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Das blaue Wunder Das blaue Wunder: Silbermedaille für die Holzbiene

Von Regine Lotzmann 27.08.2020, 11:56
Immer mehr Holzbienen sind im Salzlandkreis zu entdecken.
Immer mehr Holzbienen sind im Salzlandkreis zu entdecken. Regine Lotzmann

Aschersleben/Seeland - Nein, das Gefühl unzähliger Garten-Griller, Balkon-Frühstücker und Picknicker trügt nicht: 2020 ist ein Wespenjahr. Und was für eins. Aber Sachsen-Anhalt erlebt auch sein blaues Wunder. Das ist zumindest das Ergebnis des Insektensommers, einer Zählaktion, die der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erst 2018 ins Leben gerufen hat.

Daran haben in diesem Sommer - bei der zweiten Zählung in diesem Jahr - deutschlandweit 4.918 Naturfreunde teilgenommen, die den Naturschützern immerhin 47.558 Insekten gemeldet haben. Eine Rekordbeteiligung, wie der Nabu meint.

„Und es sind mehr Wespen als sonst. Es ist auf jeden Fall ein Wespenjahr“

Auf Platz Eins dabei die Ackerhummel, gefolgt von der Westlichen Honigbiene und dem Siebenpunkt-Marienkäfer. Wespen, die im letzten Jahr noch auf dem zwölften Platz landeten, stehen dieses Mal auf Platz Sechs. „Und es sind mehr Wespen als sonst. Es ist auf jeden Fall ein Wespenjahr“, bestätigt Nabu-Sprecherin Silvia Teich. „Das erleben die Leute ja auch, wenn sie draußen sitzen und ihren Kaffee trinken.“ „Der milde Winter und der trockene, warme Sommer haben dafür gesorgt, dass es in diesem Hochsommer besonders viele der Tiere gibt“, findet auch Insektenexpertin Laura Breitkreuz.

Auch in Sachsen-Anhalt. Aus dem in der Mitte Deutschlands liegenden Bundesland haben 132 Freiwillige bei der Nabu-Aktion mitgemacht - und einen ungewöhnlichen, aber ebenfalls augenscheinlichen Trend ausgemacht: Hier liegt nämlich die Blaue Holzbiene - mit knapp drei Zentimetern die größte heimische Wildbienenart - auf dem zweiten Platz.

„Jetzt gehört sie auch bei uns dazu“

„Noch vor fünf, sechs Jahren konnte man das Tier fast gar nicht bei uns beobachten“, weiß Silvia Teich. Denn die blauschwarz schimmernde Biene stammt eigentlich aus dem warmen Südeuropa. „Jetzt gehört sie auch bei uns dazu“, sagt die Nabu-Sprecherin, die gerade erst von einer Meldung auf Rügen gehört hat.

Damit ist die große, aber friedfertige Biene, die ein bisschen an eine Hummel erinnert, eine der Gewinnerinnen des Klimawandels. „Wir sehen, dass immer mehr solche Arten, die aus wärmeren Gebieten stammen, sich weiter Richtung Norden fortbewegen“, so Teich. Dazu würde auch das Taubenschwänzchen gehören - ein hübscher Falter, der an einen kleinen Kolibri erinnert. Denn die extrem warmen und trockenen Sommer der letzten Jahre hätten ihre Spuren hinterlassen - eben auch in der Tierwelt.

In Sachsen-Anhalt folgt die Blaue Holzbiene übrigens der Ackerhummel und landet vor Siebenpunkt-Marienkäfer, Westlicher Honigbiene und Kleinem Fuchs auf dem Treppchen. Die Ergebnisse können auf der Internet-Seite des Naturschutzbundes eingesehen werden.

Insektensommer vor zwei Jahren ins Leben gerufen

Weiter hinunterbrechen - etwa auf den Salzlandkreis und einzelne Orte - lassen sich die Zahlen allerdings nicht, meint die Nabu-Sprecherin. „Weil der Insektensommer noch ganz neu ist, da noch nicht so viele Menschen mitmachen“, begründet das Silvia Teich. Anders als bei der Stunde der Gartenvögel. Wobei: Beobachtungen wurden auf einer Landkarte auch für einzelne Punkte eingetragen.

Ins Leben gerufen wurde der Insektensommer nämlich erst vor zwei Jahren. Da die Bestände der Sechsfüßer, die für das Gleichgewicht aller Ökosysteme unentbehrlich sind, in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen sind. Mit der Mitmachaktion will der Nabu erstmals eine kontinuierliche Erfassung dieser fleißigen Helfer etablieren und auf ihre enorme Bedeutung aufmerksam machen. Denn Insekten sind stark gefährdet und am wenigsten erforscht, so der Nabu. (mz)