Fußball Fußball: Nienburg sorgt für Überraschung

bernburg/MZ - Bei herrlichen frühlingshaften Bedingungen sorgte der abstiegsgefährdete 1. FSV Nienburg mit einem 2:1 (2:0)-Sieg beim Tabellenzweiten SV Einheit Bernburg für eine Überraschung und revanchierte sich für die 1:4-Heimniederlage aus der Hinrunde.
Die Startphase dieses mit Spannung erwarteten Altkreisderbys gehörte vor 163 zahlenden Zuschauern klar den Gästen aus Nienburg. Der Tabellenzwölfte wirkte in den ersten 20 Minuten geistig frischer und zwang mit seinem permanenten Forechecking die Einheit-Abwehr zu krassen Fehlern. Schon bei ihren drei ersten Kontern deuteten die schnellen Nienburger Spitzen ihre Gefährlichkeit an. Zumindest konnten sie die Gastgeber damit sehr beeindrucken.
Ging das Ganze für Einheit in der ersten Viertelstunde noch glimpflich aus, schockierte Nienburg den Gastgeber in der 15. und 17. Minute mit einem Doppelschlag. Nach einem Pass in die Tiefe des Einheit-Strafraums patzte Verteidiger David Munck und ermöglichte so zunächst für Christian Regner den erfolgreichen Torschuss zum 0:1. Zwei Minuten später war es Oliver Schumann, der nach Grundliniendurchbruch eines Mitspielers und dessen Rückpass zur Fünfmeterlinie, diesen im langen Eck unterbrachte. Einheit-Torwart Marcel Lehmann hatte bei beiden Treffern keine Chance.
„Wir haben den Gastgeber mit schnellem Spiel über die Flügel unter Druck gesetzt und die Angriffe schnell abgeschlossen. Mit dem verletzungsbedingten Wechsel von Tim Knöfler kam jedoch ein kleiner Bruch in unser Spiel“, schilderte Nienburgs-Trainer Dirk Bizuga eine starke Anfangsphase. „Da ich keinen weiteren Stürmer auf der Bank hatte, musste unser zweiter Torhüter neben Regener in die Sturmspitze.“
Nach diesem Wechsel steckte der FSV etwas zurück und Einheit kam besser ins Spiel, ohne aber zwingend das Nienburger Tor unter Druck setzen zu können. Trotzdem war in der 26. Minute der Anschlusstreffer fällig. Doch Mannschaftskapitän Marco Schule entschied sich bei drei Optionen (Abspiel, Ausspielen des Torwarts) für die ungünstigste und schoss über die Querlatte des Tores. „Für unsere Ansprüche war die erste Hälfte zu wenig“, kritisierte Einheits sportlicher Leiter Lothar Kral. Die letzte Möglichkeit hatte vor der Pause noch einmal der Nienburger Regener. Nach einem Konter musste Lehmann mit einer Parade glänzen, um seine Mannschaft noch einigermaßen im Spiel zu halten.
Nach der Pause sahen die Zuschauer zunächst ein anderes Spiel. Einheit wirkte jetzt präsenter und kam auch zu einigen Chancen, aber spielerischen Glanz konnte der Aufstiegskandidat weiter nicht vermitteln. Jedoch gelang in der 51. Minute eine schöne Kombination zwischen Ricardo Kupka, Schule und Stefan Thol, der diese mit einem 16 Meterschuss zum Anschlusstreffer vollendete.
Jetzt keimte bei den Gastgebern wieder Hoffnung auf und die Kreisstädter legten zeitweilig auch kämpferisch zu. So ergaben sich nach von Christoph Vatthauer ausgeführten Freistößen gute Chancen für Tobias Mund, dessen Kopfball (58.) das Tor knapp verfehlte oder für Ricardo Beck (78.), der nun immer öfter in der Spitze auftauchte und noch einmal für Thol (79.), bei dessen Kopfball den Fans der Torschrei schon auf den Lippen lag. Aber auch er war im Pech. „Das Bemühen unserer Spieler war da, aber ohne einige wichtige Stammkräfte fehlt im Moment bei der Mannschaft einiges, um dominierend so ein Spiel zu kontrollieren“, resümierte Kral.
So reichte es für den FSV, der in der zweiten Spielhälfte nur noch das Ergebnis verwaltete und überhaupt nicht mehr gefährlich vorm Tor der Gastgeber auftauchte, zu einem glücklichen, aber nicht unverdienten Dreier. „Nach der Pause standen bei uns Abwehraufgaben im Mittelpunkt. Mit Kampf haben wir aber unser Ziel erreicht. Wenn Niklas Kasler bei seiner Chance den Nebenmann nicht übersehen hätte, hätten wir schon eher alles klar machen können. Ein großes Kompliment an die Mannschaft, die meine Vorgaben gut umgesetzt hat. Wenn es doch nur jede Woche so wäre“, freute sich Bizuga über den erst zweiten Auswärtssieg.
Und noch einmal Kral: „Die Mannschaft sollte sich hinterfragen, auch wenn erneut wichtige Spieler fehlten und einige nicht hundertprozentig fit sind, ob sie von der Einstellung her alles getan hat, um erfolgreich Fußball zu spielen.“ Einheit Trainer Norbert Lehmann sprach von der schwächsten ersten Halbzeit in dieser Saison: „Wir waren die ersten Minuten gar nicht auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar noch einmal Charakter bewiesen, die vier Ausfälle konnten aber auch wir nicht überspielen. Nienburg gewann zwar glücklich, aber nicht unverdient.“