20.000 Feierwütige in Cochstedt erwartet Countdown für Medimeisterschaften in Magdeburg-Cochstedt: Fünf Bühnen, 100 Toiletten und 200 Leute beim Sicherheitsdienst

Cochstedt - Kareem Farhan kommt leicht verschwitzt mit dem Rennrad zum Eingang, um den unerwarteten Besuch der MZ zu empfangen. Auf die Mail vom Sonntag hatte er noch nicht reagiert. Dennoch nimmt sich der 29-jährige Design-Student aus Nürnberg an diesem Montagvormittag viel Zeit, um zu erklären, was auf dem Gelände des Flughafens Magdeburg-Cochstedt ab Donnerstagnachmittag passieren wird.
20.000 Menschen treiben Sport und feiern
Dort also, wo bis zur Insolvenz des Betreibers regelmäßig große Passagiermaschinen gen Himmel stiegen. Farhan leitet die Kreativabteilung des Organisationsteams der MediMeisterschaften GmbH Co. KG, die seit einigen Jahren das Festival auf die Beine stellt.
Rund 20.000 Menschen, vorrangig Medizinstudenten aus ganz Deutschland, werden erstmals bei Cochstedt mehrere Tage feiern - und nebenbei auf den Rasenflächen zwischen und abseits der Lande- und Rollbahnen Fußball, Volleyball und anderen Sportarten nachgehen.
130 Anmeldungen für das Fußballturnier
Daher auch der Name Medimeisterschaften. Allein für das Fußballturnier gibt es 130 Anmeldungen. Es ist die mit Abstand größte Party, die die Region erlebt hat - größer noch als das Nacktrodeln von 89.0 RTL vor einigen Jahren oder „Leuchtende Nächte“.
Auflegen werden deshalb unter anderem Musikgrößen wie MC Fitti und DJ Craft. „Sie haben angefragt, und wir haben sie zugelassen“, sagt Farhan. Ansonsten spielen eher studentische Bands.
Fünf Bühnen auf rund 30 Hektar
Seit vorigen Donnerstag läuft der Aufbau des Festivalgeländes. Auf rund 30 Hektar werden fünf Bühnen, etliche kleine Fußballfelder, eine überdachte Uni-Mensa für die Verpflegung, über 100 Toiletten sowie auf der sogenannten Hochebene Beachvolleyballfelder und sogar ein Pool stehen - zum großen Teil aufgebaut von den Studenten selbst.
Hinzu kommen ab Donnerstag dann die Zelte zwischen den Roll- und Landebahnen. Die Parkzone für Busse und Autos wird laut Lageplan ebenfalls auf dem Gelände eingerichtet. Farhan betont: „Die Veranstaltung ist von Studenten für Studenten.“
Bühnenbild mit LED-Licht in alten TV-Geräten
Welchen Aufwand die Studenten tatsächlich im Vorfeld selbst betreiben, kann Jonas Laaser aus Hamburg ganz gut erzählen. Er saß allein zwei Tage von früh bis spät in einem gemieteten Transporter, um alte Röhrenfernseher zu kaufen, die er vorher in Kleinanzeigen entdeckte. 24 Euro für die Fernseher und 500 unbezahlte Stunden habe er investiert.
Die Röhren fehlen an diesem Montag freilich schon, die Gehäuse - über 50 werden es wohl sein - sollen später dank LED-Lichtern und Milchglas als leuchtendes Bühnenbild der sogenannten Mainstage dienen. Dabei werden die Hamburger Medizinstudenten auch selbst auftreten und ihren eigens produzierten Song „I don’t wanna be famous (nanana)“ präsentieren.
Einen Eindruck davon gibt es schon auf der Internetplattform Youtube. Es ist nur eins von insgesamt 43 Musikvideos, mit denen die Studenten der unterschiedlichen Unis um einen Kreativpreis konkurrieren. Laaser, der bereits seit Tagen beim Aufbau kräftig mit anpackt, wird jedoch schon vorher begeistert sein: „Mein Highlight ist, wenn alles fertig ist und die Studenten nachts vor unserer Bühne tanzen.“
Organisatoren kooperieren mit rund 50 Firmen
Andere Studenten verschieben für das Festival Kurse an der Uni oder nehmen Urlaub. Ganz ohne professionelle Hilfe kommen die Veranstalter mit ihrem Anspruch allerdings längst nicht mehr aus. Mit rund 50 Firmen arbeitet das Organisationsteam laut Geschäftsführer Friedemann Egender aus Berlin schon seit Jahren zusammen.
Ein paar davon aus der Region haben nun auch den Zuschlag bekommen. „Das klappt ganz gut.“ Mehr Resonanz hatten er und sein Partner Tobias Heising sich jedoch von den hiesigen Vereinen erwartet.
Man habe zwar gefragt, ob sie etwa beim Auf- und Abbau oder als Ordner unterstützen, eine Antwort habe es jedoch nicht gegeben. Das soll, sofern es eine Neuauflage gibt, im kommenden Jahr besser werden. „Wir hoffen, die Zusammenarbeit und Kommunikation weiter auszubauen.“
Vertreter von Kreisverwaltung und Polizei sehen sich um
Dafür sind die Behörden bei der Premiere dieses als Sportveranstaltung angemeldeten Festivals umso enger dabei. Allein am Montagvormittag schaute noch einmal eine größere Delegation von Landkreis und Polizei vorbei, um sich einen Überblick zu verschaffen, wie Kreissprecherin Marianne Bothe sagte.
Am Mittwoch erfolgt die Abnahme. Beide Behörden werden ab Donnerstag dann dauerhaft im Einsatz sein - neben einem vom Veranstalter engagierten Sicherheitsdienst, der mit bis zu 200 Mann dafür sorgen wird, dass alles im Rahmen bleibt.
200 Leute sollen für Sicherheit sorgen
Davon geht die Polizei nach derzeitigem Stand allerdings auch aus, wie Polizeisprecher Marco Kopitz der MZ sagte: „Wir rechnen nicht damit, dass es größere Schwierigkeiten gibt.“ Gleichwohl steht seit Montag ein Polizei-Container auf dem Gelände. Dort können Studenten Verluste von Wertsachen melden oder Anzeigen aufgeben. (mz)



