«Salut» im Kindergarten «Salut» im Kindergarten: Spielend leicht Französisch lernen

Magdeburg/dpa. - «Salut, un paquet» sagt die sechsjährige Maren. «Merci, beaucoup», erwidert der ein Jahr jüngere Adrian, der ihr das Päckchen stolz aus der Hand nimmt. Die beiden Kinder proben für ein Theaterstück und die Sätze werden von Erzieherin Nora Ennulat aus Frankreich langsam vorgesagt. Übungen dieser Art gehören im ersten deutsch-französischen Kindergarten Sachsen-Anhalts zum Alltag und stehen für ein Motto, dass ebenso logisch wie sinnvoll ist: «Spielend leicht Französisch lernen». In der Magdeburger Kindertagesstätte mit dem wohlklingenden Namen «Au clair de la lune» (deutsch: Im Schein des Mondes) ist das seit 1. September möglich.
«Wir wollten Kindern eine Chance geben, ganz früh den Kontakt zu einer zweiten Sprache zu bekommen», erläutert die Vorsitzende des gleichnamigen Trägervereins, Ulrike Tietze. Jetzt werden bereits Zweijährige mit der französischen Sprache vertraut gemacht. «Die Mädchen und Jungen sind in diesem Alter für eine zweite Sprache noch sehr sensibel. Sie lernen, indem sie imitieren.» Doch nicht nur das Erlernen einer Fremdsprache steht im Mittelpunkt. «Wir wollen die Kinder zu Weltbürgern machen, ihnen andere Kulturen näher bringen», sagt Tietze. Die Mädchen und Jungen könnten im Anschluss eine deutsch-französische Grundschule in Magdeburg besuchen. «Der nahtlose Übergang gibt unserem Konzept eine ganz neue Bedeutung.»
Weit weg ist Frankreich im Moment für Nora Ennulat. Die 45- jährige Erzieherin kam aus Paris nach Magdeburg. «Die Arbeit ist sehr interessant», sagt sie. «Die Kleinen lernen schnell. Bei den Größeren ist das oft richtig harte Arbeit.» Die charmante Französin ist der Dreh- und Angelpunkt für die Knirpse. «Für die Kinder ist es wichtig, die Sprache personenbezogen zu lernen», betont Tietze. «Sie sprechen die Erzieherin deutsch an und bekommen eine französische Antwort.» Zum besseren Verständnis kommen noch Mimik und Gestik zum Einsatz.
Der Alltag bei «Au clair de la lune» wird außerdem von deutschen Erzieherinnen und einer Praktikantin gestaltet. «Während unserer Arbeit stellen wir immer den Bezug zu Frankreich her», sagt Praktikantin Stefanie Seemann. «In der Weihnachtszeit singen wir französische Lieder, basteln und beschäftigen uns mit landestypischen Bräuchen.» Die 23-jährige Studentin ist froh, ihr Schulfranzösisch wieder auffrischen zu können. «Nicht nur die Kleinen lernen leicht, ich auch», sagt sie.
Das Konzept stößt bei den Eltern auf große Resonanz. Für den zweijährigen Leonard aus Magdeburg hat sich der Elternwunsch, einen zweisprachigen Kindergarten zu besuchen, bereits erfüllt. «Die Kinder werden im Alltag mit vielen englischen Begriffen konfrontiert», erzählt sein Vater Alexander Lazarevic. Deshalb habe man sich für Französisch entscheiden. Auch der vier Jahre alte Philipp kommt gern hierher. «Ich wäre damals sehr froh gewesen, wenn es so etwas schon in meinen Kindertagen gegeben hätte», sagt Mutter Manuela Etzold. Eltern bezahlen für einen Platz in der bilingualen Kindertagesstätte genau so viel wie für einen in einer «normalen» städtischen Kita.