Sachsen Sachsen: Grundschullehrer dürfen wieder Vollzeit tätig werden

Dresden/ddp. - Nach elf Jahren Teilzeit sollen SachsensGrundschullehrer wieder länger arbeiten dürfen. Trotz derMilliardenbürgschaft des Freistaats zugunsten der angeschlagenenLandesbank werde er darauf drängen, dass ab dem kommenden Schuljahrjeder Grundschullehrer, der es wünsche, wieder einen Vollzeit-Jobbekomme, kündigte Kultusminister Steffen Flath (CDU) in Dresden an.Die entsprechenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften sollen imJanuar aufgenommen werden. Der ursprünglich vorgesehene Start imDezember habe wegen der Landesbank-Verhandlungen desFinanzministeriums verschoben werden müssen.
Flath verwies auf eine Umfrage, nach der sich 58 Prozent derGrundschullehrer kurzfristig eine Rückkehr zur Vollbeschäftigungwünschten. Fraglich sei indes noch, inwieweit den Pädagogen dieseMöglichkeit an ihrem Wunschort eingeräumt werden könne. «Es istleider nicht so, dass dort, wo die meisten Lehrer wohnen, auch diemeisten Kinder leben», sagte Flath. So unterrichtetenGrundschullehrer in Zwickau, wo es verhältnismäßig viele Kinder gebe,im Durchschnitt 26,7 Unterrichtsstunden pro Woche, während es inBautzen lediglich 21,6 Stunden seien.
Wenn es wieder Vollzeit für Sachsens Gundschullehrer gebe, würden«auch wieder mehr junge Leute, insbesondere Männer, auf die Ideekommen, wieder Grundschullehramt zu studieren», sagte Flath.Teilzeitverträge führten zu dem falschen Eindruck, dass Lehrer nichtgebraucht würden. «Das wird in wenigen Jahren ganz anders sein. DieZahl der Grundschüler ist bereits leicht gestiegen.»
Auch für Sachsens Mittelschul- und Gymnasiallehrer werde die neueVereinbarung der Grundschullehrer ein Signal dafür sein, dass nacheinem längeren Zeitraum aus Teilzeit wieder Vollzeit werden könne.Die CDU/SPD-Koalition habe sich vorgenommen, «die Vernetzung vonGrundschulen mit Kindergärten zu verbessern, um die Potenziale, diein den Mädchen und Jungen stecken, frühzeitig zu erschließen». Wennes künftig immer weniger junge Menschen gebe, müssten sie umso besserausgebildet werden. «Eine bessere Zukunftsvorsorge sehe ich nicht»,sagte Flath und fügte hinzu: «Es bleibt bei der Prioritätensetzungfür Bildung in Sachsen.»
Die Teilzeitvereinbarung für Grundschullehrer war im Februar 1997geschlossen worden, um trotz des Schülerrückgangs dieWeiterbeschäftigung aller Lehrer garantieren zu können. Deshalb warenArbeitszeit und Verdienst seit dem Schuljahr 1997/1998 schrittweiseauf 57 Prozent abgesenkt worden. Damals war vereinbart worden, dassdie 12 000 Grundschullehrer mindestens bis zum Jahr 2010 verkürzteArbeitszeiten bei Einkommenseinbußen hinnehmen müssen.
Als Ausgleich dafür war ihnen Kündigungsschutz gewährt worden. Beisteigenden Schülerzahlen sollte die Stundenzahl wieder wachsen, hießes weiter. Die Zahl der Grundschüler sank von damals 218 000 auf rund92 000 im Jahr 2002. Seitdem stieg sie stetig auf 110 000Grundschüler im vergangenen Schuljahr. Sie werden von knapp 9000Lehrern an 790 Einrichtungen unterrichtet.