Bäckerei Fröb in Könnern Bäckerei Fröb in Könnern: Kuchen nach den Rezepten vom Opa

Könnern - Die Zeit scheint seit 100 Jahren stehen geblieben zu sein. Immer noch ist die Rothenburger Straße in Könnern mit so genannten Katzenköpfen gepflastert, auf denen in grauer Vorzeit die Pferdewagen mit Heu drüber holperten. Wer das Haus mit der Nummer 8 betritt, den strömt wie vor fast einem Jahrhundert der Duft von frischen Brötchen und Broten in die Nase.
Fast auf den Tag genau vor 90 Jahren gründete der Bebitzer Erich Osterland am 1. April 1927 die Bäckerei, die als einzige in Könnern den zweiten Weltkrieg, die DDR und die Wende überlebt hat. Dabei wäre der Beginn auch schon fast das Ende des Unternehmens gewesen.
„Drei Tage, nachdem mein Opa die Bäckerei eröffnete, zerfiel der Backofen in seine Einzelteile. Er musste praktisch ganz von vorn beginnen“, plaudert der 53-jährige Bäckermeister Eberhard Fröb, der seit sechs Jahren mit seiner Ute (55), die er mehr als 30 Jahre kennt, verheiratet ist und deren gemeinsamer Sohn Udo (31) ebenfalls den Beruf des Bäckers erlernt hat, aus dem Nähkästchen.
Nachdem Firmengründer Erich Osterland 1961 verstarb, führte dessen Frau Hilde zwei Jahre lang die Geschäfte. 1963 trat Hans Fröb, der sechs Jahre zuvor Anneliese Osterland geheiratet hatte, die Nachfolge des Bäckermeisters Osterland an. Auch zu DDR-Zeiten konnte die Bäckerei in privater Hand bleiben.
„Wir haben auch die letzte Enteignungswelle überlebt, weil mein Vater weniger als zehn Beschäftigte hatte. Er hielt mit vier Angestellten den Laden am Laufen. Deswegen sind wir verschont geblieben“, erinnert sich der waschechte Könneraner Eberhard Fröb an die für Privatunternehmer nicht einfache Zeit zurück.
Schlangestehen eine halbe Stunde vor Öffnung
„Wir hatten hinsichtlich der Nachfrage keine Sorgen. Schon eine halbe Stunde vor der Ladenöffnungszeit standen die Leute Schlange. Die größten Probleme bestanden bei der Rohstoffbeschaffung und bei den subventionierten Preisen. Ein Brot kostete damals 93, ein Brötchen fünf Pfennig.“
Aus gesundheitlichen Gründen zogen sich Hans und Anneliese Fröb am 1. Dezember 1990 aus dem Geschäft zurück. Seit diesem Tag hat Eberhard Fröb den Hut auf und führt das Kleinunternehmen mit seinen derzeit neun Angestellten mit großem Erfolg. Schließlich ist es die einzige von 13 vor der Wende bestehenden Bäckereien, die in Könnern noch existiert. Es steckt jedoch sehr viel Engagement dahinter, um sich auf dem Markt gegen den Konkurrenzdruck, den in erster Linie die Aufbackstationen der Discounter ausüben, zu behaupten.
Viel investiert in moderne Technik
„Wir haben in den letzten 27 Jahren sehr viel in neue Technik investiert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das fing 1993 mit einem ölbeheizten Backofen und 1994 mit einer Mehlsiloanlage an“, erzählt der letzte Könneraner Bäcker, der 1987 in Halle seine Meisterprüfung erfolgreich ablegte und die Wende als Grenzsoldat der NVA in Herleshausen erlebte.
Fröb liebt seinen Beruf und nimmt dafür auch sehr viele Strapazen in Kauf. Zwischen Mitternacht und ein Uhr, je nach abzusehendem Arbeitsaufwand, klingelt der Wecker. Dann steht der Bäckermeister mit seinen drei Gesellen in der Backstube, damit die Kundschaft ab 6.30 Uhr mit frischen Broten, Brötchen und Kuchen bedient werden kann. Um die Mittagszeit gönnt sich Fröb zwei Stunden Mittagsschlaf.
Zwei Stunden Mittagsschlaf müssen sein
„Aber spätestens um 20 Uhr geht es ins Bett. Beim Abendbrot informieren wir uns im MDR-Fernsehen über das Tagesgeschehen“, so Ehegattin Ute Fröb, die aus Leipzig stammt, im Alter von neun Jahren nach Könnern kam und als rechte Hand ihrem Mann den Rücken freihält. Erst seit sechs Jahren legt das Paar eine kleine Pause ein. „Anfang Januar machen wir eine Woche Urlaub. Diese Auszeit nutzen wir zu Tagesausflügen und Städtereisen.“
Bis auf diese kleine Unterbrechung zu Jahresbeginn läuft die Bäckerei jedoch auf Hochtouren und bietet ihren Kunden von Dienstag bis Samstag ab 6.30 Uhr zehn verschiedene Brot- und zwölf verschiedene Brötchensorten an. Saisonbedingt befinden sich Erdbeer-, Stachelbeer-, Pflaumen- oder Apfelkuchen im Sortiment. Jeden Samstag gibt es Croissants.
„Die Kuchen werden nach den Geheimrezepten des Opas gebacken“, verriet Ute Fröb, die sich hinsichtlich der genauen Zusammenstellung von Mehl, Eiern und Hefe natürlich bedeckt hielt. Der absolute Renner ist jedoch das echte Roggenbrot, das nicht nur am umsatzstärksten Tag, dem Samstag, weg wie heiße Semmeln geht.
Mehl von der Saalemühle in Alsleben
Bereits seit einem halben Jahrhundert bezieht die Könneraner Bäckerei ihr Mehl von der Saalemühle aus Alsleben. In dem Silo ist Platz für vier Tonnen Weizen- und zwei Tonnen Roggenmehl. Alle drei Wochen muss das Lager neu aufgefüllt werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Bäckerei Fröb ist jedoch nicht nur in Könnern bekannt.
„Der demografische Wandel macht sich schon bemerkbar. Wir bedienen auch die Kundschaft in den umliegenden Dörfern wie Bebitz, Trebnitz, Peißen, Leau, Preußlitz, Domnitz und Rothenburg mit Hilfe einer Angestellten, die mit einem Verkaufswagen in den Gemeinden regelmäßig präsent ist. Damit erfüllen wir die Wünsche der Senioren“, sagt Eberhard Fröb.
Wenn es nach der Stammkundschaft geht, könnte die Bäckerei auch noch in den nächsten 90 Jahren bestehen. Die Nachfrage nach handgemachter Bäckerkunst ist zumindest in Könnern und Umgebung vorhanden. „Die Treue unserer Kunden wissen wir zu schätzen und sind deshalb auch sehr gern für sie da“, so der Könneraner Bäckermeister. (mz)

