Bürgerinitiative in Gerbitz Breitband in Gerbitz: Bürger kämpfen für schnelles Internet

Gerbitz - „2017 soll das Problem gelöst werden. Das ist unser Ziel.“ Detlef Kaufmanns Worte klingen wie eine Kampfansage und das soll es auch sein. Im Nienburger Ortsteil Gerbitz gibt es seit dem 1. März eine Bürgerinitiative Internet.
Sabrina Beutler hatte den Anstoß gegeben und neben Kaufmann wirken Ortsbürgermeister Stefan Maibaum, Christian Bidmon und Enrico Helbig mit. „Wir haben hier Downloadraten von 0,3 bis 0,6 Mbit pro Sekunde“, sagt Maibaum. Das sei kein Zustand. „Für eine Datei mit einer Größe von vier Gigabyte habe ich vor ein paar Tagen 25 Stunden gebraucht“, sagt Christian Bidmon.
Das Fatale an der Gerbitzer Situation ist, dass man - wie zu Zeiten von ISDN - nicht mal gleichzeitig telefonieren und im Internet surfen kann. Ohne Internet geht vieles gar nicht mehr, sagt Sabrina Beutler. Bereits Schüler brauchen es. Ganz zu schweigen von Firmen, so Maibaum.
Kein konkreter zeitlicher Ablauf
„Wir haben uns an die Stadt Nienburg gewandt und dort wurde uns gesagt, dass alle Unterlagen beim Landkreis seien“, so Maibaum. Das wird auch in einem Schreiben des Landkreises an die Stadt bestätigt. Es müsse noch das Marktversagen festgestellt werden, heißt es. Sei das alles erledigt, werde innerhalb der nächsten drei Jahre geprüft, in welchen Gebieten innerhalb der nächste drei Jahre das Netz ausgebaut werden kann.
Die Landesregierung hat sich neue Ziele gesteckt: Bis 2018 sollen alle Unternehmen und Gewerbetreibenden, alle öffentlichen Institutionen, alle Schulen und alle Privathaushalte mit Hochgeschwindigkeitsnetzen von mindestens 50 MBit/sec. Downloadgeschwindigkeit ausgestattet sein. Der Bedarf und die Zahl der Internetnutzer wachsen schnell. breitband.sachsen-anhalt.de
Dieses Gutachten liege eventuell Mitte April vor. Allerdings steht auch in dem Schreiben, dass zum jetzigen Zeitpunkt kein konkreter zeitlicher Ablauf gegeben werden könne. Eben das wollen die Gebitzer nicht mehr hinnehmen. „Wir wollen Fristen“, so Kaufmann.
Das Marktversagen sollte vor vier Jahren schon einmal festgestellt werden. Allerdings hatte sich eine Firma gemeldet, die sich in der Lage sah, die Versorgung mit leistungsfähigem Internet zu übernehmen. Daraufhin wurde die Ermittlung des Marktversagens, das die Finanzierungslücke eines privaten Anbieters ermitteln sollte, die entsteht, wenn er die Versorgung nicht kostendeckend übernehmen kann, vom Land nicht durchgeführt.
„Es muss eine Pflicht werden, wie auch der Brandschutz“
Die Firma gibt es aber nicht mehr, so Markus Bauer, damaliger Bürgermeister Nienburgs und heutiger Landrat. Bauer ist der Ansicht, dass die Versorgung mit Internet eine Pflichtaufgabe der Kommunen sein muss. „Aus dem Alltag sind Internet wie auch die Telefonie nicht mehr wegzudenken. Landkreis und Gemeinden müssen finanziell so ausgestattet werden, dass sie über die Internetversorgung entscheiden können. Wohnqualität und die Entscheidung von jungen Leuten, in einen Ort zu ziehen, hängen auch vom schnellen Internet ab“, so Bauer.
So sieht es auch Susan Falke, Nienburgs Bürgermeisterin. „Es muss eine Pflicht werden, wie auch der Brandschutz“, so die Bürgermeisterin. Die Bürgerinitiative will dabei ihren Teil leisten. „Wir hoffen, es finden sich auch in anderen Orten Menschen zusammen, wo das Internet lahmt“, so Maibaum. „Vielleicht dreht sich dann alles ein wenig schneller.“ (mz)