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100. Geburtstag von Frieda Hoffmann 100. Geburtstag von Frieda Hoffmann: Mit 90 noch geradelt

Von Carsten Roloff 04.06.2018, 13:14
Die Lebendorferin Frieda Hoffmann hat am Sonntag ihren 100. Geburtstag gefeiert.
Die Lebendorferin Frieda Hoffmann hat am Sonntag ihren 100. Geburtstag gefeiert. Engelbert Pülicher

Lebendorf - Der Wohnzimmertisch glich einem Blumenmeer. Die Gratulanten gaben sich am Sonntag die Klinke in die Hand. Auf dem Hof am kleinen Haus im Zentrum des Dorfes wurde musiziert.

Der Lebendorfer Musikverein spielte zum 100. Geburtstag von Frieda Hoffmann die Stücke „Du kannst nicht immer 17 sein“, „Tulpen aus Amsterdam“ und „Paul sein Gaul“.

Zum Ensemble gehört auch Thomas Henze. „Wir haben mehrere Menschen in Lebendorf, die ein hohes Alter erreichen. Das muss an der Luft liegen“, sagte der Ortsbürgermeister, der den Kontakt mit den ältesten Bürgern pflegt. „Sie sind ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft.

Frieda Hoffmann besuchte vergangenes Jahr die Rentner-Weihnachtsfeier und trifft sich einmal im Monat mit ihren Seniorinnen.“

Der Chor der Rentnerinnen sang für Oma Frieda „Horch, was kommt von draußen rein“ und „Am Brunnen vor dem Tore“.

100. Geburtstag von Frieda Hoffmann: Ein Leben lang in der Landwirtschaft gearbeitet

Frieda Hoffmann erblickte am 3. Juni 1918 in Schlettau das Licht der Welt. Sie ging acht Jahre lang in dem kleinen Ort im Saalekreis zur Schule, arbeitete anschließend ihr ganzes Leben lang in der Landwirtschaft und zog die vier Kinder Doris (76 Jahre), Peter (73), Annerose (62) und Brigitte groß.

1944 heiratete sie ihren Walter, knapp zwei Jahre nach der Geburt der ersten Tochter.

Oma Frieda hat heute fünf Enkelinnen, zwei Urenkel und drei Ururenkel. Nach dem Umzug 1948 aus Schlettau kam sie über Ilbersdorf am 1. März 1952 in das Haus nach Lebendorf, in dem sie heute noch lebt.

„Bei unserem Umzug hat es damals geschneit“, erinnert sich die Seniorin an diesen Tag genau zurück.

100. Geburtstag von Frieda Hoffmann: Viele Schicksalsschläge

In ihrem langen Leben musste die vierfache Familienmutter auch mehrere harte Schicksalsschläge verkraften. Vater Fritz, der als Schmied goldene Hände hatte, kehrte mit einer schweren Handverletzung aus dem Zweiten Weltkrieg zurück und starb 1946.

Ihr Mann Walter kam 1957 plötzlich nach einem Magendurchbruch ums Leben, nur ein dreiviertel Jahr nach der Geburt von Annerose. Tochter Brigitte verstarb bereits im Alter von 18 Jahren wegen eines entzündeten Blinddarmes.

„Mutti ist immer wieder aufgestanden und hat uns vier durchgebracht, obwohl sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nur 45 Mark im Monat zur Verfügung hatte“, berichtete die jüngste Tochter Annerose, die jeden Tag zwei Stunden im Hause der Seniorin vorbei schaut und ihr wichtige Dinge wie das Einkaufen abnimmt.

100. Geburtstag von Frieda Hoffmann: Leben bestand aus viel Arbeit

Frieda Hoffmann arbeitete nicht nur auf den Äckern rings um Lebendorf, hackte Rüben, putzte Zwiebeln und erledigte diverse andere harte körperliche Arbeit, sie schuftete auch im Kuhstall, wusch Wäsche beim Kohlenhändler und hielt daheim Schweine.

„Ich habe jede Mark gebraucht, um meine Kinder satt zu bekommen. Sie mussten aber auch helfen. Annerose ging erst in die dritte Klasse, als sie nach der Schule nachmittags auf dem Feld arbeitete“, so die 100-Jährige, die auch im Rentenalter die Hände nicht in den Schoss legte.

60 Jahre lang hielt sie ihren 1949 durch ein Losverfahren zugeteilten Schrebergarten in Schuss, fuhr im Alter von 90 Jahren noch regelmäßig Fahrrad.

Außerdem zog sie Enkelin Annett auf, weil Tochter Annerose in vier Schichten im Flanschenwerk arbeitete und ihr Schwiegersohn als Maurer tagsüber auf Baustellen zu tun hatte.

Die Geburtstagsparty mit mehr als 30 Gästen stieg am Sonntagnachmittag in einer Gröbziger Gaststätte. (mz)