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Sachsen Sachsen: KWD Dresden baut am Auto der Zukunft mit

Von Jörg Schurig 06.08.2007, 06:34
Große Pressen bestimmen das Bild in den Werkhallen der Karosseriewerke Dresden GmbH im sächsischen Radeberg. (Foto: dpa)
Große Pressen bestimmen das Bild in den Werkhallen der Karosseriewerke Dresden GmbH im sächsischen Radeberg. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Radeberg/dpa. - Ein paar Meter weiter ist nur noch das Wummern zu hören. «JedePresse steht auf einem Dämpferelement. Nur kleine Schwingungen werdenins Erdreich übertragen», sagt Veit Lucas, Umweltschutzbeauftragterbei den Karosseriewerken Dresden GmbH (KWD) mit Sitz in Radeberg.

Wer unmittelbar neben einem Wohngebiet produziert, muss sich umLärm besondere Gedanken machen. Der Gesetzgeber hat strenge Grenzengesetzt. Bei Anlagen in einem «allgemeinen Wohngebiet» darf derLärmpegel nachts bei höchstens 40 Dezibel liegen, am Tag sind es 15Dezibel mehr. KWD hat nach eigenen Angaben 155 000 Euro ausgegeben,um den Krach in den Griff zu bekommen. Im Presswerk selbst wirdindividueller Gehörschutz getragen.

Dass die Produktion nicht geräuschlos ist, liegt auf der Hand.Täglich liefern etwa 50 Lastkraftwagen den Rohstoff ins Werk. Bis zu170 Tonnen Stahl verarbeiten die Radeberger täglich, im Jahr sind esbei einer 6-Tage-Woche etwa 50 000 Tonnen. Hinzu kommen 6000 TonnenAluminium und 2000 Tonnen Edelstahl. Allein vom Schrott könnte dieFirma reich werden. Pro Monat fallen etwa 1400 Tonnen Verschnitt an.Großhändler holen das nicht gebrauchte Material in Paketform ab.

Das Projekt Zukunft entsteht dagegen eher im Stillen. Um auchfortan für die Automobilbranche ein verlässlicher Partner zu sein,hält Geschäftsführer Rainer Menten die Trends im Blick. «AlleHersteller wollen Gewicht sparen. Die Kohlendioxid-Debatte dürfte dasbeleben», meint der 46 Jahre alte Manager. Auch früher schon hat KWDauf geänderte Strategien reagiert. Als Aluminium für die Karossenauftauchte, kaufte das Werk 2003 eine Presse für Alu-Teile.

Wohin die Reise materialseitig geht, weiß der Chef nicht. «Alu istmomentan sehr teuer, gleiches gilt für Kunststoff.» Derzeit denke dieBranche über Magnesium nach. Im Unternehmensnetzwerk TeMaK sind dieKarosseriewerke beteiligt. «Magnesium ist der Grundstoff des Autosder Zukunft», sagt der Koordinator des in Chemnitz ansässigenNetzwerkes, Mathias Meyer. «Ohne Einbußen bei Sicherheit, Komfort undZuverlässigkeit würden Magnesium-Bleche die Autos leichter machen.»

Als Fachmann weiß Geschäftsführer Menten jedoch, dass Magnesiumvergleichsweise schwer zu bearbeiten und aufwendiger herzustellenist. Quasi als goldener Mittelweg wären Verbundwerkstoffe aus Stahlund Kunststoff denkbar. Auch die Entwicklung von Stahl ist noch nichtam Ende. «Heute ist keiner in der Lage zu sagen, wohin es geht. Nureines ist sicher: Mit der Klimadebatte werden die Argumente nocheinmal in die Waagschale geworfen.»

Marken wie VW, Porsche, Mercedes, Audi, Bentley, BMW oder Fordgreifen auf Karossierteile aus Sachsen zurück. Volkswagen gilt als«50-Prozent-Kunde» - rund die Hälfte des Umsatzes von derzeit 105Millionen Euro pro Jahr wird mit VW erzielt. Das Kürzel KWD istinzwischen international. Als Teil der KWD Automotive Group mitHauptsitz in Wolfsburg gehören die Radeberger zu einem Verbund mitStandorten in Spanien, Portugal, Tschechien und China.

Das Werk im chinesischen Dalian ist den Sachsen direktnachgeordnet. «Es dient nicht zum Lohndumping», betont Menten. Eslohne sich einfach nicht, Stahlteile von Asien bis nach Europa zutransportieren. Vielmehr beliefere Dalian den dortigen Markt. Stressmit Lärm gibt es dort nicht. «In China gibt es keine nennenswertenAuflagen.» Dennoch ist Menten für gleiche Standards. Irgendwannsollen und werden europäische Normen auch im Reich der Mitte gelten.