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Gastronomie in Plötzkau Das Ende einer langen und harten Zeit

In der Gaststätte „Zur Laube“ geben sich die Gäste wieder ein Stelldichein. Warum das auch dringend notwendig war.

Von Detlef Valtink Aktualisiert: 14.06.2021, 11:11
Befreundete Radler aus Bernburg ließen es sich am Wochenende bei einem Ausflug entlang der Saale in der ?Laube? schmecken.
Befreundete Radler aus Bernburg ließen es sich am Wochenende bei einem Ausflug entlang der Saale in der ?Laube? schmecken. Foto: Detlef Valtink

Plötzkau - Es war der ersehnte Start und das Ende einer monatelangen Pause. Jetzt zischt es wieder aus dem Zapfhahn. Geschäftiges Treiben herrscht in der Küche. Radler und Wanderer lassen es sich nicht nehmen, bei ihren Touren auf dem Saaleradweg einen Stopp in dem idyllischen Biergarten einzulegen. In der Plötzkauer Gaststätte „Zur Laube“ ist seit dem 28. Mai wieder Leben eingekehrt, nachdem am 4. November vorigen Jahres wegen der Corona-Pandemie die Lichter ausgegangen waren. Und der Wirtsfamilie Seidel um Chefin Kathleen ist die Erleichterung deutlich anzumerken.

„Wir haben uns nur dank des Zusammenhaltes innerhalb der Familie über Wasser halten können. Wäre dies nicht gewesen, dann weiß ich nicht, ob wir den Neustart hätten machen können“, erklärt Laube-Chefin Kathleen, die sich aber angesichts des sehr guten Gästezuspruchs optimistisch zeigt: „Wenn der Sommer so weiter geht, dann ist alles perfekt.“ Denn seit der Öffnung ist der Biergarten fast durchgängig zum Mittagstisch und in den Abendstunden gut ausgelastet.

„Jetzt gehen wir davon aus, dass 15 Prozent der Betriebe wegfallen“

„Es tut gut, einfach wieder aktiv sein zu dürfen und die Gäste zu verwöhnen“, meint die Laube-Chefin. Die aber bei aller Euphorie noch längst nicht alle Sorgenfalten glätten konnte. So ist von ihrer dreiköpfigen Stammbesetzung nur noch eine Kellnerin übrig geblieben. Deren Kollegin und auch die Küchenchefin haben sich anderweitig orientiert und Arbeit angenommen, die sie aus dem Kurzarbeitergeld führte. Und sie werden nicht zurückkommen. Was die „Laube“ vor ein großes Problem stellt, denn der Fachkräfte-Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Ersatz ist nicht zu finden und so wird in Plötzkau bereits überlegt, ob man auf ausländische Arbeitnehmer zurückgreift.

Bevor es soweit ist, wird zunächst kein Versuch ausgelassen, doch noch in der Region fündig zu werden. Die Zeit ohne geregelten Geschäftsbetrieb und den damit verbundenen Einnahmen hat man in der „Laube“ versucht, mit Schulessen, privaten Feierlichkeiten und einem Lieferservice abzufedern. Auch die staatliche Überbrückungshilfe wurde beantragt, wobei bisher nur die Abschlagszahlungen für November und Dezember auf dem Konto gelandet sind. „Das Kurzarbeitergeld, gepaart mit Kostenzuschüssen und Hilfskrediten, hat die meisten Firmen finanziell über Wasser gehalten.“ Das sieht Michael Schmidt, Landeschef des Gastroverbandes Dehoga, so: Der Verband hatte im Frühjahr 2020 geschätzt, dass 30 Prozent der Firmen wegen der angeordneten Schließungen nicht überleben werden. „Jetzt gehen wir davon aus, dass 15 Prozent der Betriebe wegfallen“, so Schmidt. Die Wirtschaftshilfen seien zwar teilweise sehr spät ausgezahlt worden, hätten aber Wirkung gezeigt.

„Das war wirklich eine sehr harte Zeit“

Wirkung - ja, aber wenn nicht der Rest der Familie bei anderen Arbeitgebern in Lohn und Brot stehen würde, hätte es „Land unter“ in der „Laube“ geheißen. Und auch die Ersparnisse der gesamten Familie sind so gut wie draufgegangen. „Das war wirklich eine sehr harte Zeit. Und vor allem schlimm, anfangs den Gästen zu erklären, dass man die Hoffnung habe, dass es in zwei Wochen wieder los geht“, so Kathleen Seidel.

Aus den 14 Tagen wurden dann Wochen und Monate, wobei die Stammkundschaft der Familie immer wieder Mut zugesprochen hat und natürlich zu den Ersten gehörte, die sich wieder in der Gaststätte blicken ließen. Und eines hat man in Plötzkau mit großer Freude zur Kenntnis genommen: Die Gäste sind momentan alle viel entspannter, werden nicht übellaunig, wenn der Service mal fünf Minuten länger dauert. Als Grund dafür wird die Freude angesehen, dass es jetzt erst einmal überhaupt wieder möglich ist, eine Gaststätte zu besuchen.