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Die wippende Stelze Die wippende Stelze: Leuchtend gelb und versteckt sich im Raps

Von Regine Lotzmann 09.02.2021, 08:56
Eine Sinfonie in Gelb: Eine Schafstelze sitzt inmitten eines Rapsfeldes.
Eine Sinfonie in Gelb: Eine Schafstelze sitzt inmitten eines Rapsfeldes. Uwe Nielitz

Aschersleben - Mitten im Sonnengelb des blühenden Rapsfeldes ist sie kaum zu entdecken. Kein Wunder, ist die zierliche Schafstelze mit ihrem langen Schwänzchen doch selbst leuchtend gelb. Der wippende Singvogel im Raps, den der Ascherslebener Ornithologe Uwe Nielitz aufs Foto gebannt hat, ist eine von drei verschiedenen Stelzen-Arten, die es im Salzlandkreis gibt.

Die Schafstelze - bei ihr ist nur das Männchen so herrlich gelb - ist vor allem in der Feldflur zu entdecken. „Hier bevorzugt sie Bereiche mit etwas Struktur“, sagt Nielitz. „Das kann ein nicht betonierter Feldweg, eine kleine Grünfläche oder eine Stelle mit Kulturschäden sein.“ Denn der Vogel brütet nicht nur am Boden, er sucht sich seine Nahrung auch dort, obwohl er sich ab und an ein paar Fluginsekten gönnt, die er aber auch nur in Bodennähe fängt.

Nur von April bis September zu beobachten

„Da die Schafstelze ein Zugvogel ist, der regelmäßig gen Afrika zieht, können wir sie nur von April bis September im Salzlandkreis beobachten“, weiß Nielitz, der ehrenamtlich für den Naturschutzbund arbeitet und begeistert von riesigen „Schlafplatzgesellschaften“ mit mehreren Hundert Exemplaren berichtet, die sich im Spätsommer bilden. „Im Schilf des Feuchtgebietes Frose kann man die in der Dämmerung gut beobachten.“

Die nächste Stelze - die schwarz-weiße Bachstelze - ist noch weitaus häufiger in der Region anzutreffen. „Wir finden sie in verschiedenen Biotopen: an Gewässern, auf Freiflächen, Industriegebieten oder in der Feldflur“, zählt Uwe Nielitz auf. Wichtig seien allerdings Freiflächen zur Nahrungssuche und Halbhöhlen für den Nestbau. „Dabei ist sie nicht wählerisch. Ein Holzstapel, ein Mauerloch oder ein großes Astloch reichen.“ Dort zieht die Bachstelze normalerweise zwei Bruten pro Jahr auf.

„Zwischen einer Schafherde suchen ein gutes Dutzend gemeinsam mit anderen Singvögeln nach Nahrung“

„Eigentlich sind diese Tiere ja Zugvögel, die einen Teil des Jahres am Mittelmeer oder in Nordafrika verbringen, aber in milden Wintern bleiben häufig einige hier“, erzählt der Ascherslebener weiter. Ein sicherer Platz, um Bachstelzen im Winter zu beobachten, sei das Seegelände bei Frose. „Zwischen einer Schafherde suchen ein gutes Dutzend gemeinsam mit anderen Singvögeln nach Nahrung.“

Weitaus seltener tritt in der Region dagegen die Gebirgsstelze auf, die höhere Anforderungen an ihren Lebensraum hat. Doch der Name täuscht. Sie komme nicht nur im Gebirge vor, weiß der Ornithologe. „Auch an sauberen Flüssen im Tiefland.“ Im Salzlandkreis an allen Flüssen. Also an Selke, Eine, Bode und Wipper. „Häufig ist sie nirgendwo und man muss schon etwas suchen, um sie zu entdecken“, weiß Uwe Nielitz.

„Im Bereich Eine/Gondelteich ist in Aschersleben schon seit Jahren ein Brutpaar ansässig“, erzählt er weiter. Und berichtet, dass einzelne Reviere oft aus mehreren hundert Metern Flusslauf bestehen. Die hübschen Vögel würden dann meist frei auf einem Stein im Wasser sitzen - oder eben auf einem Brückengeländer.

„Sie hat den längsten Schwanz aller drei Stelzen“, beschreibt der Ascherslebener ihr Aussehen. Ihre Nahrung findet sie im Uferbereich der Flüsse und Bäche, das Nest ist meist unter Brücken oder an Fels- und Steilwänden versteckt. „Auch sie kann man, ähnlich wie die Bachstelze, vereinzelt im Winter beobachten.“

Der Ascherslebener Uwe Nielitz ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Naturschutzbundes und leidenschaftlicher Fotograf. In einer losen Serie zeigen wir seine schönsten Natur-Schnappschüsse aus dem Salzlandkreis.

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Begründerin des Naturschutzbundes

Vor 170 Jahren - am 3. Februar 1851 - wurde Lina Hähnle in Sulz am Neckar geboren. Die leidenschaftliche Naturschützerin gründete 1899 den Bund für Vogelschutz, den heutigen Nabu, und war 38 Jahre Vorsitzende des Verbandes.

Hähnle war aber auch sozial engagiert. So richtete sie laut Nabu in der Filzfabrik ihres Mannes eine Krippe für die Arbeiterkinder ein. Hähnles erste Kampagne mit dem Bund für Vogelschutz richtete sich gegen die Jagd auf Edelreiher und Paradiesvögel, mit deren prächtigen Federn Damenhüte geschmückt wurden.

Lina Hähnle entwickelte die noch heute vom Nabu und anderen Verbänden praktizierte Strategie, Lebensräume von Vögeln durch den Ankauf von Landstücken zu bewahren. Das erste Schutzgebiet, die Nachtigalleninsel im Neckar bei Lauffen, kaufte der Verband 1908. Hähnle starb am 1. Februar 1941, genau 42 Jahre nach Gründung des Bundes für Vogelschutz. (mz)

Die schwarz-weiße Bachstelze gehört in dieser Region zu den häufigsten Stelzenarten.
Die schwarz-weiße Bachstelze gehört in dieser Region zu den häufigsten Stelzenarten.
Uwe Nielitz
Die Gebirgsstelze ist relativ selten. Oft sitzt sie mitten im Wasser auf einem Stein, manchmal auch auf einem Brückengeländer.
Die Gebirgsstelze ist relativ selten. Oft sitzt sie mitten im Wasser auf einem Stein, manchmal auch auf einem Brückengeländer.
Frank Gehrmann