten Wurf und traf ins Gehäuse des Abstiegskandidaten. Man könnte zu dem Schluss kommen, Handballspielen ist wie Fahrradfahren. Man verlernt es einfach nie, oder? Maria Häußler lachte: „Kann man so sagen.“ Doch sie schränkte auch ein: „Gegen eine stärkere Mannschaft, wäre das bestimmt nicht so leicht gewesen.“
Doch der TSV Hahlen steckt halt nicht umsonst im Abstiegskampf. Und die Wildgänse stehen auch nicht umsonst in der Spitzengruppe der 3. Liga Ost. „Wir waren nie in Gefahr“, so Trainer René Linkohr, „doch wir haben uns in der ersten Hälfte auch nicht entscheidend absetzen können.“ Mit drei Toren Vorsprung (14:11) ging der HC Salzland in die Pause. „Mit einigen Feinheiten im Angriff war ich noch unzufrieden“, so Linkohr, der vor allem mehr Tempohandball forderte. „Und das greift dann auch von Beginn an.“
Kein Modell mit Zukunft
Die Wildgänse setzten sich im zweiten Durchgang beständig ab und führten zwölf Minuten vor Schluss bereits mit 25:13. „Da war der Drops gelutscht“, meinte René Linkohr und fügte an: „Der Sieg ist auch absolut verdient und sehr zufriedenstellend.“
Und Maria Häußler? Die hatte am Ende sieben Tore erzielt und Gefallen am Spiel mit ihren alten Kolleginnen gefunden. „Es hat richtig Spaß gemacht.“ Vor allem der Rückraum - bestehend aus Häußler, Stephanie Jäger und Yvonne Sachse - trumpfte auf und erzielte 21 von 29 Toren. „Die drei haben gut zusammengespielt“, konstatierte Linkohr. Ein Modell mit Zukunft? „Nein“, erklärte der Coach, „das war eine einmalige Sache.“ Denn die Wildgänse haben jetzt zwei spielfreie Wochenenden. Genug Zeit also für die angeschlagenen Spielerinnen, wieder fit zu werden. „Wir können optimistisch sein“, sagte René Linkohr.
Und wie steht es um die Zukunft von Maria Häußler? Wird sich die Rückraumspielerin im Sommer wieder einem Verein anschließen? „Ich denke nicht“, meinte die 27-Jährige. Lieber bleibt sie also das Ass im Ärmel der Wildgänse? Maria Häußler lachte zum Abschied noch einmal: „Genau.“ (mz)