Corona trifft Reha-Sportler Corona trifft Rehabilitationssport von Lok Aschersleben: 500 Menschen ohne regelmäßige Übungsstunden

Aschersleben - Für viele ist Sport nicht mehr und nicht weniger als die schönste Nebensache der Welt. Für andere noch viel mehr. Sogar fester und regelmäßiger Bestandteil ihres Lebens und auch Medizin. So wie für die rund 500 Frauen und Männer, die unter fachkundiger Anleitung in der Abteilung Rehabilitationssport des Sportvereins Lokomotive Aschersleben trainieren. Hinter fast allen liegt ein einschneidendes gesundheitliches Ereignis. Ein Infarkt, eine schwere Operation, ein Schlaganfall oder anderes, was das Leben verändert hat.
Viele Patienten haben schwere Erkrankungen und Operationen überstanden
Jetzt ändert die Corona-Krise den Alltag. Liebgewonnene Gewohnheiten, wie das gemeinsame Training in einer der insgesamt 26 Reha-Sportgruppen des Vereins, sind seit Wochen nicht möglich. Sportstätten, wie das Schwimmbad oder die Kursräume im Ballhaus und die Sporthalle am Ascaneum, sind geschlossen.
Derzeit noch auf unabsehbare Zeit. Und Sporttreiben in den eigenen vier Wänden, das sei in gewissem Umfang zwar möglich, dabei fehle es aber an der ärztlichen Kontrolle. Schließlich sei ansonsten bei jedem Gruppentraining auch ein Arzt anwesend. Der misst unter anderem von jedem Teilnehmer den Blutdruck, bevor geschwitzt werden darf, erklärt Hartmut Bethge.
Der Leiter der Abteilung Rehabilitationssport beim SV Lok war vor Jahren selbst auf Anraten des Arztes zur Herzsportgruppe gestoßen. Nach einem Herzinfarkt. Und dann habe er schnell gemerkt, dass das der richtige Schritt war und ihm der Sport guttue.
Hartmut Bethge kam nach einem Herzinfarkt vor acht Jahren zum Reha-Sport
Schließlich ist der inzwischen 79-Jährige dabei geblieben und betreut an vier Tagen in der Woche mehrere Sportgruppen als Übungsleiter. Nur eben gerade jetzt nicht.
„Die meisten Mitglieder und Kursteilnehmer sind älter als 60, sind gesundheitlich eingeschränkt und haben auch die eine oder andere Vorerkrankung. Da gehören wir in Sachen Corona natürlich schon zur Risikogruppe“, erklärt Bethge.
Aber ganz untätig sind der älteste Rehasport-Übungsleiter und sein Team auch jetzt nicht. Gerade müssen Briefe an die Mitglieder und Kursteilnehmer geschrieben und verschickt werden. „Immerhin 500.“ Darin werde über die aktuelle Lage und mögliche Zukunft in den Sportgruppen informiert.
Beispielsweise auch darüber, dass die Krankenkassen die Finanzierung der jetzt ausfallenden Übungsstunden im Rahmen der ärztlichen Verordnungen in die Zeit nach der Corona-Krise verlängern.
Lockerungs-Training mit leichten Wanderungen oder Nordic Walking?
Unter anderem kann sich Bethge vorstellen, dass nach einer Lockerung der Einschränkungen das Training mit leichten Wanderungen oder Nordic Walking wieder hochgefahren werden kann. Das gehe auch in kleinen Gruppen unter Einhaltung der Abstandsregeln. Wäre aber nicht mehr als ein Anfang.
Neben den regelmäßigen Übungseinheiten fehle den Reha-Sportlern derzeit nämlich noch etwas anderes - das Gemeinschaftserlebnis. Schließlich habe sich im Laufe der Zeit auch ein reges Vereinsleben außerhalb der Trainingshallen entwickelt.
Finanziell bereite der Abteilung die Krise eigentlich keine Probleme. Und es habe noch keinen gegeben, der seinen Vereinsbeitrag - von dem ein Teil auch in die Versicherung jedes einzelnen Mitglieds fließt - wegen der ausfallenden Trainingsstunden zurückgefordert habe, freut sich Hartmut Bethge.
(mz)