1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. Friseursalon: Friseursalon Figaro in Nienburg: "Die Stammkundschaft hält uns die Treue"

Friseursalon Friseursalon Figaro in Nienburg: "Die Stammkundschaft hält uns die Treue"

Von Andreas Braun 02.02.2018, 08:55
Miriam Hamann (von links), Yvonne Held, Stephanie Siemon und Patricia Krüger sind ein eingespieltes Team.
Miriam Hamann (von links), Yvonne Held, Stephanie Siemon und Patricia Krüger sind ein eingespieltes Team. Engelbert Pülicher

Nienburg - „Ich wusste doch. Das ist schon ewig her.“ Patricia Krüger musste kurz überlegen. Doch wenn man in die Vergangenheit guckt, dann merkt man doch, wie die Zeit vergeht.

Vor gut 40 Jahren hat die Nienburgerin ihre Lehre angetreten, die sie 1980 abschloss. Als Friseurin bei der Figaro, der Friseurgenossenschaft zu DDR-Zeiten in Bernburg, die nach der Wende bis 2003 präsent war.

Seitdem ist sie dem Beruf auch treu geblieben, hat sogar ihren Meisterbrief erworben. Dass sie den mal braucht, um schließlich ihr eigenes Geschäft zu haben, war ihr da sicher noch nicht bewusst.

Doch vor 15 Jahren, als Figaro Bernburg sich vom Markt zurückziehen musste, stand Patricia Krüger vor der Entscheidung. Was soll aus dem Geschäft am Schillerplatz 1 in Nienburg werden?

„Ich habe das Geschäft übernommen. Es ist nicht leicht, aber wir haben hier ein gutes Team und doch eine gute Stammkundschaft, die uns die Treue hält“, sagt die Frau, die seit 36 Jahren verheiratet ist und einen erwachsenen Sohn und ein Enkelkind hat.

Ist der Sohn in die Fußstapfen der Mutter getreten?

„Oh, nein“, wirft Patricia Krüger die Hände in die Luft. Er habe sich für einen Ingenieurberuf entschieden. Doch so ganz ohne Friseurin geht es beim Sohnemann nicht.

„Meine Schwiegertochter ist allerdings Friseurin. Sie ist bei Anja Schwebel im Geschäft in Bernburg beschäftigt“, erzählt Patricia Krüger.

Was sie 1978 dazu trieb, gerade Friseurin zu werden, war, dass sie mit Menschen arbeiten wollte.

„Büro und Schreibtischtätigkeit schieden aus. Das wäre nichts für mich. Friseur ist ein kreativer Beruf. “ Sie könne bei Menschen für gute Laune sorgen, wenn sie ihnen eine gute Frisur empfehle und sie dann richtig toll aussehen, beschreibt sie den Reiz des Jobs.

Junge Leute probieren viel Neues aus

Bei Kunden gibt es sehr unterschiedliche Charaktere. Es gebe vor allem junge Leute, die ziehen von Friseur zu Friseur, um immer etwas Neues auszuprobieren.

Wichtig sei immer, dass man als Fachfrau darauf achtet, ob denn auch eine Frisur, die vielleicht bei den jungen Männern gerade „in“ ist, weil sie ein berühmter Fußballer trägt, zu ihm passt. Da muss man dann auch rigoros bleiben, notfalls sagen, dass man das nicht verantworten will.

Das gilt auch bei Frauen, die gern mal mit ihren Haaren zu Hause etwas ausprobieren und dann feststellen, es geht nicht so einfach, wie es die Werbung verspricht.

Natürlich kann die Friseurin vieles wieder hinbekommen. Denn ein Mindestmaß an Chemiekenntnissen muss man in dem Beruf schon haben. Allerdings gibt es auch Fälle, wo Patricia Krüger die Finger davon lässt.

„Wenn die Haare schon so stark angegriffen sind, dass ich es nicht verantworten kann, hier noch weiterzumachen, dann sage ich das auch deutlich. Denn was man sich zu Hause vielleicht selbst verzeiht, wenn es schiefgeht, verzeiht man der Friseurin nicht“, erklärt sie, warum sie sich dann zurückhält.

Der Standort am Schillerplatz hat Tradition

Der Standort des Geschäftes am Schillerplatz hat übrigens schon Tradition als Friseurgeschäft. Schon Generationen von Nienburgern haben sich hier schick machen lasse.

„Ältere Menschen berichten mir immer, dass es schon vor Figaro ein Friseurladen war. Es könnte schon um die 100 Jahre sein, dass hier das Handwerk ausgeübt wird“, sagt die Chefin von drei Angestellten.

Zu dem Team gehören Stephanie Siemon, Yvonne Held, beide wie Patricia Krüger aus Nienburg, und Miriam Hamann. Sie kommt aus Wedlitz.

Quartett arbeitet schon lange zusammen

Die Quartett arbeitet schon lange zusammen. Stephanie Siemon hat sogar hier gelernt. Gibt es an der Chefin, was die Mitarbeiter stört? „Oh, das können wir hier nicht alles erzählen“, schmunzeln sie, und es ist wohl nicht ganz ernst gemeint.

Für so manchen ist das Geschäft der beste Friseurladen der Welt. „Reinkommen, freundlich bedient werden, wieder schick gemacht und dann geht es wieder los“, meint einer der jungen Männer, der in der Mittagspause eben mal schnell reingehuscht kommt.

Im Handwerk hat sich nicht allzuviel verändert

Allzu viel, sagt die Friseurmeisterin, habe sich nicht an ihrem Handwerk geändert. „Es muss immer noch mit den Händen gearbeitet werden. Daran wird sich auch nichts ändern. Und es ist kein Job, von dem man sich große Reichtümer erhoffen kann.“

Dienstleistungen würden ohnehin in Deutschland gern angenommen, aber an der Wertschätzung fehle es häufig.

Darum sei man froh, sich den Kundenstamm gut aufgebaut und erhalten zu haben. Einen anderen Beruf, den möchte Patricia Krüger gar nicht haben.

Und schließlich bleibt für das ein oder andere Schwätzchen Zeit, das aber nicht mehr so tiefgründig und offen ist, wie einst. (mz)

Das Geschäft am Schillerplatz.
Das Geschäft am Schillerplatz.
Pülicher