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Das hat Cochstedt noch nicht erlebt Das hat Cochstedt noch nicht erlebt: Mediziner lassen's krachen

Von Marko Jeschor 06.02.2018, 09:59
Vor vier Jahren waren beim Nacktrodeln tausende Besucher auf dem Flugplatz.
Vor vier Jahren waren beim Nacktrodeln tausende Besucher auf dem Flugplatz. Frank Gehrmann/Archiv

Cochstedt - Die Geschichte beginnt mit einem dubiosen Fax. „Dringend. Bitte sofort Redaktion vorlegen. Großer Betrug“, steht in großen Lettern auf dem Schreiben. Darunter, „dass die Firma Medimeisterschaften in betrügerischer Absicht handelt“.

Grund nach Angaben des anonymen Absenders, der laut Nummer irgendwo aus Sachsen kommt: Es werden seit einigen Tagen bereits Tickets für die Veranstaltung verkauft, obwohl es weder einen Mietvertrag mit dem Flughafenbetreiber noch eine Genehmigung der Stadt Hecklingen gibt.

Das hat Cochstedt noch nicht erlebt: Das ist kein Betrug

„Völliger Quatsch“, entgegnet Friedmann Egender am Montag am Telefon. Der angehende Kardiologe und Organisator der Medimeisterschaften ist gerade auf Station.

Eigentlich hat er keine Zeit für ein Gespräch. Dann spricht der 34-Jährige aber doch: Kein Betrug, nur böses Nachtreten sei dieses Fax. „Von jemandem, der sich viel ausgerechnet hat.“ Der aber nicht mehr zum Zuge kommt.

Das hat Cochstedt noch nicht erlebt: Noch ist nichts entschieden

Die Medimeisterschaften mit über 22.000 Besuchern fanden zuletzt im thüringischen Obermehler statt.

Jetzt ist der Flughafen Magdeburg-Cochstedt als Veranstaltungsort im Gespräch, weil es Differenzen wegen der Verpflegung zwischen Organisatoren und Flughafenbetreibern gab, wie auch die „Thüringer Allgemeine“ schreibt.

Entschieden ist aber noch nichts. Das betonten die Beteiligten der Cochstedter Flughafengesellschaft, der Hecklinger Stadtverwaltung und die Organisatoren unisono.

Seit 14 Jahren in verschiedenen Städten

Die Medimeisterschaften, erstmals 2003 ausgerichtet und seitdem in verschiedenen Städten beheimatet, sie sind in der Region bislang wohl nur den wenigsten bekannt.

Das kann sich aber bald ändern. Dann nämlich, wenn Medizinstudenten aus Deutschland und Europa Ende Mai tatsächlich erstmals am Flughafen Magdeburg-Cochstedt feiern - vier Tage sind für die Megaparty angesetzt. Und nebenbei Fußball spielen.

Rund 100 Mannschaften sollen gegeneinander antreten, um dem ursprünglichen Gedanken Rechnung zu tragen.

Das Spring Break für Nachwuchsärzte

Was aber wirklich abgehen wird, das beschreibt „Spiegel Online“ bereits 2015: Es sei das Spring Break für Nachwuchsärzte mit „halbnackten Medizinstudenten, als Pandabären verkleidete Medizinstudenten und zu Elektromusik tanzende Medizinstudenten“.

Spring Break, das kennt die jüngere Generation dank des Sputnik-Festivals bei Bitterfeld.

Bei so vielen Menschen und so viel Musik könnte der mittlerweile nicht nur totgesagte, sondern längst insolvente Flughafen wieder beben.

Zumindest für einen längeren Moment; vier Jahre nach dem ominösen Nacktrodeln und dem Summer-Camp Festival eines Radiosenders und drei Jahre, nachdem einige tausend Menschen „Leuchtende Nächte“ dort sehen wollten. Danach gab es bis auf ein paar Starts und Landungen größtenteils Tristesse.

Das hat Cochstedt noch nicht erlebt: Sicherheitskonzept muss her

Das jetzt Geplante sprengt alles bisher Dagewesene. Angesichts der erwarteten Teilnehmerzahlen müsse es ein entsprechendes Sicherheitskonzept geben, hieß es aus der Hecklinger Stadtverwaltung.

Auch Gespräche mit dem Landkreis seien geplant.

Organisator Egender sowie sein Partner Tobias Heising aus Osnabrück wollen, sobald klar ist, dass Cochstedt tatsächlich den Zuschlag erhält, eine Informationsveranstaltung anbieten.

Einerseits, um die Sorgen und Ängste zu thematisieren. Andererseits aber auch, um Vereine aus der Umgebung für einen Markt sowie Helfer zu gewinnen. „Wir rekrutieren uns größtenteils aus der Umgebung.“

Und die Vorwürfe?

Tatsächlich sind erste Tickets seit Anfang Februar im Internet zu bestellen, allerdings nur für Medizinstudenten. Tatsächlich ist noch nicht von einem konkreten Ort die Rede.

Sind deswegen windige Geschäftemacher am Werk? Hans-Joachim Roth verneint das. Er ist stellvertretender Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Schlotheim in Thüringen, die sich bis zuletzt aus behördlicher Sicht um die Feier kümmerte, und sagt: „Das sind knallharte Geschäftsmänner, die sich stets an alle Auflagen und Absprachen gehalten haben.“ (mz)