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Zusteller als Diebe Zusteller als Diebe: So groß ist das Problem mit dem Paketdiebstahl in der Region

Von Christiane Rasch 17.07.2017, 10:00
Auch in Sachsen-Anhalt schlagen Paketdiebe immer wieder zu. (Symbolfoto)
Auch in Sachsen-Anhalt schlagen Paketdiebe immer wieder zu. (Symbolfoto) dpa-tmn

Halle (Saale)/Leipzig - Diebe in der Belegschaft bereiten Zustellunternehmen in Sachsen-Anhalt, aber auch bundesweit zunehmend Probleme. Allein im Land registrierte die Polizei in den vergangenen Monaten mehr als ein Dutzend Fälle. Nach Informationen einer Sprecherin der Polizeidirektion in Halle habe es 2016 in neun Fällen Hinweise und einen begründeten Verdacht gegen Mitarbeiter verschiedener Zustellfirmen gegeben.

Auch 2017 sei wegen Unterschlagung von Sendungen bereits ermittelt worden. Ebenso neun Fälle verzeichnete 2016 die Polizeidirektion in Dessau-Roßlau. „Jedes Mal nutzte der Beschuldigte aufgrund seiner Tätigkeit  als Zusteller  die Möglichkeit, Warensendungen zu unterschlagen“, so Sprecherin Doreen Wendland.

DHL & Co.: Hoher Schaden durch Paketdiebstahl

Dabei handelte es sich um Pakete, Päckchen und Briefe. Ähnliche Erfahrungen macht auch die Polizei in Sachsen: „Wir ermitteln regelmäßig“, sagte Maria Braunsdorf, Polizeisprecherin in Leipzig.

Die genaue Schadenssumme ist unbekannt. Nach Schätzungen von Experten dürfte sie aber mindestens in die Zehntausende gehen. Im April durchsuchten Ermittler in Zwenkau bei Leipzig die Wohnung eines Paketfahrers. Dort fanden sie 350 Sendungen und fast 200 Gegenstände, die bereits ausgepackt waren, darunter Notebooks und Smartphones.

Einen Teil der über Monate gestohlenen Ware hatte der 26-Jährige bereits im Internet verkauft. Und auch bei einer Razzia in Leipzig flog kürzlich ein 35-Jähriger auf. Er soll dutzende Sendungen unterschlagen haben.

Fall in München: Zusteller klaut Pakete im Wert von 7.000 Euro

In seiner Wohnung und in einem Transporter stießen Ermittler auf zahlreiche Briefe und Pakete, die der Mann unrechtmäßig geöffnet hatte anstatt sie an die Empfänger auszuliefern. Und in München hatte ein Bote im Jahr 2016 Pakete im Wert von 7.000 Euro gestohlen.

Ein Sicherheitsexperte  verschickte ein präpariertes Paket, das ebenfalls verschwand. Das brachte die Ermittler auf die Spur eines Zustellers, in dessen  Wagen  später geöffnete Sendungen entdeckt wurden.

Tina Birke, Sprecherin von DHL, einem der größten Zustelldienste weltweit, bestätigte, dass es solche Fälle immer wieder gebe. Konkrete Zahlen nannte sie für ihr Unternehmen aber nicht. Sie ließ auch offen, ob in Sachsen-Anhalt und Sachsen gegen Mitarbeiter von DHL und von Zulieferunternehmen ermittelt wird.

Paketdiebstähle bei DPD: Anzeige erstattet

„Wir äußern uns nicht zu möglichen Ermittlungen.“  Betroffen ist aber nicht nur Branchenriese DHL. Beim Paketversand Hermes gab es einen solchen Fall zuletzt im Mai in Niedersachsen. Grundsätzlich werde zunächst intern ermittelt, erst bei einer Häufung von Fällen würden diese an die Polizei übergeben, sagte ein Konzernsprecher.

Komplett verhindern ließen sich solche Fälle nicht. „Wenn jemand betrügen will, findet er immer eine Lücke.“ Auch DPD verzeichnete zuletzt einige Paketdiebstähle. Danach sei Anzeige erstattet worden, sagte eine Sprecherin. Elena Marcus-Engelhardt vom Bundesverband Paket & Express Logistik betont, „dass es sich um Einzelfälle und kein typisches Verhalten handelt.“

Und Simone Meisel, Juristin bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt sagt: „Schützen können sich Verbraucher vor Diebstahl nicht.“ Sie rät, wertvolle Inhalte nicht als Päckchen, sondern als versichertes Paket zu verschicken. Bei Verlust bestehe Anspruch auf bis zu 500 Euro Schadenersatz. Sollte die Ware mehr wert sein, sei eine Zusatzversicherung sinnvoll. (mz)