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3. Handball-Liga 3. Handball-Liga: Wildgänse verabschieden sich kurz nach acht

Von tobias grosse 27.04.2015, 19:41
Ein letztes Mal zusammen: Die Wildgänse schafften im letzten Drittligaspiel den Spagat zwischen Anspannung und Entspannung.
Ein letztes Mal zusammen: Die Wildgänse schafften im letzten Drittligaspiel den Spagat zwischen Anspannung und Entspannung. tobias grosse Lizenz

bad salzuflen - Es war Samstagabend, der genaue Zeitpunkt ungewiss. Langsam aber sicher wurde er Realität. Dieser Moment, der schon lange durch Maria Geipels Kopf geisterte, aber nie richtig greifbar schien. Die 24-Jährige begann ihre Sachen für die Auswärtsfahrt nach Bad Salzuflen am Sonntag zusammenzusuchen. „Ich habe meine Tasche noch nie so langsam und sorgfältig gepackt“, berichtete sie. Es sollte für Maria Geipel das letzte Mal sein. „Viele Erinnerungen sind hochgekommen“, verrät sie, „und viele Tränen.“

Dann jedoch, am Sonntagmorgen, und noch nicht vom folgenden, bemerkenswert lockeren 26:24-Sieg wissend, schien die Trauer wie weggeblasen.

Wie eine Klassenfahrt

Auf einem einsamen Rastplatz in Hohenwarsleben, in der Nähe von Magdeburg, versammelten sich viele Menschen mit dem gleichen Reiseziel: Bad Salzuflen. Sie alle wollten zum letzten Drittligaspiel des HC Salzland. Und nicht nur die zahlreichen Fans, vor allem die Spielerinnen ließen die Fahrt nach Nordrhein-Westfalen eher wie eine Klassenfahrt wirken. Die Wildgänse waren lachend und singend deutlich zu vernehmen. Maria Geipel mittendrin. „Wir wollten uns die letzte Fahrt noch einmal so schön wie möglich machen“, meinte sie. Der Bus war prall gefüllt. Mit der anstehenden Partie beschäftigte sich noch niemand.

„Wir sind sehr locker an die Sache herangegangen“, sagte auch Trainer René Linkohr, der „bewusst keinen Einfluss“ auf seine Mannschaft nehmen wollte: „Ich habe sie laufen lassen.“ Denn Linkohr, der entspannt wirkte, wusste auch, „dass die Hinspielniederlage die Mädels noch gewurmt hat“.

Immerhin war Handball Bad Salzuflen die einzige Mannschaft, die in dieser Spielzeit bei den Wildgänsen gewinnen konnte. Das Team von René Linkohr ging dementsprechend, trotz aller Lockerheit, konzentriert zu Werke. Die Mischung zwischen Spannung und Entspannung stimmte ab der Ankunft um 13.37 Uhr am Schulzentrum Aspe in Bad Salzuflen.

„Die Mädels haben es geschafft, den Fokus auf das Spiel zu legen“, meinte der Coach. Bereits zur Pause führten die Wildgänse mit 15:11. Im zweiten Abschnitt versuchten die Gastgeberinnen zwar noch einmal das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen - doch vergeblich. „Ich hatte auch nie Zweifel“, erklärte Trainer Linkohr, der im zweiten Abschnitt sein Team bunt durchmischte und allen Spielerinnen Einsatzzeiten gab. Weshalb Maria Geipel erklärte: „Ich hätte mir kein besseres Spiel vorstellen können.“

„Die gute Seele des Vereins“

Für die 24-Jährige war es vorerst das letzte Handballspiel. Schon bevor klar war, dass sich der HC Salzland aus der 3. Liga zurückziehen würde, entschied Geipel, sich nach 19 Jahren HC Salzland (ehemals Concordia Staßfurt) erst einmal zurückzuziehen. „Für mich geht nicht nur diese Mannschaft zu Bruch“, erzählte sie, „sondern auch ein Abschnitt meines Lebens.“ Unumwunden gab sie deshalb zu, letztens „allein und in Tränen versunken“ in der Staßfurter Paul-Merkewitz-Halle gestanden zu haben.

Maria Geipel hat nie bei einem anderen Verein gespielt und wird es vermutlich auch nicht. Hört man sich bei den Wildgänsen um, wird Geipel oft als Herz der Mannschaft bezeichnet. Kapitän Yvonne Sachse sagte sogar einmal: „Mia ist die gute Seele des Vereins.“

Doch am Sonntagabend, ab 20.12 Uhr, sollte dieser Lebensabschnitt langsam dem Ende entgegen gehen. Der Bus hielt erneut auf dem einsamen Rastplatz in Hohenwarsleben. Viele Wildgänse, auch Maria Geipel, stiegen wieder in ihre privaten Autos um. Die gut dreieinhalbstündige Rückfahrt zuvor war merklich ruhig. Ob es an Erschöpfung oder aufkommender Wehmut lag, bleibt unklar.

Ein Abschiedsbild später trennte sich die Mannschaft schließlich ein letztes Mal. Es war Sonntagabend, mittlerweile 20.22 Uhr, die Wildgänse waren Geschichte. (mz)