Fußball-Landesliga Fußball-Landesliga: Lediglich zwei Neuzugänge

aschersleben/MZ - Auf die Frage, warum er sich für Lok Aschersleben entschieden habe, nannte Philipp Rauhut die sportliche Perspektive - die neue Herausforderung. Der 21-jährige Abwehrspieler ist vom Landesklasseteam Fortuna Magdeburg zu einem Landesligisten gewechselt. „Es ist eine neue Erfahrung, ich möchte mich weiterentwickeln“, sagt Rauhut. Auch Pascall Scheffler sucht eine neue Herausforderung. Neun Tore erzielte der offensive Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison - in der Harzoberliga.
Scheffler und Rauhut sind zwei Neuzugänge von Lok Aschersleben - bislang die beiden einzigen. Dabei ist es nicht so, als ob niemand nach Aschersleben wechseln möchte. „Die Bedingungen sind ordentlich, die sportliche Perspektive ist gegeben“, sagt Siegfried Keller. Und trotzdem muss der Lok-Trainer noch immer mit einer Rumpfmannschaft trainieren und bei Testspielen antreten. Am Mittwochabend standen ihm bei der 2:4-Niederlage gegen TuS Magdeburg-Neustadt mal wieder nur zwölf Spieler zur Verfügung. Immerhin hatte er erstmals in der Vorbereitungsphase einen richtigen Torwart zwischen den Pfosten: Nico Kuhlberg. Ein Spieler aus der A-Jugend.
Ernüchterndes Ergebnis
Ein richtiger Neuzugang ist das aber nicht. Dabei haben die Verantwortlichen von Lok Aschersleben durchaus viele Gespräche mit Verstärkungen gehabt. Das Ergebnis sieht allerdings ernüchternd aus. Den ersten Kontakt nimmt meistens der Vorstand auf, sollten sich beide Seiten nach dem ersten Gespräch angenähert haben, kommt Siegfried Keller ins Spiel und bespricht die sportlichen Angelegenheiten. „Wenn die Spieler das bekommen, was der Verein möchte, dann liegt die Erfolgsquote bei 20:2“, sagt Siegfried Keller, „wenn aber die Wünsche der Spieler erfüllt werden, bekommen wir fast alle. Warum gehen Spieler von Bayern München zu Real Madrid?“
Auch Toni Kroos formulierte Anfang des Jahres Wünsche an den FC Bayern München. Er wollte bei einer vorzeitigen Vertragsverlängerung mehr Geld. Mit dem Angebot des deutschen Rekordmeisters war der 24-jährige Weltmeister nicht einverstanden, wechselt nun im Sommer in die spanische Hauptstadt. Nicht nur aus sportlichen Gründen, sondern vor allem wegen des Geldes.
Im Fall von Toni Kroos geht es sicherlich auch um Wertschätzung. Wenn Mitspieler zehn Millionen Euro im Jahr verdienen, dann möchte man das auch. Auch in Sachsen-Anhalt und im Salzlandkreis bekommen Fußballer finanzielle Zuwendungen von den Vereinen. Der eine zahlt mehr, der andere weniger. Oftmals wählen die Spieler ihren Verein nicht mehr nach sportlichen Gesichtspunkten, sondern gehen dorthin, wo mehr gezahlt wird. „Es ist nicht so, dass es bei uns gar kein Geld gibt“, sagt Siegfried Keller, „aber bei uns wird die Leistung honoriert.“
In Schieflage
Es gibt bei Lok Aschersleben keine Amateurverträge. Vereine wie Drittligist Hallescher FC oder der Regionalligist 1. FC Magdeburg machen davon Gebrauch, aber selbst Landesklasse Vereine wie die SG Reppichau (Anhalt-Bitterfeld) binden Spieler mit Verträgen, verpflichten sich damit zu garantierten monatlichen Zahlungen. „Es sollte erst ab der Verbandsliga Vertragsamateure geben“, sagt Siegfried Keller.
Den Spielern könne er es nicht verdenken, dass sie das Angebot von Vereinen, die mehr bezahlen als andere, annehmen. „Ich habe immer gedacht, dass der Leistungsgedanke gilt“, so der Lok-Trainer. Aber mittlerweile ist eine gewisse Schieflage zu erkennen. Das Niveau in den Ligen auf Landesebene sinkt immer weiter, die Summen für Spieler steigen aber dagegen. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, kann auch viele Neuzugänge holen - Lok Aschersleben macht das nicht.
Wenn dann aber doch ein Spieler zusagt, dann passt der auch zum Verein. So habe etwa Felix Sparing vor der Saison 2013/14 überhaupt nicht nach Geld, sondern den sportlichen Perspektiven im Verein gefragt. Der Mittelfeldspieler passt perfekt in die Mannschaft. Auch Philipp Rauhut und Pascall Scheffler werden sich schnell an das neue Umfeld gewöhnen. Nur sollten sie nicht die einzigen Neuzugänge bleiben.